Auf dieser Seite finden Sie Gebets- oder Lesefrüchte
oder sonstige Erkenntnisse aus meinem Glaubensleben,
die mir wichtig geworden sind.
Sie sind herzlich eingeladen, darauf zu reagieren.
Geistliches Tagesthema vom 1. Oktober 2024
Auf dem kleinen Tisch in meinem Arbeitszimmer, an dem ich auch bete, steht eine Pflanze. Es ist ein Geldbaum, auch Pfennigbaum genannt, Crassula ovata, aus der Gattung Dickblatt.
Mein Geldbaum ist eher ein kleines Gebüsch, das sich nach drei Seiten ausbreitet. Die Zweige gehen in die Breite und in die Höhe, die Blätter sind nach vorne, dem Licht entgegen ausgerichtet. Das Ganze schaut ein bisschen einseitig und nicht besonders schön aus, die Ausrichtung aber fasziniert mich: Die Pflanze hat sich inzwischen komplett dem Fenster zugewandt.
Natürlich weiß ich vom Schulunterricht, dass Pflanzen von der Fotosynthese leben und Sonnenlicht in Energie umwandeln. Das Ganze ist also kein Zufall, sondern ein Gesetz der Biologie.
Aber – und das ist mir jetzt aufgefallen: Ich bin ebenfalls in diese Richtung ausgerichtet. Am Blumentopf der freien Seite meiner Pflanze lehnt das Kreuz, vor dem ich beim Beten sitze. Wir beide schauen also in die gleiche Richtung: Meine Pflanze richtet sich zum Licht hin aus, ich mich zum Kreuz, das an ihrer Rückseite lehnt. Uns beiden tut das gut und gibt uns Kraft zum Leben.
Manchmal braucht man eine Weile, bis man Wichtiges wahrnimmt...
Geistliches Tagesthema vom 24. September 2024
Vom Kreiseerntedankfest berichtet unsere Tageszeitung auf fast einer ganzen Seite. Am vergangenen Sonntag hat es stattgefunden und war ein großer Erfolg. Man kann man lesen, wieviele Stände es bei dem Fest gegeben hat (80); wieviele Biersorten anlässlich des parallelen Genusstags der Genusslandschaft Bamberg schon gebraut wurden (10); wer gesungen und gespielt hat und was der Schirmherr aus München gesprochen hat. Die große Anzahl der Gäste wird hervorgehoben (10.000); die vielfältigen Leistungen der Menschen werden ins rechte Licht gerückt.
Der ökumenische Gottesdienst wird nur am Rande erwähnt – eben, dass er stattgefunden hat.
Die Gnade, dass etwas wächst, das wir ernten und von dem wir leben können, ist offensichtlich eine Selbstverständlichkeit; die Frage, ob mit unserer Verteilung der Güter alles in Ordnung ist, kommt nicht vor.
Steht es so in der Zeitung, weil die Menschen es so sehen? Oder sehen die Menschen es so, weil so selten etwas darüber zu hören und zu lesen ist? Diese Frage treibt mich seitdem um…
Geistliches Tagesthema vom 17. September 2024
Das hätte ich nicht erwartet: Im Losungsheft steht ein Vers aus einem Lied, das 1986 zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gedichtet wurde. Diese Sammlung von Bibelworten und geistlichen Texten enthält somit auch politische und deutlich gesellschaftskritische Aussagen – unter Bezug auf Gott.
Ich staune darüber, ich freue mich – und ich teile meine Eindrücke. Darum hier noch ein Vers aus diesem Lied von Detlef Block mit dem Titel „Die Erde, die du schufst, war gut“:
Herr über Schöpfung und Gewalt / und alle Elemente,
gebiete doch dem Missbrauch Halt, / der uns vernichten könnte.
Gib statt Gefahr und Strahlennot / gesunde Luft und Frieden
und wehr dem unsichtbaren Tod / in Ost, West, Nord und Süden.
Es gibt in dieser Welt ja tatsächlich noch etliche Bereiche, wo lebensdienliches Handeln angezeigt ist.
Geistliches Tagesthema vom 11. September 2024
Gestern wurde meine älteste Enkelin eingeschult. Sie wohnt weiter weg und ich musste früh in den Zug steigen. Der war überraschend voll; offensichtlich hatten viele Menschen etwas vor.
In Forchheim war dann für uns alle Schluss. Notarzteinsatz im Gleis. Wir standen eine Stunde. Meine Tochter, die in Erlangen zusteigen wollte, wartete dort am Bahnhof. Nichts ging mehr. Schließlich ging es weiter. Mit tausenden anderen Menschen kamen wir zu spät.
Ich dachte an den Menschen, der das Geschehen ausgelöst hatte. An die, die vor Ort damit umgehen mussten – und an die Vielen, die indirekt davon betroffen waren, wie unsere Familie. Es gibt hier keine einfachen Antworten, aber es haben wohl viele Sichtweisen ihr eigenes Recht. Gott! Hilf uns, besser miteinander umzugehen!
Geistliches Tagesthema vom 3. September 2024
Ich glaube, dass wir Menschen von Gott gewollt sind, dass er uns auf unserem Weg durch diese Welt begleitet und uns am Ende in sein Reich aufnimmt. Jesus hat das gesagt und mit seinem Leben gezeigt.
Trotzdem bin ich immer wieder mies drauf, manchmal schon am Morgen, wenn ich aufwache – und oft, ohne dass ich einen Grund erkenne. So muss ich mir das Gefühl von Geborgenheit und Zuversicht immer wieder neu erringen. Das ist mühsam, aber ich kann es nicht ändern.
Zum Glück gibt es Hilfe. Heute war es das Gesangbuchlied „Mein erst‘ Gefühl sei Preis und Dank“ (EG Nr. 451), aus dem der 3. Text im Losungsheft stammt. Es beschreibt genau diese Entwicklung. Ich danke dem Dichter Johann Fürchtegott Gellert für seine Gedanken und bin froh, mit meinen Kämpfen nicht alleine zu sein.
Geistliches Tagesthema vom 27. August 2024
Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren – so heißt es in der Losung heute. Was aber ist das, was man hören und bewahren soll?
Der Inhalt des Glaubens lässt sich so zusammenfassen: Gott hat unsere Welt gut geschaffen und führt sie trotz aller Probleme auch zu einem guten Ende. Jeder Mensch darin ist von Gott gewollt und hat seinen Platz in der Welt und in der Ewigkeit. Aus diesem Glauben dürfen wir leben und sollen uns nicht davon abbringen lassen.
Es scheint also sehr leicht zu sein, selig zu werden – aber alle, die das versuchen, erzählen davon, wie oft der eigene Geist auch die klarsten Aussagen in Frage stellt. Es ist daher eine sehr schwere Aufgabe, die eigene Glaubensgewissheit zu bewahren. Eigentlich schafft man das nur miteinander.
Geistliches Tagesthema vom 20. August 2024
Abrahams Knecht schwieg still, bis er erkannt hätte, ob der Herr zu seiner Reise Gnade gegeben hätte oder nicht.
Dem 24. Kapitel im 1. Buch Mose ist dieser Satz, die heutige Losung, entnommen. Mich hat das geschilderte Verhalten so neugierig gemacht, dass ich nachgelesen habe – und die Geschichte, die hier erzählt wird, ist überaus eindrücklich und sehr fremd. Wer fragt heute schon nach dem Willen Gottes? Und wer ist bereit, zu schweigen, bis er diesen Willen erkannt hat?
Ich habe in der letzten Zeit viele sehr schöne Sachen unternommen und war viel unterwegs. Jetzt freue ich mich darauf, wieder mehr still zu werden und zu hören. Ich glaube, das tut meiner Seele gut.
#Geistliches Tagesthema vom 30. Juli 2024
Am Wochenende war ich mit dem eineinhalb Jahre alten Enkelsohn im Freibad. Er läuft gerne – und ich hinterher, um ihn im Auge zu behalten. So kamen wir durch den Duschbereich vor dem Schwimmbecken, wo nur wenige Zentimeter Wasser standen. Er merkte, dass hier etwas anders ist, kehrte er um und lief noch einmal hindurch. Und dann noch einmal und noch einmal. Dann fing er an, mit den Füßen zu trampeln, dass das Wasser spritzte – und lachte und lachte. Immer wieder trampelte er in die kleine Pfütze und freute sich über das, was er auslöste.
Erst sah ich zu, dann trampelte ich mit. Er lachte noch mehr und ich auch. Waren es 3 Minuten oder fünf oder zehn? Ich weiß es nicht! Ich hatte die Zeit vergessen...
Jetzt sind die Enkelkinder wieder weg und ich denke: Wie wenig braucht es doch, um glücklich zu sein. Warum vergesse ich das nur so oft?!?
Geistliches Tagesthema vom 23. Juli 2024
Ich habe einen alten Konflikt in der Familie. Er währt schon etliche Jahre – und nichts geht voran. Das Gegenüber verweigerte jedes Gespräch über mögliche Ursachen und Hintergründe.
Gestern überfiel mich das Verlangen, die Sache noch einmal anzugehen – ganz ohne Erklärung. Vielleicht wäre es gut, einen Schritt auf den Anderen zuzugehen!?! Vielleicht würde sich etwas lösen – und eine Last fiele ab.
Es war nicht einfach, den Brief zu schreiben. Es brauchte mehrere Anläufe. Schließlich war er fertig – und dann fehlte die Adresse. Die Person war inzwischen umgezogen.
Ich wandte mich an ein anderes Familienmitglied. Ich bekam die nötige Information – und einen Rat: Gerade wäre es schlecht, dem Menschen ginge es nicht so gut, ob ich nicht lieber noch warten möchte, dann wären die Erfolgsaussichten wohl größer…
Ich habe überlegt – und mich dagegen entschieden. Es geht nicht darum, Druck zu machen. Es geht um ein Angebot, eine Befreiung, eine Lösung. Vielleicht hilft das auch in der schwierigen Situation.
Bin ich stur? Oder stimmt mein Gefühl, dass dieser Impuls gerade jetzt vielleicht doch von Gott eingegeben wurde. Wer bin ich dann, ihn zu unterdrücken?
Der Brief geht raus. Ich werde sehen, was geschieht…
Geistliches Tagesthema vom 16. Juli 2024
Ein 25jähriger Autist, der im Rollstuhl sitzt und kaum kommunizieren kann, schreibt heute im Losungsheft: Gott hat mir ein schweres Päckchen mit auf den Weg gegeben. Er wird wissen, warum dies nötig war. Ich suche nach einem Weg, es in eine Perle zu verwandeln, und ich will mich auf keinen Fall entmutigen lassen durch meine Behinderung.
Ich lese diese Sätze immer wieder.
Ich kenne Krankheit und das, was sie der Seele antun kann. Ich staune über die Kraft dieses jungen Mannes – und darüber, was das Internet an Informationen immer wieder zu Tage fördert. Zumindest heute fällt es mir leichter mit meinen eigenen Einschränkungen zu leben.
Es gibt doch jeden Tag Gründe, Gott zu danken...
Geistliches Tagesthema vom 9. Juli 2024
Vier Wochen waren wir in Irland gewesen, einem wundervollen Land. Viele besondere Erfahrungen haben wir dort gemacht.
Dann noch eine Woche auf dem Pfarrkonvent mit Menschen, die mir in manchem nahestehen. Auch das war schön!
Jetzt sind die großen Dinge dieses Jahres gewesen, es kommt wieder der Alltag.
Ich freue mich darauf – und ganz besonders auf das neue Eintauchen in die Gottesbeziehung.
Im Losungsheft steht heute:
Friede sei nun mit euch allen, die ihr bittend vor Gott steht;
denn mit Händen voller Segen Christus durch die Reihen geht,
reichlich zu beschenken jeden, der um seinen Segen fleht.
Geistliches Tagesthema vom 28. Mai 2024
Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr, sagt heute die Losung. An dieser Aussage kann man gut die beiden Dimensionen des Glaubens erkennen.
Da ist einmal die Sachaussage: Natürlich habe ich meine Augen und Ohren nicht selbst gemacht. Auch kein anderer Mensch auf dieser Welt hat sie für mich hergestellt. Sie wurden mir verliehen, geschenkt, von Gott wie fast jedem Menschen anvertraut.
Aber wie viele Menschen haben Ohren und hören das Wesentliche nicht, was Andere um sie herum quält?! Wie viele Menschen sind blind für das, was in unserer Welt in diesem Moment getan werden muss?! Und dann wieder gehen einem die Ohren auf und die Augen über und wir fragen uns: Wie konnten wir so lange an dieser Tatsache vorbeigehen? Das ist die zweite, die innere Dimension dieser Aussage, die mich so sehr anspricht.
Der Theologe und Kirchenlieddichter Thomas Laubach hier aus Bamberg wird dazu mit den Worten zitiert: Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz, das seinen Ohren traut in dieser Welt. Schenke mir, Gott, ein sehendes Herz, das mir die Augen öffnet für die Welt.
Geistliches Tagesthema vom 21. Mai 2024
Was ist die wichtigste Sache für ein erfolgreiches Leben? Menschen würden wohl vieles aufzählen, wenn man ihnen diese Frage stellt: Geld, einflussreiche Freunde, die richtige Ausrüstung, aber auch körperliche Kraft und mentale Stärke. All das hilft, um im Leben Erfolg zu haben.
Der Wochenspruch für das Pfingstfest nennt an dieser Stelle etwas anderes. Er sagt: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.
Nicht die Ausrüstung ist entscheidend und nicht die eigene Stärke. Es ist allein der Wille Gottes, der zählt. Entspricht man ihm, kann man alles schaffen. Entspricht man ihm nicht, ist alle Anstrengung vergebens.
Darum: Die wichtigste Frage vor allen Investitionen in die eigenen Dinge ist. Handle ich im Sinne Gottes? Wenn man diese Frage bejahen kann, dann ist das Wichtigste geschehen.
Geistliches Tagesthema vom 14. Mai 2024
Ich merke immer wieder, dass ich im Denken und Empfinden von der Mehrheitsmeinung abweiche. Nicht nur in der Politik und in Glaubensfragen gehöre ich oft zu einer Minderheit, auch im Familien- und Freundeskreis bin ich selten bei den Mehrheitsüberzeugungen.
Manchmal bin ich stolz auf meine Eigenständigkeit im Denken und Glauben, manchmal sehne ich mich nach der Geborgenheit der Vielen. Oft spüre ich die Mühe, die es kostet, den eigenen Weg zu gehen.
Dann tröstet mich ein Lied, wie das von Philipp Spitta, das heute im Losungsheft steht. Er kennt ebenfalls beiden Seiten des Glaubenslebens, sagt aber klar: Ja, Herr Jesu, bei dir bleib ich, so in Freude wie in Leid; bei dir bleib ich, dir verschreib ich mich für Zeit und Ewigkeit (Evang. Gesangbuch 406,4).
Mir haben seine Worte Kraft gegeben.
Geistliches Tagesthema vom 7. Mai 2024
Darf man Jesus loben? Oder stellt man sich damit über den Sohn Gottes? Eine Antwort auf diese Frage scheint mir gar nicht so einfach.
Es stimmt ja: Oft vermittelt ein Lob den Eindruck eines Oben und Unten. Da ist einer, der es weiß und einer der noch unsicher ist. Eine hat den Überblick, die Andere muss noch auf die richtige Spur gebracht werden.
Andererseits kann ein Lob ja einfach aus einem Glücksgefühl kommen: Das, was das Gegenüber macht hat, spricht mich total an, tut mir gut, freut mich in tiefster Seele. Dann hat Loben überhaupt nichts mit Oben und Unten zu tun und ist einfach Ausdruck der Freude.
Ach ja! Der Grund für diese Gedanken liegt im heutigen neutestamentlichen Vers im Losungsheft. Eine sehr bekannte Bibelstelle aus dem Markusevangelium wird hier in einer Übersetzung der Zürcher Bibel wiedergegeben und lautet dann so: Der Schriftgelehrte sagte zu Jesus: Schön hast du das gesagt, Meister, und du hast Recht! Einer ist Gott, und einen anderen außer ihm gibt es nicht.
In jedem Fall ist das eine ganz besondere Form des Lobens Gottes…
Geistliches Tagesthema vom 30. April 2024
Vielen Menschen – sagt zumindest unsere Tageszeitung heute – ist es wichtig, wie Menschen denken. Das Wertesystem, die Moral ist fast so etwas wie ein neues Statussymbol geworden, mit dem sich manche Menschen schmücken.
Andere wiederum beurteilen Menschen nicht nach ihren Worten, sondern nach ihren Taten. Entscheidend ist für sie nicht, wie Menschen reden, entscheidend ist ausschließlich, was sie tun. Darauf kommt es an!
In einem Lied zur Taufe, das heute im Losungsheft steht, ist das Wertesystem der christlichen Religion zusammengefasst. Im Lied mit der Nummer 211 im Evangelischen Gesangbuch heißt es:
Eh wir entscheiden Ja und Nein
gilt schon für uns: Gerettet sein.
Dank sei Dir, dass das Heil der Welt
Nicht mit uns selber steht und fällt.
Solches Denken – wenn es sich denn verbreiten würde – würde wohl einiges von der Verbissenheit wegnehmen, mit der sich heute viele Menschen beharken und bekriegen. Und wer an einen gnädigen Gott glaubt ist gegenüber seiner Umwelt auch nicht automatisch gleichgültig. Fast möchte ich sagen: Ganz im Gegenteil!
Geistliches Tagesthema vom 24. April 2024
„Bamberger Hobbygärtner zittern“ (wegen möglicher Frostschäden) – „Demenz geht uns alle an“ (Was Betroffene tun können) – „Die Spitze(l) des Eisbergs“ (Über unser Land als Zielscheibe von Spionen).
Diese Schlagzeilen stammen von der ersten Seite unserer heutigen Tageszeitung. Im Innere
des Blatts Berichte über eine Studie zur Frage, wann Menschen alt sind (und was das heißt) und über den permanenten Krisenmodus der jungen Leute von heute. Dazu der Krieg in Gaza, die Ukraine, Trump etc. etc.
Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden.
Kann man angesichts dieses Befundes sagen: Nie war die Losung wichtiger als Heute? Ich habe meine Zweifel, wenn ich an die Zeitung morgen denke. Aber dass es wichtig ist, an das Gute erinnert zu werden, daran habe ich keine Zweifel – und will es auch immer wieder tun!
Geistliches Tagesthema vom 16. April 2024
Der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht, sagt die heutige Losung.
Was geschieht dann mit der Finsternis? Verschwindet sie? Oder spielt das, was einem das Leben schwer und finster macht, keine Rolle mehr?
An dieser Frage hänge ich – auch im Blick auf den Lehrtext im Losungsheft.
Es scheint wohl so zu sein, dass die Finsternis der Welt durch den Glauben nicht einfach verschwindet. Sonst würde der Psalmbeter auch nicht von „seiner Finsternis“ reden. Der Glaube fügt dem Leben in der Welt und der Finsternis viel mehr eine andere Kategorie, eine neue Sichtweise hinzu. Sie lässt das bisher Dunkle neu, anders, unbedeutend erscheinen. Es bleibt, aber es spielt keine Rolle mehr.
Nicht einfach – aber auch tröstlich!
Geistliches Tagesthema vom 9. April 2024
Meinst Du, dass ich gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? So fragt die heutige Tageslosung.
Wen fragt Gott hier eigentlich? Sie? Mich? Wen?
Und wenn er mich fragen würde – was würde ich antworten? Muss Strafe sein? Ist es ein Vergehen, nicht an Gott zu glauben, das bestraft werden muss? Oder straft der- oder diejenige sich nicht vielmehr schon lange selber? Warum hält Gott es für nötig, so eine Aussage zu treffen? Wer denke so?
Diese Fragen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich heute Morgen die Losung gelesen habe…
Geistliches Tagesthema vom 2. April 2024
Eine schöne Zusammenfassung unseres Glaubens steht heute im Losungsheft. Ruth Näf Bernhard hat sie geschrieben. Mit kurzen Erläuterungen will ich sie wiedergeben.
Zuflucht bei dir. Es gibt einen Ort, wo es uns gut geht.
Flucht zu dir. Es gibt Situationen, aus denen müssen wir raus – zumindest innerlich.
Heimweh nach dir. Wer die Kraft von Geborgenheit erfahren hat, sucht sie immer wieder.
Wohnung in dir. Wer innere Zuflucht hat übersteht auch schwierige äußere Situationen.
Wohl mir bei der Suche. Die Kraft des Glaubens wirkt von Anfang an; nicht erst, wenn man die Fülle hat.
Geistliches Tagesthema vom 19. März 2024
Meine Hand will derzeit nicht so, wie ich es von ihr erwarte. Zum Glück habe ich inzwischen eine Diagnose und auch eine Therapie. Der Wohnwagen macht nach der Winterpause Probleme – dabei wollen wir doch für ein paar Tage weg! Und ich habe mit einer Erwartung zu tun, die mich unter Druck setzt; damit umzugehen ist nicht einfach.
Was macht man, wenn nichts wirklich so geht, wie man es möchte? Die Losung heute sagt: Zuflucht ist bei dem Gott, der von alters her ist.
Im Gebet wird mir klar, wo meine Probleme liegen – und ich habe erste Ideen, wie ich damit umgehen kann. Gott löst selten unsere Probleme – aber er zeigt uns oft die Richtung, wo wir Hilfe finden können. Das ist nicht wenig. Mein Pensum für heute steht jedenfalls fest …
Geistliches Tagesthema vom 12. März 2024
Ein Minidrama in drei Akten entfaltet das Losungsheft heute.
Im Alten Testament steht eine Warnung vor bösem Tun: Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt.
Paulus kehrt die Sache im Neuen Testament ins Positive: So haben wir Herzenslust an euch und sind bereit, euch teilhaben zu lassen nicht allein am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem Leben; denn wir haben euch liebgewonnen.
Der dritte Text schließlich zeigt die Grenze aller guten Absichten auf. Der ehemalige Schweizer Dichter und Pfarrer Kurt Marti fragt: Und wie nun komme ich über meinen Ichberg zu dir?
Es bleibt hier offen, ob das angesprochene „Du“ der Nächste oder Gott selber ist. Realität ist der „Ichberg“ jedes Menschen, der in jedem Fall eine Herausforderung ist.
Geistliches Tagesthema vom 5. März 2024
Heute stand ein Satz im Losungsheft, den ich gar nicht glauben wollte. Dabei stammt er sogar von Jesus selbst! Er lautet: Alles, was ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.
Der Vers steht im 11. Kapitel des Markusevangeliums und beschreibt eine Haltung, die bei Jesus öfter durchscheint: Gott kann alles wirken, was nötig ist – wenn wir’s nur glauben und ihn darum bitten!
Ich könnte mich freuen über diese Verheißung Jesu, die so viele Möglichkeiten birgt. Tatsächlich erschrecke ich eher über die Tatsache, wie viel an meiner eigenen Haltung hängt. Denn immer wieder – ich muss es gestehen – bin ich das, was man „kleingläubig“ nennt. Ich zögere, relativiere, will nicht zu viel erwarten.
Ich glaube, ich muss mich noch einmal überdenken…
Geistliches Tagesthema vom 27. Februar 2024
Erhalt mir, Herr, das Glaubenslicht,
den Blick auf deinen Tod,
die immer feste Zuversicht
zu dir, dem Freund in Not,
den Trost, dass ich dein Eigen bin,
das Dankgefühl der Sünderin,
die Liebe warm durch deine Glut;
und bleib mein höchstes Gut.
Die innige Verbindung eines Menschen mit Christus zeigt das Losungsheft heute. Die deutsche Dichterin Renata Eleonore Reichel hat diesen Vers im Jahr 1806 geschrieben. Aus verschiedenen Blickwinkeln schaut sie auf das Verhältnis zu Jesus und bittet ihn, ihre Beziehung zu ihm zu erhalten – ganz nach dem Vorbild der Frau aus dem Lukasevangelium (7,36ff).
Dieser Vers ist gut zum Meditieren geeignet und lässt staunen über die Kraft einer Seele.
Geistliches Tagesthema vom 20. Februar 2024
Ihr aber, meine Lieben,
baut euer Leben auf eurem allerheiligsten Glauben,
und betet im Heiligen Geist
und bewahrt euch in der Liebe Gottes
und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus
zum ewigen Leben.
Was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Die Frage des Reichen Jünglings aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 19) findet im Lehrtext aus dem Losungsheft eine andere Antwort. Die hebt Jesu eigene Worte nicht auf, vielmehr fasst sie zusammen, was ein Leben aus dem Glauben ausmacht: Gottvertrauen, Gebet, Liebe – und noch einmal Gottvertrauen.
Klingt einfach – ist aber alles andere als das.
Geistliches Tagesthema vom 15. Februar 2024
Derzeit geht viel nicht so, wie ich es mir wünsche.
Eine Krankheit wirft die Wochenplanung um; ich komme nicht zu den Dingen, die mir wichtig sind; im Umfeld machen Viele Vieles anders, als es mir sinnvoll erscheint; gute Ideen von mir werden nicht beachtet: ich muss Anliegen ablehnen, die mir zu viel werden.
Martin Luther soll einmal gesagt haben: Wenn nicht geschieht, was ich will, wird geschehen, was besser ist.
Ob ich je einmal zu so einer Haltung komme? Mein Leben ganz und gar Gott anzuvertrauen?
Ich übe daran – und habe derzeit auch viel Gelegenheit dazu…
Geistliches Tagesthema vom 6. Februar 2024
Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit,
die mir der Herr, der gerechte Richter,
an jenem Tag geben wird,
nicht aber mir allein,
sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.
Mir gefällt am heutigen Lehrtext im Losungsheft
zum Einen die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein;
zum Zweiten die Demut, nicht der einzig Gerechte auf der Welt zu sein
und schließlich die Überzeugung, dass Liebe der tragende Grund von allem ist.
Eine solche Lebenshaltung muss an jedem Tag neu bewährt werden – und das ist in den Stürmen unseres Lebens nicht einfach. Aber es gibt nichts Besseres, als Gott zu vertrauen und Liebe zu üben.
Geistliches Tagesthema vom 30. Januar 2024
Hilf, Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.
Der Liedvers von Gustav Lohmann aus dem Losungsheft spricht mich sehr an. Er sagt mir: Es gibt einen Grund, warum Gott mich so gemacht hat, wie ich bin. Er hat sich etwas dabei gedacht. Es gibt eine Stelle auf der Erde, wo ich genau hinpasse. Niemand kann mich ersetzen, wenn ich dort nicht bin.
Ich ziehe daraus den Schluss, immer wieder auf Gott zu schauen und zu hören. Was sagt er mir? Wo will er mich haben? Was soll ich tun? Und nicht zu zögern, wenn ich weiß, was zu tun ist…
Geistliches Tagesthema vom 23. Januar 2024
Derzeit denke ich immer wieder darüber nach, was in der geistlichen Begleitung eigentlich geschieht. Was ist Geistliche Begleitung, was hilft Menschen, die sich auf sie einlassen?
Eine Antwort ist die mir heute Morgen im Gebet gekommen: Geistliche Begleitung geht davon aus, dass es einen Gott gibt, der an der Welt und an jedem Menschen Interesse hat und der ansprechbar ist. So geht sie ein Stück Weg mit dem Gegenüber und sucht nach Zeichen der Gegenwart Gottes in diesem Leben. Zugleich will sie Wege und Möglichkeiten entdecken, diese Kraft anzusprechen und in das jeweilige Leben zu leiten.
Geistliche Begleitung ist so keine Technik, die Fähigkeiten im Menschen weckt oder trainiert. Vielmehr richtet sie sich auf die Kraft des Himmels aus und versucht, diese erfahrbar und nutzbar zu machen.
Geistliches Tagesthema vom 16. Januar 2024
Wachsen möge es, Gott, unser Vertrauen zu dir;
dass wir den Weg bis jetzt nicht ohne dich gegangen sind –
und wachsen möge es, dass du den weiteren mit uns gehen willst,
denn unser Weg ist nicht ohne dich zu denken.
An diesem Gebet des vor 12 Jahren verstorbenen Baseler Pfarrers Clemens Frey – der dritte Text zu den heutigen Losungen – fasziniert mich besonders der erste Teil. Viele Menschen beten, dass Gott in Zukunft mit ihnen sein möge – Clemens Frey bittet hier aber, dass unser Vertrauen in die Führung Gottes auf unserem bisherigen Weg wachsen möge.
Offensichtlich ist das Einwirken Gottes in unserer Welt nicht so leicht erkennbar. Offenbar braucht man auch zu solchem Vertrauen die Hilfe Gottes.
So lange bete ich schon – und immer wieder begegnet mir etwas Neues. Wie schön!
Geistliches Tagesthema vom 9. Januar 2024
Der Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti hat im Jahr 1971 seinen Glauben einmal in diese Worte gefasst:
1. Der Himmel, der ist, // ist nicht der Himmel, der kommt, // wenn einst Himmel und Erde vergehen.
2. Der Himmel, der kommt, // das ist der kommende Herr, // wenn die Herren der Erde gegangen.
3. Der Himmel, der kommt, // das ist die Welt ohne Leid, // wo Gewalttat und Elend besiegt sind.
4. Der Himmel, der kommt, // das ist die fröhliche Stadt // und der Gott mit dem Antlitz des Menschen.
5. Der Himmel, der kommt, // grüßt schon die Erde, die ist, // wenn die Liebe das Leben verändert.
Marti beschreibt so die christliche Hoffnung auf ein neues Leben im Reich Gottes – die heute und jetzt schon wirksam werden kann, wenn Menschen sich danach richten.
Jetzt und heute aus der Liebe Gottes leben, darauf kommt es jeden Tag neu an.
Das ist christliches Glaube – kurz und einfach gesagt, aber nicht einfach umzusetzen. Doch es lohnt sich – für die Welt und für uns selbst.
Geistliches Tagesthema vom 2. Januar 2024
Als Gott aus Deutschland verschwand – mit diesen Worten betitelt unsere Tageszeitung heute einen Bericht über Aussagen von Georg Bätzing zur 6. Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung. „ Der Mitgliederverlust ist rasant, die gesellschaftliche Bedeutung schwindet“ wird der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zitiert.
Es gibt viele Gründe für diese Entwicklung und noch mehr Diskussionen über die Frage, woran das liegen und wie man dem Befund begegnen könnte. Klar ist aber: Wer der Kirche den Rücken kehrt, der verliert auch schnell seinen Glauben. „Ohne kirchliche Praxis, ohne Anbindung an eine Gemeinde verdunstet der Gottesglaube schnell“, heißt es in dem Artikel.
Ohne Glauben an Gott bleibt uns aber nur die menschliche Realität. Es muss sich zeigen, ob ein Leben ohne Hoffnung auf eine andere Macht als die menschlichen Fähigkeiten und Bereitschaften wirklich besser ist.
Die Losung zum heutigen Tag heißt: Mit Freuden will ich dir Opfer bringen und deinem Namen, Herr, danken, weil er so tröstlich ist. Die Erkenntnis, dass es sich lohnt, etwas für das eigene Seelenheil zu tun, muss sich wohl erst noch durchsetzen.
Geistliches Tagesthema vom 28. Dezember 2024
Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz der Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst.
Zur heutigen Losung aus Psalm 104 hat das Autorenteam wieder einen besonderen Schatz von Martin Luther ausgegraben. Aus gegebenem Anlass will ich vorher darauf hinweisen, dass manche der folgenden Gedanken nicht politisch korrekt sind. Die Grundaussage ist aber hochaktuell.
Martin Luther schreibt: Alle Kreaturen schreien uns an, dass wir Gott dankbar sein sollen.
Wenn wir Augen und Ohren hätten, könnten wir sehen und hören, wie das Korn uns anredet: sei fröhlich in Gott, iss und trink, brauche mich und diene dem Nächsten!
Und wenn ich nicht taub wäre, so müsste ich hören, wie die Kühe sprechen bei ihrem Ausgang und Eingang: freut euch, wir bringen Butter und Käs, esset, trinket und gebet andern!
So sprechen die Hühner: wir wollen Eier legen.
So hör ich auch die Säue mit Freuden grunzen, weil sie Braten und Wurst bringen.
So sprechen alle Kreaturen mit uns. Und jedermann soll denken: ich wills brauchen, was Gott gegeben hat, und andern davon geben.
Geistliches Tagesthema vom 19. Dezember 2023
Herr, ich muss in meinem Leben mit Einschränkungen leben. Ich kann nicht alles das tun, was viele andere können. Aber Du hast mich in deiner unvergleichlichen Liebe gesucht und gefunden. Hilf mir, mein Leben immer wieder neu anzunehmen und es in deiner Kraft zu bestehen! Von ganzem Herzen danke ich dir (Gunter Lange).
Diese Worte habe ich heute im Losungsheft gefunden. Sie sind wohl eine Interpretation des heutigen neutestamentlichen Verses. Der steht im Römerbrief und lautet: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet (Röm 12,12).
Fröhlich zu sein, auch wenn man wichtige Dinge nicht hat, Geduld trotz Schwierigkeiten zu haben und leise aber nachdrücklich seinen Standpunkt bei Gott zu vertreten – das sind Haltungen, die wahrlich verdienen, bedacht und umgesetzt zu werden.
Geistliches Tagesthema vom 12. Dezember 2023
Im Losungsheft der Evangelischen Brüdergemeine habe ich heute wieder einen Vers gefunden, den ich nicht kannte – und das Lied natürlich nachgesehen. Der Text stammt von Detlev Block aus dem Jahr 1984, die Melodie ist von Melchior Vulpius aus dem Jahr 1609. Wir finden sie in unserem Gesangbuch mit einem anderen Text unter der Nummer 293.
Detlev Block scheint hier im Blick auf Gott eine Art Gebrauchsanweisung für Feiertage geschrieben zu haben. Die möchte ich gerne weitergeben:
Du hast am siebten Tag geruht // von allen deinen Werken
und willst uns durch das hohe Gut // der Rast und Muße stärken.
Du hast den Feiertag geweiht.
Nun segne uns auch diese Zeit
zum Freisein und zum Freuen.
Der Mensch erfährt sich nicht allein // in Arbeit und im Streben.
Entspannt, gelöst, beschenkt zu sein, // vollendet erst das Leben.
Dem öffne Herz und Blick und Ohr
nun wieder stärker als zuvor.
Wir wollen es dir danken.
Wir sind zu deinem Bild bestimmt. // Lass uns in diesen Tagen,
die keine Pflicht in Anspruch nimmt, // neu nach dem Glauben fragen,
dass jeder sich auf dich besinnt
und dadurch wieder Mut gewinnt,
sich selber anzunehmen.
Ich wünsche uns eine weiterhin gesegnete Adventszeit.
Geistliches Tagesthema vom 5. Dezember 2023
Die Exerzitien im Alltag begleitet in dieser Woche ein etwa 150 Jahre altes englisches Kirchenlied. „Abide with me“ heißt es im Original und hat in die Gesangbücher beider großen Kirchen Eingang gefunden. In der evangelischen Kirche wird es dabei übersetzt mit „Bleib bei mir, Herr, der Abend bricht herein“, im katholischen Gotteslob steht es unter der Überschrift „Bleib bei uns, Herr, die Sonne gehet nieder“.
Jede Kirche übersetzt das Lied also entsprechend ihrem Schwerpunkt: Die eine Kirche stellt das Individuum in den Mittelpunkt, die andere die Gemeinschaft.
Ich schmunzele ein bisschen über diese Eigenwilligkeit. Aber ich freue mich, dass alle sich darin einig sind, dass unser Leben nur dann bestehen kann, wenn es sich an der Begleitung Gottes ausrichtet. Die ist gegeben, darauf können wir uns verlassen – und das sollen wir in und mit unserem Leben erkennen lassen. Dazu gebe Gott uns heute die Kraft.
Geistliches Tagesthema vom 28. November 2023
In den Exerzitien war heute Morgen die Frage, ob mein Leben gestern auch ganz anders hätte verlaufen können?
Natürlich hätte das geschehen können – bei ganz vielen Gelegenheiten: Ich hätte mir beim Walken den Fuß brechen können, wie das im Sommer beim Zugfahren geschehen ist. Meine Frau hätte einen Unfall beim Fahrradfahren haben können, wie das meiner Mutter vor Jahren geschehen ist. Jemand aus der Familie hätte krank werden oder sterben können, wie das in diesem Jahr schon mehrfach passiert ist. In unserem Land hätte ein Krieg ausbrechen können wie in der Ukraine – und, und, und… Je nachdem hätte mein Leben eine gewaltige Veränderung erfahren.
Mache mich sensibel für die Kostbarkeit des Lebens – so heißt es in dem Gebet, das wir derzeit miteinander bedenken. Ich merke wieder einmal: Das ist ein wirklich gutes Gebet!
Geistliches Tagesthema vom 21. November 2023
Nun gibt es auch in der evangelischen Kirche einen Skandal um sexuellen Missbrauch. Die Ratsvorsitzende der EKD und westfälische Präses Annette Kurschus ist zurückgetreten.
Die Anschuldigungen gegen die Geistliche wurden in der Zeitung erhoben und nicht vor Gericht, wo sie geprüft und beurteilt worden wären. Die mutmaßlichen Taten wurden auch nicht ihr vorgeworfen, sondern jemandem, den sie gekannt hat. Sie hätte irgendwie handeln sollen…
Mich erschreckt dabei, wie Zeitungen und Medien immer mehr in die Rolle von Gerichten gedrängt werden. Man scheut den Gang zur Justiz – die genau für solche Fälle da und ausgebildet ist – und wendet sich lieber an die Öffentlichkeit. Zur Verurteilung reicht ein Medienvertreter, der die Anklage erhebt. Ein gleichrangiger Verteidiger oder gar ein übergeordneter Richter ist nicht mehr nötig. Das Urteil fällen wir alle: Weg vom Fenster, der/die nächste bitte…
Das alles hat nichts mehr mit Gerechtigkeit zu tun und erst Recht nichts mit dem biblischen Umgang mit Schuld. Früher nannte man das wohl Lynchjustiz. Mit gutem Grund ist sie abgeschafft worden.
Geistliches Tagesthema vom 14. November 2023
Ich hatte vor kurzem eine heftige politische Diskussion. Es ging natürlich um den Krieg im Nahen Osten.
Mein Gegenüber hat deutliche Sympathie für die Sache der Palästinenser erkennen lassen. Die teile ich. In unserer Diskussion aber klang es wie Verständnis für die Angriffe der Hamas. Das lehne ich völlig ab. Ich glaube, hier müssen wir tatsächlich unterscheiden.
Für die Palästinenser muss eine Lösung gefunden werden, das sieht wohl jeder. Bis dahin darf es aber keine Terrorangriffe auf Israel geben. Das sehen leider nur wenige Menschen so. Aber solange es solche Angriffe gibt, wird Israel sich wehren und eine Lösung rückt in weite Ferne.
Wir brauchen viel mehr Menschen, die sich für Gerechtigkeit auf beiden Seiten einsetzen. Erst dann wird es den Frieden geben, der so dringend nötig ist. Dafür lasst uns beten.
Geistliches Tagesthema vom 7. November 2023
Morgen gehen die Exerzitien los. Seit Sommer bin ich an den Texten gesessen. Ich habe Bilder und Lieder zum Thema gesucht. Ich habe Einladungen geschrieben und Werbung betrieben. Ich habe inzwischen ein Dutzend Hefte ausgedruckt und es hat sich eine Gruppe gefunden.
Jetzt kommt der Termin näher und es wächst die Anspannung. Wie wird es werden? Klappt alles, wie geplant? Das ist normal, trotzdem habe ich es ins Beten eingebracht. Denn schön ist das Gefühl nicht.
Die Anspannung ist gewichen. Nicht ich muss etwas leisten – ich habe vielmehr eine Hilfe gefunden, die mir im Leben gut tut und mich unterstützt. Davon erzähle ich. Darauf verweise ich. Ich lade Menschen zum Gottvertrauen und Beten ein und gebe weiter, was mir hilft.
Ich hoffe, die Menschen machen dieselben Erfahrungen und will dafür tun, was mir möglich ist. Alles andere liegt in Gottes Hand…
Geistliches Tagesthema vom 31. Okt. 2023
Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. So heißt das Bibelwort zum Reformationsfest – und es weist auf den Kern unseres Glaubens hin: Weil Jesus auferstanden ist wissen wir, dass der Tod nicht mehr das Ende ist. Es gibt noch etwas Anderes, das für unser Leben Bedeutung hat.
Das suchen wir – und wir suchen es natürlich bei dem, der uns diese Möglichkeit eines anderen Lebens aufgetan hat: bei Jesus Christus. Wie war das mit ihm, wie hat er gelebt, was hat er gesagt und getan und was könnte das alles für unser eigenes Leben bedeuten?
Solche Suche hat eine große Verheißung. Alleine die Tatsache, dass etwas anderes möglich ist, bringt schon Entlastung und Hoffnung, selbst wenn man nicht gleich etwas Großartiges findet. Tatsächlich aber gibt es nichts Größeres, als zu wissen, dass es auch ein anderes Leben gibt.
Geistliches Tagesthema vom 24. Oktober 2023
Viele Menschen beklagen die Unsicherheiten des Lebens. Worauf kann man sich verlassen? Woran kann man sich halten? Was soll man tun? Solche Fragen treiben viele Menschen um.
Fast provozierend antwort auf solche Klagen die Bibel. Das Leben ist gar nicht so kompliziert, es ist sogar ziemlich einfach, sagt sie. Im biblischen Wort für diese Woche heißt es: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott (Micha 6,8).
Sich auf die Zusagen Gottes immer verlassen; versuchen, sie im Alltag umzusetzen – mir gefällt hier besonders das Wort vom „üben“! – und damit rechnen, dass sich das Leben immer anders entwickeln kann, als man denkt.
Zugegeben: Es ist wirklich nicht einfach, im Leben zu Recht zu kommen. Aber das sind drei gute Vorsätze, die es wert sind, beachtet zu werden.
Geistliches Tagesthema vom 17. Oktober 2023
Wie schnell ändert sich das Leben! Drei Wochen waren wir in Kroatien, Urlaub am Meer und bei den Plitvicer Seen, Sonnenschein und herrliche Landschaft. Wir kommen zurück und es ist Krieg in Israel, dem Land, das uns so eng verbunden ist. Die Themen sind plötzlich ganz andere…
S’ist Krieg! Der Liederdichter Matthias Claudius hat ein Gedicht dazu geschrieben, das zu lesen und zu bedenken wert ist. Im Internet ist es leicht zu finden. Mir gefällt daran, wie er einen Krieg in seinen Auswirkungen beschreibt und trotzdem nicht plakativ verurteilt. Manche Kämpfe müssen ausgefochten werden! Aber wenn, dann immer in der Verantwortung vor Gott, der keinen Krieg will.
Hier die erste Strophe, die ich – wie das ganze Gedicht – in jedem Wort unterschreibe:
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!
Geistliches Tagesthema vom 19. September 2023
Ich beschäftige mich wirklich sehr viel mit dem Glauben und der Bibel – und werde doch immer wieder überrascht. Zum Beispiel heute Morgen, als ich die Tageslosung gelesen habe. Sie steht im 62. Psalm und lautet: Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht.
Ich habe in der Bibel nachgesehen und tatsächlich steht hier: Liebe Leute! Ich hätte vorher nicht geglaubt, dass in der Bibel Menschen irgendwo als „liebe Leute“ angesprochen werden. Das klingt für mich sehr freundschaftlich, fast umgangssprachlich und gar nicht nach hohen Worten aus der Heiligen Schrift.
Andererseits: So will dieses Buch ja eigentlich verstanden werden: als eine Anrede an alle Menschen von jemandem, der es gut mit ihnen meint. Also: Liebe Leute.
Wieder habe ich etwas gelernt – und der Inhalt dieses Psalmverses ist darüber hinaus ebenso lesenswert wie der Lehrtext des heutigen Tages. Es lohnt sich …
Geistliches Tagesthema vom 12. September 2023
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren!
Eines der bekanntesten und schönsten Kirchenlieder wird heute im Losungsheft zitiert. Ich habe es unzählige Male gesungen – und heute fällt mir zum ersten Mal auf, dass es ein Selbstgespräch ist. Einer – in dem diesem Fall Joachim Neander – fordert seine eigene Seele zum Gotteslob auf. Wer spricht hier zur Seele, die doch meist als Zentrum der menschlichen Person gesehen wird?! Die ökumenische Version des Liedes, 300 Jahre jünger als das Original, glättet diese Seltsamkeit etwas und fordert die Seele auf, im Chor mit den himmlischen Chören zu singen. Aber die Frage bleibt: Wer spricht?
Tatsächlich erlebe eine derartige Zwiespältigkeit selbst immer wieder – und ich glaube, das geht jedem Menschen so. Der Apostel Paulus drückt es einmal so aus: Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Von dieser Einsicht ist es nicht mehr weit dazu, die eigene Seele zu ermuntern oder Gott zu bitten, einem bei dem richtigen Handeln zu helfen.
Einfach ist unser Glaube nicht. Aber wahrhaftig ist er!
Geistliches Tagesthema vom 5. September 2023
Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel… sagt uns Gott in der heutigen Losung zu. Wer kann solche Worte noch verstehen und sich darüber freuen?
Wir leben in einer Zeit, in der Menschen am Anfang ihres Lebens ihr eigenes Geschlecht bestimmen wollen und am Ende ihren eigenen Tod. Andere Menschen (und auch Gott) sollen ihre Entscheidung hinnehmen. In der Lebenszeit dazwischen wollen sie frei über ihr Leben bestimmen.
Die Einen fordern freie Fahrt für freie Bürger, ganz egal, wie es der Umwelt damit geht; die Anderen kleben sich vor den Autos auf der Straße fest, ganz egal, was die Gesetze dazu sagen. Ärzte und Apotheker schädigen vorsätzlich die Krankenkassen, die Reichen drücken ihre Steuern, wo sie nur können und alle Anderen schauen, was sie für sich herausholen können. Die Meisten haben nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei, denn alle Anderen machen es ja genauso.
Ich weiß, dass meine Aussagen pauschal sind und keinesfalls für alle Menschen stimmen. Aber in der Tendenz steht bei uns der eigene Wille an der ersten Stelle. Das mag gut oder schlecht, richtig oder falsch sein. Mir fällt nur auf, wie weit wir damit vom Denken der Bibel weg sind.
Zum Glück haben wir einen barmherzigen Gott – auch wenn ihn keiner mehr versteht…
Geistliches Tagesthema vom 29. August 2023
Unsere Welt ist gefühlt sehr unsicher geworden. Überall gibt es Konflikte. Meinungsverschiedenheiten, Auseinandersetzungen.
Ich selber bin mir meines Glaubens ziemlich sicher. Ich glaube, dass Gott mich in der Taufe als sein Kind angenommen hat. Ich suche und halte jeden Tag Kontakt zu ihm. Ich glaube, dass er mich in sein Reich aufnehmen wird – wie auch immer das sein wird.
Trotzdem fühle ich mich in und mit meinem Glauben oft allein. Was ist es nur, das mich in der Kirche so wenig Verbündete finden lässt? Habe ich die Augen zu sehr geschlossen? Schließe ich mich selbst zu wenig auf? Oder ist die Kirche vorrangig tatsächlich keine Gemeinschaft der Glaubenden mehr sondern eher ein Aktionsbündnis für mancherlei gute Taten geworden? Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass auch ich einer Heimat entgegen gehe…
Geistliches Tagesthema vom 22. August 2023
Statt noch mehr zu schwimmen habe ich mich heute lieber am Beckenrand mit jemandem über seine Sabbatzeit unterhalten. Es geht eh noch nicht so recht... Beim Herausgehen erinnerte eine Mitschwimmerin daran, dass wir immer dankbar sein müssen. Wie schnell kann es – wie bei ihrem Nachbarn – zu Ende sein! Und unter der Dusche sagte ein Mann, was es – wenn man auf manche Gegenden in der Welt schaut – doch für ein Luxus ist, dass wir im Trinkwasser baden können…
Eigentlich ging ich heute eher muffig ins Bad. Nach der langen Pause wegen meines Fußes geht alles noch nicht so recht. Heraus aber kam ich mit einem aufgeräumten und frohen Herzen. Schön, dass ich am Leben teilhaben darf – auch, wenn es etwas langsamer gehen muss.
Geistliches Tagesthema vom 16. August 2023
Nach der Rückkehr vom Kurzurlaub habe ich die Zeitung nachgelesen und Erstaunliches gefunden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Mittelkranken fordert, den 15. August, Mariä Himmelfahrt, als Feiertag auf ganz Bayern auszuweiten. Die Evangelischen „verdienen genauso einen freien Tag“ wie die Katholischen.
Zuerst habe ich innerlich gespottet: Aha, wenn es den Menschen in den Kram passt, dann sind die Kirche und der Glauben auf einmal wieder wichtig!?! Aber dann kam ein anderer Gedanke… Sind die Feiertage nicht wirklich ein Kernstück unseres Glaubens? Sollen wir am 7. Tag nicht ruhen, wie Gott geruht hat? Brauchen wir die Feiertage nicht um zu erkennen, dass das Wesentliche in unserem Leben nicht selbst geschafft werden kann und muss?
In einer Zeit, in der so viel Glaubenswissen verloren gegangen ist, hat sich offensichtlich ein wesentlicher Teil doch bewahrt. Vielleicht können wir daran anknüpfen…
Geistliches Tagesthema vom 8. August 2023
Eigentlich ist das Internet die ideale Gesellschaft. Hier haben das Geschlecht eines Menschen keine Bedeutung und auch nicht sein Beruf. Sein Aussehen spielt keine Rolle und auch nicht, wie viel Geld er oder sie hat. Ohne Ansehen der Person können Menschen miteinander kommunizieren. Es müsste das Paradies sein – und so war es wohl auch einmal gedacht.
Die Realität sieht anders aus: Im Netz wird gehetzt, gepöbelt und beleidigt – so titelt unsere Tageszeitung heute. Hass und Hetze bleiben im Internet in Bayern „ein Problem“ und in anderen Bundesländern sieht es nicht viel anders aus.
Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So steht es heute im Losungsheft. Die Kirche ist auch keine ideale Gemeinschaft, wirklich nicht. Aber immerhin hat sie eine Vorgabe, der sie nachstreben soll und eigentlich auch will. Im Netz bleibt bloß ein dickes Fell.
Geistliches Tagesthema vom 1. August 2023
In Nürnberg macht eine Kirchengemeinde eine Ausstellung mit Bildern des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim, von denen einige so deutlich sind, dass sie nur in einem abgesperrten Raum „für Erwachsene“ gezeigt werden können. Chrismon, eine christliche Zeitung aus Frankfurt, bekommt als neue Herausgeberin eine Theologin, die „Zeugnis von einem queeren Gott“ ablegen möchte. Und beim Bayerischen Rundfunk halten deutlich mehr homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer die Radiogottesdienste, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspricht.
Was ist los in unserer Kirche? Ist die Botschaft eines liebenden und befreienden Gottes für alle Menschen nicht mehr attraktiv genug? Muss man sich in den möglichst schrillen medialen Chor von Menschen einreihen, die unbedingt etwas besonders sein wollen?
Vermutlich hält man mich jetzt für homophob und queerfeindlich. Tatsächlich meine ich aber, dass das Evangelium, richtig verstanden, immer noch für uns Menschen bedeutsam und ausreichend ist und die Kirche Heimat für viele sein sollte und nicht Bühne für wenige.
Geistliches Tagesthema vom 25. Juli 2023
Gestern haben wir eine Komödie über die Angst vor dem Älterwerden gesehen. Männer und Frauen, die noch keine 50 sind, machen sich Sorgen wegen kommender körperlicher Leistungsdefizite und abnehmender Attraktivität. Sie stürzen sich in einen Strudel von Aktivitäten, die die Zeit letztlich nicht aufhalten können. Es war lustig anzusehen und zugleich traurig.
Natürlich ist es so: Wer nur dieses Leben hat, dem müssen seine abnehmenden Möglichkeiten mit zunehmendem Alter Sorgen machen. Aber wir Christen haben eine lebendige Beziehung zu Gott, aus der uns immer wieder neue Kraft zufließt; wir haben eine Ewigkeit, in der körperliche Mängel unbedeutend sind – und wir sind Teil eines geistlichen Kosmos, in dem ungeahnte Möglichkeiten stecken.
Das macht schon etwas gelassen – auch wenn gerade im Glauben eigene Herausforderungen stecken. Es gilt, sich ihnen zu stellen und zugleich Gott für unsere Möglichkeiten zu danken und zu loben. Verheißungsvoll - aber nicht immer einfach!
Geistliches Tagesthema vom 18. Juli 2023
Gestern ist mir wieder bewusst geworden, wie wenig unsere Zeit und der christliche Glaube zusammenpassen.
Der Lehrtext dieses Tages war: Jesus spricht: Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Der Fokus dieses Satzes liegt nicht nur in der Klugheit. Die ist zwar wichtig: Man muss erkennen, dass es besser für ein Haus ist, auf Fels gebaut zu werden als auf Sand. Dann aber muss man es auch tun – und jeder, der schon einmal gebaut hat, weiß: Es ist leichter, einen Hering in den Sand zu klopfen, als ein Fundament auf festem Grund zu errichten. Hier ist viel Schweiß gefordert…
An dieser Stelle höre ich schon die Stimmen: Warum soll man sich so anstrengen? Wofür solche Mühe? Jeder muss doch selber wissen, was er tut! Woher will Jesus wissen, was für mich besser ist?
Es ist paradox: In einer Zeit so unzähliger Influencer, allgegenwärtiger Werbung und nahezu allmächtiger Algorithmen wehrt man sich gegen „kirchliche Bevormundung“ und vertraut lieber seinem schwankenden, gebeuteltem Ich, das Objekt so vieler Angriffe ist. Wie soll das nur gut gehen?
Das weiß allein Gott (siehe Markusevangelium 10,27).
Geistliches Tagesthema vom 11. Juli 2023
Man kann auch ohne den Gebrauch der Stimme beten,
zum Beispiel während man den Pflug führt,
wenn man dabei der göttlichen Güte Dank sagt
und die Kraft des allmächtigen Gottes in der Erde und den Samen verehrend bewundert.
So wird der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli heute im Losungsheft zitiert – und ich freue mich über diesen Gedanken. Er geht davon aus, dass ein Mensch von Gott bewusst an seinen Platz gesetzt worden ist und diesen Platz mit Freuden ausfüllen und gestalten soll.
Ob solches Verhalten auch in der gegenwärtigen Arbeitswelt geht? Kann man Gott auch am Computer für die menschliche Erfindungskraft danken? Lässt sich auch Bildschirmarbeit in Übereinstimmung mit der geglaubten Liebe und Güte Gottes ausüben?
Warum eigentlich nicht? Es kommt auf einen Versuch an!
Geistliches Tagesthema vom 7. Juli 2023
"Bin ich gleich von dir gewichen, stell ich mich doch wieder ein;
hat uns doch dein Sohn verglichen durch sein Angst und Todespein.
Ich verleugne nicht die Schuld; aber deine Gnad und Huld
ist viel größer als die Sünde, die ich stets in mir befinde" (EG 475,5).
Wieder einmal kenne ich das Lied nicht, aus dem ein Vers Losungsheft steht. Nach mehr als 40 Jahren Dienst in der Kirche ist das immer wieder etwas Besonderes, das mich freut und herausfordert.
Der Versuch die Melodie zu erfassen zeigt, warum das Lied so unbekannt ist: Ich brauche viele Versuche, ihren Ablauf zu erkennen. Ebenso geht es mir mit dem Text. Das Lied „Werde munter, mein Gemüte“ aus dem Evangelischen Gesangbuch verwendet ungewöhnliche Worte und Bilder.
Aber das Denken des Autors Johann Rist lohnt alle Mühe. Wer die Hürden überwindet, die das Lied umgeben, findet ein wunderbares Abendgebet und einen Glauben, der alle Mühe lohnt. Mit solchem Denken kann man wirklich ruhig schlafen.
Geistliches Tagesthema vom 28. Juni 2023
Gipsschiene ausziehen, Spezialschuh anziehen – 10 Minuten (mit Aufwickeln der Binde). Kalte Umschläge machen, noch einmal 10 Minuten (inklusive Bereitstellen der nötigen Utensilien auf Krücken). Waschen (auf einem Bein) und Anziehen – noch einmal 10 Minuten.
Was sonst in kurzer Zeit am Morgen erledigt ist, dauert mit dem gebrochenen Fuß eine halbe Stunde. Und so geht es mit vielen Verrichtungen den Tag über. Es dauert… Zum Glück habe ich die Zeit – doch manchmal nervt es.
Dein Reden mit uns verstummt nicht. Deine gütigen Weisungen sind uns Hilfe und Freude. Herr, wir danken dir, dass du unsere Herzen wieder neu auftust durch deinen Geist, dass Leben in uns sei.
Ich lese die Worte von Hanna Hümmer, der Ehefrau des Gründers der Christusbruderschaft Selbitz und Geistlichen Leiterin der Gemeinschaft, im Losungsheft und freue mich. Auch ein Leben mit gebrochenem Fuß ist nicht ohne Gott. All die kleinen Verrichtungen sind nötig und haben ihr Recht. Ich verpasse kein Leben, ich erfahre ein anderes. Mit dieser Erkenntnis kann ich leben und manchmal Gott trotzdem loben. Gott sei Dank!
Geistliches Tagesthema vom 20. Juni 2023
Ich habe mir den Fuß gebrochen. Die Umstiegszeit am Bahnhof war knapp, der Zug war voll und wir hofften weiter vorne noch Platz zu finden. Also schnell laufen und rein in den Zug! Der Wagenboden lag etwas tiefer, ich bin umgeknickt und habe mir ein Stückchen Mittelfußknochen abgebrochen. Jetzt muss ich das Bein hoch legen, den Fuß kühlen und darf hoffen, dass nicht noch eine Operation sein muss. So viele Dinge entfallen…
Natürlich ist das auch Thema im Gebet. Wer hat wie viel gedrängt? Warum war der Fahrzeugboden nicht ebenerdig? Warum ging es so oft gut und jetzt schlecht? Lauter Fragen, deren Antworten nichts ändern.
Trotzdem bin ich froh, sie stellen zu dürfen. Ich habe ein Gegenüber, das nicht alles als Vorwurf empfindet. Ich muss mich nicht zusammenreißen, ich muss mich nicht verstecken. Das tut gut – und auf jemanden zu hören, der schuldlos ans Kreuz geschlagen wurde, verändert durchaus die Sicht auf die Dinge… Ich danke nicht für den Unfall, aber ich bin froh, dass jemand einfach da ist.
Geistliches Tagesthema vom 13. Juni 2023
Was würde fehlen, wenn Gott fehlen würde? Diese Frage, so erzählt eine Rabbinerin, wurde ihr von einer Pfarrerin auf dem Kirchentag in Nürnberg gestellt. Seither lässt sie der Gedanke nicht mehr los…
Mich hat die Frage auch angesprochen. Was würde fehlen, wenn Gott fehlen würde? Als Antwort kam mir: Dann gäbe es nur noch den Menschen. Dann hinge alles nur noch von uns ab. Dann gäbe es keine Hoffnung über uns selber hinaus. Was wir nicht machen würde nicht gemacht. Für mich ist das keine schöne Vorstellung.
In anderem Zusammenhang habe ich einmal gelesen: Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage. Offensichtlich müssen wir unser Leben bewusst immer wieder nach Gott ausrichten.
Geistliches Tagesthema vom 30. Mai 2023
Wir haben die Enkeltochter besucht und den alten Onkel und viel erzählt und gelacht. Wir waren auf dem Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg und haben die schöne Atmosphäre und das herrliche Wetter genossen. Und dann ist das Wochenende um und der Alltag wieder da und man muss sich in den kleinen Dingen zu Recht finden. Gar nicht so einfach!
Sollte die Hand des Herrn zu kurz sein? fragt die Losung des heutigen Tages? Nein, sie ist es nicht! Man kann auch die Fragestellungen und Probleme des Alltags vor Gott bringen. Und nach einer gemeinsamen Tasse Tee am Morgen und dem Frühschwimmen schaut der Tag schon wieder viel freundlicher aus. Ich danke Gott für seine Gegenwart.
Geistliches Tagesthema vom 23. Mai 2023
Im Losungsheft habe ich wieder einen schönen Satz gefunden. Anna Nitschmann wird mit folgendem Vers im Blick auf unser Verhältnis zu Gott zitiert:
Wir sind von Herzen drauf bedacht, nach deinem Sinn zu handeln;
ach hab in Gnaden auf uns Acht, dass wir dir würdig wandeln.
In diesen Worten steckt für mich ein Denken, das eher selten geworden ist. Die meisten Menschen fragen heutzutage, was ihnen der Glaube bringt – wenn sie ihn überhaupt als relevant in Betracht ziehen. Kaum jemand fragt danach, ob er (oder sie) Gott etwas bringt. Wie sollen solche Menschen verstehen, dass jemand danach streben könnte, im Sinne Gottes würdig zu leben?!?
Tatsächlich hängt im Leben alles zusammen. Wer Gott nicht mehr achtet, wird auch anderen Menschen wenig Achtung entgegenbringen. Was würde solche Achtung auch bringen? Und wer Menschen geringschätzt, der hat auch keinen Sinn für die Schönheit und den Sinn der Gebote Gottes. Darum lohnt es sich aus mehreren Gründen, die Achtung Gottes und seines Willens einzuüben.
Geistliches Tagesthema vom 17. Mai 2023
Zwei Wochen waren wir unterwegs gewesen. Wir hatten eine wunderschöne Radtour an der Werra entlang mit Abstechern nach Schmalkalden und Eisenach. Jetzt müssen wir uns wieder im Alltag zu Recht finden mit seinen Herausforderungen und Problemen. Gar nicht so einfach!
Es hilft das Gebet und die Erinnerung an die Liebe und Fürsorge Gottes. Eine Strophe aus dem Lied „Wie lieblich ist der Maien“ im Losungsheft heute tut das Ihrige dazu. Immer wieder finde ich mich in diesen Texten wieder und freue mich darüber.
Herr, lass die Sonne blicken // ins finstre Herze mein,
damit sich’s möge schicken, // fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben // allein an deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben // und weist des Himmels Pfort (EG 501,3).
Geistliches Tagesthema vom 25. April 2023
Ich habe schlecht geschlafen und schlecht geträumt. Entsprechend gelaunt bin ich aufgewacht und aufgestanden. Es gibt Tage, da fühlt man sich einfach mies.
Solche Tage haben alle Menschen – glaubende und nicht-glaubende. Gott nimmt uns nicht die Lasten des Lebens ab. Er hilft, sie zu tragen.
Das wissen auch die Losungen. Der 3. Text sind heute zwei Liedverse aus Surinam:
Wenn voll Ängsten und voll Sorgen
mir das Leben dunkel wird,
kommt ins Leben wie ein Morgen
Gott als Helfer und als Hirt.
Gott macht frei, die noch gefangen,
und macht sehend, die noch blind.
Voller Lieb ist sein Verlangen,
dass wir seine Kinder sind.
Ich habe am vergangenen Wochenende mit meinen Kindern Kontakt gehabt – und erfahren, dass es gegenwärtig manche Schwierigkeiten gibt. Ich kann nicht helfen – aber ich verstehe die Probleme. Es tut mir gut, dass Gott anscheinend auf genau diese Weise wünscht, dass es mir gut geht. Ich werde sehen, was der Tag bringen wird …
Geistliches Tagesthema vom 18. April 2023
Der 3. Text aus dem Losungsheft spricht mich heute besonders an. Er stammt von Jan Hus, dem tschechischen Reformator, der 1415 auf dem Konzil von Konstanz trotz der Zusage freien Geleits verurteilt und auf den Scheiterhaufen geschickt worden war. Er schreibt:
Barmherziger Herr Jesus Christus, ziehe uns zu dir;
denn wenn du nicht führst, können wir nicht folgen;
gib uns einen starken und willigen Geist,
ein trotz aller Widerstände furchtloses Herz,
um zu glauben und zu tun, was Recht ist.
Verleihe uns eine unerschütterliche Hoffnung,
damit wir um deinetwillen vieles ertragen können.
Ich staune über die enge Christusbeziehung von Jan Hus und über die Selbstverständlichkeit, in der er ein negatives Umfeld annimmt und als Bewährungsprobe für seinen Glauben versteht. Ich wünsche mir nicht die Verhältnisse zurück, die Hus erlebt hat, bewundere aber doch seine innere Stärke.
Geistliches Tagesthema vom 11. April 2023
Zum dritten Mal veröffentlicht unsere Tageszeitung heute eine Seite mit Bildern von Osterbrunnen und würdigt damit die viele Arbeit, die sich vorwiegend Frauen in unserem Landkreis damit gemacht haben.
Aber wie wenig ist so ein kleines Bild im Vergleich zu den tatsächlichen kleinen und großen Kunstwerken, die sich in vielen unsrer Dörfer zeigen. Einen wirklichen Eindruck bekommt man davon erst, wenn man wirklich davor steht und die kunstvoll bemalten Eier sieht, die oft in eine farbliche Gesamtgestaltung eingefügt und mit Hintergrundinformationen versehen sind. So erfährt man ganz nebenbei von den Mühen der Wasserversorgung in den Dörfern noch vor 100 Jahren oder kann Kreuzwegstationen auf Ostereiern entdecken.
So ist es auch mit dem Glauben. Man kann aus der Ferne oder in Medien viel darüber finden. Wirklich verstehen wird man Gottes Heilshandeln erst, wenn man sich selbst auf-macht und Gott ein-lässt.
Geistliches Tagesthema vom 4. April 2023
Niemand hat Jesu Handeln zu seiner Zeit verstanden: die Jünger nicht, die religiösen Führer nicht und auch nicht der Vertreter der Staatsmacht, Pontius Pilatus. Wie kann jemand freiwillig in den Tod gehen, noch dazu mit so einem grässlichen Sterben am Kreuz?
Aber wie sonst soll man Menschen deutlich machen, dass ihr Schicksal auf der Welt manchmal gar nichts mit ihrem Handeln zu tun hat – und dass die Liebe Gottes zu jedem Menschen nie aufhört? Einer musste es vorleben, vorsterben…
Zum Glück finden sich heute immer noch Menschen – auch wenn es in unserem Land immer weniger werden – die Jesus für sein Handeln danken und ihm nachfolgen wollen. Vielleicht verstehen wir das Geschehen von Karfreitag und Ostern nicht in jedem Detail, aber dass Jesus Respekt und Anerkennung verdient hat, das wird doch immer wieder deutlich. Gott sei Dank!
Geistliches Tagesthema vom 28. März 2023
Ich kämpfe mit mir und meinem Leben. Vieles geht nicht so, wie ich will. Es sind nur Kleinigkeiten, aber sie stören mich trotzdem. Auch Kleinvieh macht Mist, sagt man…
Dann höre ich von den großen Verheißungen des Glaubens. Sie reichen weit über den Alltag hinaus. Sie beschreiben eine neue Welt und sprechen ein ganz anderes Leben an. Ändert das etwas an meinem Befinden?
Ich kann nicht so tun, als gäbe es die Missstimmung nicht, sie ist real. Ich will mich auch nicht einfach in ein anderes Leben flüchten und sagen: Der Alltag spielt keine Rolle.
Ich glaube, ich muss der Botschaft eine Chance geben. Den Alltag aushalten und warten, was geschieht. Ihn nicht verleugnen oder beiseite wischen und trotzdem mehr und anderes sehen.
Im Losungsheft heißt es heute: „In unser zerbrechliches Leben legst du deinen Schatz. Auf unseren verstimmten Saiten machst du Musik. Mit unseren hinkenden Füßen lädst du uns zum Tanz.“ So formuliert es das Team, das die Losungen zusammenstellt. Dieser Wahrheit will ich mich öffnen.
Geistliches Tagesthema vom 21. März 2023
Manchmal muss man um seinen Seelenfrieden kämpfen. Dann machen einem die Schwächen des eigenen Körpers zu schaffen, die anderen Menschen machen Blödsinn – zumindest in den eigenen Augen – und das Leben verläuft überhaupt nicht so, wie man sich das vorstellt.
Dann hilft es, die Welt und das Leben mit den Augen Gottes zu betrachten. Ja, die Welt ist oft nicht so, wie Gott das will. Ja, Vergänglichkeit auszuhalten ist manchmal schwierig – aber wäre das Gegenteil leichter? Ja, manchmal läuft vieles verquer - und fügt sich dann doch!
Ich bin froh, dass es diese andere Perspektive gibt. Es ist oft schwer, sie einzunehmen. Aber noch schwerer wäre es, wenn wir nicht glauben könnten, dass Gott auf unserer Seite ist und es gut machen wird.
Geistliches Tagesthema vom 14. März 2023
Ein lieber Kollege ist gestorben. Sein Gottesdienst zum Abschied, den er selber geplant hatte, hat deutlich über eine Stunde gedauert – und war keinen Moment langweilig. Ich war tatsächlich überrascht, als ich auf die Uhr gesehen habe.
Sein Leben kam vor und sein Glaube – und beide haben übereingestimmt. Die Hoffnung unseres Glaubens ist deutlich ausgesprochen worden – und ich habe (wieder einmal) erlebt, wie tröstlich die Worte und Überzeugungen sind. Musik wurde gespielt, die die Seele berührt hat – und die Gemeinde hat überaus kräftig gesungen. So hat auch der Abschied noch Kraft und Trost geben.
Ich habe den Kollegen über 40 Jahre gekannt und geschätzt. Auch wenn es in dieser Situation komisch klingt sage ich: So ist lebendiger Glaube!
Geistliches Tagesthema vom 7. März 2023
Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus. Dieser Satz aus dem zweiten Brief des Paulus an die Thessalonicher steht heute im Losungsheft – und er enthält fast den ganzen christlichen Glauben.
Gott hat aus Liebe die Welt gut gemacht. Das versuchen Christen in ihrem Leben immer wieder zu erkennen. Trotzdem gibt es viel Böses in der Welt – das zeigt gerade die Paradiesgeschichte. Weil wir dem Bösen alleine nicht beikommen vertrauen wir darauf, dass Christus mit und bei seinem Wiederkommen alles gut macht. In dieser Spannung zu leben und die Hoffnung nicht zu verlieren ist eine große Aufgabe, die wir alleine nicht schaffen. Darum soll Gott uns dabei helfen.
Scheinbar tun Christen also nichts selber. Wir schwer das aber ist weiß jeder, der es einmal probiert hat. Gottvertrauen ist eine echte Herausforderung – und doch gibt es nichts Besseres!
Geistliches Tagesthema vom 28. Februar 2023
Herr, du hast mich angerührt.
Lange lag ich krank darnieder,
aber nun die Seele spürt:
Alte Kräfte kehren wieder.
Neue Tage leuchten mir.
Gott, du lebst. Ich danke dir.
Schade, dass dieses ursprünglich norwegische Lied aus unserem Gesangbuch (EG Nr. 383) so eine schwierige Melodie hat. Es lohnt sich zwar, sich einzuarbeiten – aber wer macht das noch?!?
So kann man nur hoffen, dass der schöne Text, den ich bei den heutigen Losungen gefunden habe, wenigsten einige Menschen lockt, sich mit diesen Versen zu beschäftigen. Sie sind es tatsächlich wert! Hier erkennt ein Mensch, der sehr krank war, die Zuwendung Gottes in seiner allmählichen Gesundung. Den Autor erfasst ein gläubiges Staunen, dass nach so langer Zeit noch eine Besserung möglich ist. Das ist ein wirklich schöner und hoffnungsvoller Gedanke!
Geistliches Tagesthema vom 21. Februar 2023
Darf man eine Freundschaft einfach beenden – ohne ein Wort der Erklärung? Darf man die Beziehung zu einem Menschen kappen und kein Wort mehr mit ihm reden – weil man seiner überdrüssig geworden ist?
Um diese Fragen geht es in dem spektakulären Film „Banjees of Inishering“, der oft nur schwer auszuhalten ist. Hier entwickelt sich ein regelrechter Krieg zwischen zwei Menschen, die bisher Freunde waren. Obwohl der Film auf einer fiktiven irischen Insel im Jahr 1923 spielt ist es schwer, nicht an die Ukraine und Russland zu denken.
Das Beste an der Wirklichkeit ist: Die Menschen unserer Zeit schauen dem Geschehen nicht einfach nur zu, wie in dem Film. Da redet niemand mit den Beteiligten ernsthaft. Niemand fühlt sich verantwortlich für die Zerstörung der Gemeinschaft. Selbst in der Kirche gibt es dazu nur unverständliches Gebrabbel.
Ein quälender Film – aber ein nötiges Werk. Es macht deutlich, worum es wirklich geht: Wir sind füreinander und für das Leben verantwortlich. Das gemeinsame Leben darf man nicht einfach laufen lassen, wenn es gelingen soll.
Geistliches Tagesthema vom 14. Februar 2023
„An dem kirchlichen Fasten ist etwas dran. Für 40 Tage keinen Alkohol zu trinken, kann einen massiven positiven Effekt auf die eigene Stimmung haben.“ Mit diesen Worten wird der Chefarzt der Bamberger Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Göran Hajak heute in unserer Tageszeitung zitiert. Es geht dabei um den Umgang mit der sogenannten Winterdepression.
In den Losungen heißt es dazu heute: Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Wie ist ein Mensch mit reinem Herzen? Ich denke: Ein solcher Mensch achtet darauf Gott zu gefallen. Nach seinem Willen zu leben. Vertrauen in ihn einzuüben. So viel als möglich aus der Beziehung zu Gott zu leben.
Sicher bewahrt der Glaube niemanden vor Depressionen – aber er hilft dem Menschen, damit umzugehen. Solches Wissen sollten wir viel stärker in unserem Leben berücksichtigen.
Geistliches Tagesthema vom 7. Februar 2023
Nichts Großes ist passiert – dafür lauter Kleinigkeiten. Ich hatte einen Vortrag, der mich viel beschäftigt hat. Es war ein Gottesdienst mit besonderen Begegnungen. Wir haben begonnen ein Hörspiel zu hören, das 10 Teile hatte – und konnten nicht aufhören. Wir wollten endlich wieder einmal länger laufen und in die Sauna. Und heute ist eine Geburtstagseinladung über die ich mich sehr freue.
So ist die Arbeit immer weiter hinausgeschoben worden. Es reicht ja noch. Ich habe noch genügend Zeit. Und dann wird meine Frau krank und ich muss mich kümmern… Ich habe mit mir gerungen, die Besinnung wegzulassen. Der liebe Gott versteht das! Ich konnte es nicht – und es war gut. Von Christus hieß es: Er zeigt dir einen anderen Weg, als du vorher erkannt, den stillen Ruh- und Friedenssteg zum ewgen Vaterland.
Es ist nicht einfach, diesen Weg zu beschreiten. Aber es tut gut – auch und gerade, wenn die Aufgaben sich häufen.
Geistliches Tagesthema vom 31. Januar 2023
Ich habe kürzlich das Buch „Die Vision des Papstes“ gelesen. Der Autor ist Edmund Schlink, evangelischer Theologieprofessor und Vater des Erfolgsschriftstellers Bernhard Schlink. Er erzählt darin von einem namenlosen Papst, der in schwerer Krankheit eine Vision hat. Christus erscheint ihm und zeigt ihm seinen geschundenen und zerrissenen Leib und macht ihm deutlich, wie sehr er unter der Trennung der Kirchen weltweit leidet.
Der Papst lässt sich davon berühren und macht sich die Einigung der Christenheit zur Aufgabe. Unvoreingenommen betrachtet er die unterschiedlichen Kirchen und sieht, wie anders und doch wirkmächtig Christus auch in ihnen zugegen ist. Bei einer gemeinsamen ökumenischen Pfingstfestfeier kommen die großen Kirchen zueinander und lassen sich gemeinsam von Gott in die Zukunft führen. Es ist nicht alles gut – aber es kommt vieles in Bewegung.
Beim Lesen habe ich mir so einen Papst in Wirklichkeit gewünscht und gespürt, wie schön es wäre, wenn die Christenheit in versöhnter Verschiedenheit einig wäre. Wir müssen diese Aufgabe wohl doch angehen – um der Welt und Jesu Christi willen!
Geistliches Tagesthema vom 17. Januar 2023
In der Gesellschaft wird gegenwärtig viel über das Verhalten junger Protestierender in Lützrath diskutiert. Woher kommt die Verbissenheit in einem Fall, der eigentlich längst erledigt ist? Wobei „erledigt“ nicht die Klimaproblematik insgesamt meint, sondern den begrenzten Abbau von weiterer Braunkohle in Gartzweiler.
Ich fürchte, unsere Gesellschaft hat sich diese Problematik zum Teil selbst geschaffen. Wir muten unseren Kindern nichts mehr zu. Eltern schlafen im Bett der Kleinen, weil sie sonst nicht einschlafen. Später führen sie ihren Nachwuchs zu fremden Haustüren, lassen sie dort klingeln und Süßigkeiten einfordern – ansonsten wird ein Streich gespielt (der manchmal gar nicht lustig ist). Und wenn die Kinder groß werden, geben sie ihnen den Satz mit auf den Weg: Du kannst alles schaffen – wenn Du nur willst!
Viel gäbe es zu der Problematik zu sagen. Aber ich verstehe, dass junge Menschen heutzutage Schwierigkeiten haben, etwas zu akzeptieren, das vielleicht nicht gut, aber einfach größer ist als sie selbst.
Geistliches Tagesthema vom 10. Januar 2023
„Eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands“ nennt die Wochenzeitung „Die ZEIT“ die Schriftstellerin Julie Zeh – und eine der streitbarsten. Die Autorin hat eine klare Meinung zu vielen Themen.
Zeh sieht etwa einen Zusammenhang zwischen der Abwendung von der Religion oder anderen übergeordneten moralisch festgesetzten Systemen und den Radikalisierungstendenzen (in unserer Gesellschaft). Es herrsche eine gewisse moralische Orientierungslosigkeit, in der sich die Menschen selbst Leitlinien suchten, und das gehe oft ins Anarchische. So steht es in dem Artikel der ZEIT.
Mir ist die Richtigkeit der These von Julie Zeh in diesen Tagen wieder sichtbar geworden. Die Sternsinger waren da, haben für andere Kinder in Not gesammelt und einen Segen an die Haustür geschrieben. Dagegen sammeln die Halloween-Kinder für sich selber und drohen einen Streich an, wenn man ihnen nichts gibt.
Ich glaube, wir sollten uns noch viel mehr für die Einen und gegen die Anderen aussprechen! Wir haben allen Grund dazu.
Geistliches Tagesthema vom 3. Januar 2023
Einen wunderbaren Vorsatz für das neue Jahr bringt die heutige Tageslosung: Herr, führe meine Sache und erlöse mich... Sich im kommende Jahr in allem an Gott zu wenden und von ihm alles zu erwarten – mehr, als in solchem Bewusstsein zu leben und zu handeln, können wir nicht tun.
Der Lehrtext bekräftigt die Zusage Gottes: Der Herr ist treu; der wird euch stärken …! Und Dietrich Bonhoeffer wird heute im 3. Text mit seiner Beschreibung der Wirkung des Glaubens zitiert: Wo das Wort bei mir ist, finde ich in der Fremde meinen Weg, im Unrecht mein Recht, in der Ungewissheit meinen Halt, in der Arbeit meine Kraft, im Leiden die Geduld.
Ich wünsche mir und allen Menschen im neuen Jahr die Erfahrung eines solch zuverlässigen Kompasses. Bemühen wir uns doch gemeinsam mehr um die Suche nach solchem Wort Gottes und stärken wir einander, indem wir es teilen, wenn wir etwas davon gefunden haben.
Geistliches Tagesthema vom 27. Dezember 2022
Ich hatte mich am Heiligen Abend ins kleinste Zimmer unseres Hauses zurückgezogen und war gerade im Begriff, es wieder zu verlassen – da habe ich den Stern gesehen. Er zog direkt vor dem Fenster vorbei, ungefähr 50 Zentimeter im Durchmesser und mit 5 Zacken. Langsam schwebte er durch mein Blickfeld, von rechts nach links und war um Nu verschwunden. Ich traute meinen Augen nicht, richtete hastig meine Kleidung, stürzte zur Haustür, die glücklicherweise gleich daneben liegt und riss sie auf. Da war der Stern, klar und deutlich, keine fünf Meter entfernt.
Es war ein Kinderluftballon, schon ein bisschen zerknautscht, noch mit einer Schnur dran. Ich lief herbei, aber in dem Moment bekam der Stern Aufwind und schwebte nach oben. Um wenige Zentimeter habe ich die Schnur verpasst… Meine Nachbar, der ebenfalls vor der Haustür stand, hat ihn noch gesehen, meine herbeigerufene Frau kam leider zu spät.
Weihnachten ist gut gewesen. Wir haben zwei schöne Gottesdienste mitbekommen, viele Kontakte gehabt, das Essen war gut wie immer, es gab sehr passende Geschenke und in diesem Jahr keinen Streit. Aber diese kleine Geschichte mit dem Stern berührt mich immer noch.
Geistliches Tagesthema vom 20. Dezember 2022
Adventskranz und Christbaum, Strohsterne und Nüsse, Krippenfiguren und Türdekorationen – sie alle und noch so viel mehr stimmen auf das Weihnachtsfest ein.
Das mag als äußerlicher Tand abgetan werden, wo es an Weihnachten doch eigentlich um etwas ganz anderes geht. Aber es sind äußere Symbole eines inneren Geschehens, die durchaus etwas mit Weihnachten zu tun haben.
Sicher kann man es auch übertreiben, aber wer äußere Zeichen aufstellt, bereitet sich damit auch innerlich vor. Und er sagt dem kommenden Gott: Du bist bei mir willkommen. Ich erwarte dich.
Mag sein, dass Menschen nichts davon tun und Gott trotzdem sehnsüchtig erwarten. Aber diejenigen, die etwas tun, geben damit eben auch ein Zeichen für sich und andere. Insofern: Es ist gut und richtig, den inneren Glauben äußerlich zu kommunizieren...
Geistliches Tagesthema vom 13. Dezember 2022
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. Am dritten Adventssonntag war dieses Lied von Jochen Klepper das Tagesthema (EG Nr. 16). Eine Kollegin hat dazu eine eindrucksvolle Rundfunkpredigt gestaltet...
Jochen Klepper nahm sich 1942, vier Jahre, nachdem er das Lied geschrieben hatte, das Leben. Aber nicht aus Feigheit, nicht aus Angst, nicht aus Verzweiflung. Weil seiner Frau und seiner Stieftochter die Deportation drohte und er sie nicht alleine der Macht der Nationalsozialisten und dem KZ überlassen wollte, gingen sie gemeinsam in den Tod. Es war ein letztes Aufbegehren gegen die Diktatur, ein letztes Freiheitszeichen.
Wie individuell sind doch die Schicksale der Menschen. Wie wenig zutreffend sind Pauschalurteile. Wie so viel größer ist die Liebe Gottes, die auch so einen Menschen nicht dem Tode überlässt. Das hat mich an diesem Tag sehr beeindruckt – und tut es noch.
Geistliches Tagesthema vom 6. Dezember 2022
Der Arzt, der den Tod bescheinigen sollte, wurde fast überschwänglich. Das gibt es eigentlich gar nicht mehr, sagte er. Damit haben Sie Ihrer Mutter das größte Geschenk gemacht. Als außergewöhnlichen Menschen empfand die eine Cousine den Mann, der um 2 Uhr morgens kam, um das Sterben der Mutter zu dokumentieren. Die andere sprach gar von einem Engel.
Vorausgegangen war den berührenden Worten das Sterben meiner Tante in ihren eigenen vier Wänden. Sie war alt. Sie war krank – aber meine Cousinen und ich wollten es möglich machen, dass Sie in dem Haus sterben konnte, in dem sie vor 87 Jahren auch geboren worden war. Es war ein harter Kampf mit vielen Krankheiten, der vor allem den beiden Frauen alles abverlangte. Aber sie haben es geschafft. Am letzten Freitag ist meine Tante ruhig eingeschlafen – nachdem ich ihr am Morgen noch den Sterbesegen geben konnte.
Mir war es ein Herzensanliegen, ihr möglich zu machen, was bei meiner eigenen Mutter vor über 30 Jahren nicht möglich war – und ich freue mich sehr, dass meine beiden Cousinen für ihre Mühen so belohnt wurden. Dafür danke ich meinem Gott sehr.
Geistliches Tagesthema vom 23. November 2022
Die Texte im Losungsheft sprechen mich heute sehr an.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe (Psalm 24,7). Der Vers ist das Leitwort für die Adventszeit und Namensgeber unseres wohl bekanntesten Adventsliedes „Macht hoch die Tür“ von Georg Weißel. Ich sitze derzeit an der Ausarbeitung von Exerzitien zu diesem Lied und erfahre seine große Tiefe am eigenen Leib.
Der Lehrtext formuliert die Belohnung für all die Menschen, die den Einzug des großen Königs nicht unbeteiligt und desinteressiert geschehen lassen, sondern ihre Türen aufmachen und ihm entgegengehen: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben (Johannes 1,12). Kürzer kann man das Wesen unseres Glaubens kaum formulieren.
Und der 3. Text aus dem Lied 428 unseres Gesangbuches bringt das Geschehen in unser heutiges Leben:
Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin (Hans von Lehndorf).
Gott hat mich damit heute aus dem Morgentief gerissen!
Geistliches Tagesthema vom 15. November 2022
Gottes Führung fordert Stille,
da man innehält und lauscht,
denn wie leicht wird Gottes Wille
mit der eignen Wahl vertauscht.
Alle unsre Menschenwerke
gehen überhaupt nicht gut,
wenn man sie in eigner Stärke
und nicht aus der Gnade tut.
Göttliche und innre Dinge
lassen es erst recht nicht zu,
dass man sie mit Sturm erzwinge,
sondern weisen uns zur Ruh.
Diese schönen Worte von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf als dritter Text bei den heutigen Losungen bringen den Wert der stillen Gebetszeiten auf den Punkt. Sie haben mich heute Morgen tief berührt. Darum will ich sie gerne teilen…
Geistliches Tagesthema vom 8. November 2022
Ein Projekt wurde über den Haufen geworfen – in das ich einige Arbeit investiert hatte. Die Planung wurde nicht angenommen.
Eigentlich hatte ich gleich gedacht, dass es so nicht einfach wäre. Aber mir wurde zugeredet und das Argument war auch nicht schlecht.
Im ersten Augenblick habe ich mich geärgert. Warum habe ich nicht auf mein Gefühl gehört? Warum lade ich mir überhaupt so etwas auf? Wie soll ich das jetzt wieder hinkriegen?
Dann kam doch eine neue Idee, die gar nicht schlecht klingt. Und am nächsten Morgen war wieder ein gutes Gefühl da.
Wenn nicht geschieht, was ich will, wird geschehen, was besser ist. Martin Luther soll das gesagt haben. Ich bin gespannt, wie die Sache sich weiter entwickelt. Das Leben jedenfalls geht weiter…
Geistliches Tagesthema vom 2. November 2022
Das Losungsheft zitiert heute Jochen Klepper mit einem sehr nachdenklichen Satz: Damit war ich immer sehr vorschnell: Gott zu danken, als wüsste ich im Moment, was er mir geschenkt hat. Ich weiß gar nichts, als dass Gott sich alles vorbehält, mich aber hält.
Nach einer sehr schönen Woche in der Pfalz sitze ich ratlos vor dem Computer. Das Mailprogramm funktioniert nicht mehr. Meine Eingreifversuche sind hilf- und wirkungslos. Ich komme von einem Problem zum anderen und muss sehen, wie ich die Sache wieder hin bekomme.
Die Freiheit Gottes lässt sich sicher nicht nur an meinem Computer ablesen – aber da auch! Dass Gott mich hält, das hoffe ich trotzdem!
Geistliches Tagesthema vom 18. Oktober 2022
Ein Mensch hat mich geärgert – und ausgerechnet vor der Gebetszeit. Es war nur eine Kleinigkeit. Nur eine spitze Bemerkung. Aber es hat mich beschäftigt.
Ich habe versucht, den Ärger loszuwerden. Ich habe Gott gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Den Ärger runterzuschlucken. Nicht weiterzugeben. Es hat nicht funktioniert. Die nächste Begegnung und er war wieder da. Heftiger als ich es wollte.
Hilft das Beten doch nicht? Habe ich etwas Falsches erbeten. Muss ich gar nicht alles hinnehmen, ohne etwas zu sagen?
Eine Lebensregel sagt, man soll den Ärger dort rauslassen, wo er entsteht – damit niemand anders ihn abbekommt, der gar nichts dafür kann. Das jedenfalls ist geschehen. Das Gegenüber war einsichtig und ich bin wieder friedlich. Danke, guter Gott!
Geistliches Tagesthema vom 11. Oktober 2022
Manchmal hat man beim Beten keine großen Erkenntnisse. Manchmal hat man keine großen Probleme und Fragen, die man vor Gott bringen möchte – und auch Gott schweigt zu gewissen Zeiten.
Dann ist es gut, die Stille zu genießen, die Zufriedenheit, den Freiraum. Das Leben wird sich sowieso wieder ändern. Vielleicht wünscht man die Zeiten der Ruhe schon bald wieder herbei.
Vielleicht war es eine solche Lebenssituation, in der Susanne Brandt den 3. Text im Losungsheft geschrieben hat:
Schauender Gott, wo findest du mich? Hörender Gott, wie höre ich dich? Durch all meine Fragen gehst du mir nach und hältst behutsam die Sehnsucht wach. Du bist ein Gott, der mich anschaut. Du bist die Liebe, die Würde gibt. Du bist ein Gott, der mich achtet. Du bist die Mutter, die liebt.
Geistliches Tagesthema vom 04. Oktober 2022
Wir waren drei Tage Wandern auf dem Fränkischen Gebirgsweg in Oberfranken. Das Wetter war nur am ersten Tag gut. Am zweiten Tag hat es sehr, am dritten noch ziemlich geregnet. Ich war einmal ganz schön durchweicht!
Aber es hat Freude gemacht. Es war nicht kalt. Die Landschaft war fantastisch. Wir haben Unmengen von Pilzen gesehen, darunter viele wunderschöne Fliegenpilze und einen Steinpilz, der eine zentimeterdicke Erdschicht über sich durchbrochen und sich so Freiraum verschafft hat. Und durch einen dampfenden Wald auf weichem Nadelboden zu gehen ist ganz besonders. Von der fränkischen Hausmannskost ganz zu schweigen…
Es gibt viele Anlässe, dankbar zu sein. Das habe ich bei dieser Gelegenheit wieder einmal empfunden. Danke, guter Gott, nicht nur für die eingebrachte Ernte…!
Geistliches Tagesthema vom 27. September 2022
Beim Beten des Morgensegens blieb heute Früh ich an einer Zeile hängen. „Ich bitte dich, (Gott), … dass dir all mein Tun und Leben gefalle“, heißt es dort. Alles was ich denke, tue und sage, soll Gott gefallen. An nichts soll er etwas auszusetzen haben. Alles soll passen. Was für ein Anspruch!
Im Losungsheft begegnete ich dann dem Satz: „Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr Sohn der Tochter Pharaos heißen“ (Hebräer 11,24). Mose tauschte also seine Existenz als Mitglied des Herrscherhauses ein gegen ein Leben als Angehöriger eines Sklavenvolkes. Das muss man erst einmal schaffen wollen!
Und im Liedvers zu den Losungen heißt es schließlich: „Wer auf Gott sein Hoffnung setzet, der behält ganz unverletzet einen freien Heldenmut“. Freier Heldenmut! Was das wohl meint?
Wie sehr unterscheidet sich doch manchmal der „wirkliche“ Glaube, also der, von dem die Bibel und das Gesangbuch sprechen, von dem was wir heute oft unter einer Existenz im Glauben verstehen. Hier müssen wir wohl noch einiges lernen. Ich bin gespannt!
Geistliches Tagesthema vom 21. Sep. 2022
In dieser Woche beginnt der Herbst – nicht nur kalendarisch. Draußen ist Nebel, es regnet immer wieder und es wird in der Wohnung kälter. Bald müssen wir wieder heizen.
„Ich mag den Herbst nicht – und den Winter noch viel weniger“, habe ich gestern jemand sagen hören – und die Aussage wird wohl viel Zustimmung finden. Bei mir nicht.
Ich mag den Wechsel der Jahreszeiten. Ich freue mich auf die Tage, wo nach dem Nebel am Morgen die Sonne heraus kommt. Ich freue mich auf Herbststürme, die die Blätter durch die Straßen fegen. Ich freue mich darauf, nach einem langen Spaziergang den Ofen anzuschüren und mit einer guten Tasse Tee davor zu sitzen. Das alles und noch einiges mehr finde ich an dieser Jahreszeit schön – und nach ein paar Monaten darf es draußen auch gern wieder warm werden.
Danke, Gott, dass ich in einer Gegend mit vier Jahreszeiten leben darf!
Geistliches Tagesthema vom 13. September 2022
Warum bete ich eigentlich jeden Tag? Warum setze ich mich vor meine Kerze und halte Gott meine Seele hin? Warum bringe ich meine Fragen vor Gott und bitte ihn um Antwort?
Weil ich mir nicht selbst genug bin. Weil ich Gott zu meinem Leben brauche. Weil ich einerseits schon so viel von ihm bekommen habe und andererseits noch viel von ihm erwarte.
Der dritte Text im Losungsheft heute bringt meine Gedanken mit einem Text von der 5. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Nairobi auf den Punkt. Dort wird Gott so angesprochen:
Deinen Namen unter allen Völkern zu bezeugen, Mächten und Gewalten zum Trotz,
für deine Gerechtigkeit zu kämpfen,
mit Glauben und Humor in deinem Dienst auszuharren:
Dazu gib uns Kraft;
ohne dich sind wir ohnmächtig.
Diese alltägliche Ohnmacht auszuhalten und sich gleichzeitig von Gott füllen zu lassen – das ist Glaube!
Geistliches Tagesthema vom 6. September 2022
Gestern bin ich mit dem Standup-Paddelboard (SUP) von Hirschaid bis Bamberg auf der Regnitz gefahren. Dieser Sport ist eine neue Leidenschaft von mir - eben weil man mit dem Brett nicht nur auf einem See herumpaddeln sondern auch Strecke fahren kann.
Ich musste Stromschnellen überwinden und konnte mich einfach treiben lassen. Ich habe laichende Fische gesehen und eine Gänsekolonie; eine Gruppe von Enten, die wie Hühner auf der Stange schliefen und von ferne einen nackten Radler, der sich wohl nach dem Schwimmen gerade wieder anzog. Ich war für drei Stunden in einer anderen Welt, etwa 10 km von meiner Heimatstadt entfernt.
Wie bunt und vielfältig ist doch diese Welt. Wie viel Neues gibt es zu entdecken – auch dort, wo man meint, alles zu kennen. Wie unendlich groß ist Gott, der doch Herr der ganzen Welt ist. Ein kleiner Ausflug hat meine Seele ganz neu berührt.
Geistliches Tagesthema vom 30. August 2022
Gottvertrauen, ja. Aber auch Angst, Zweifel, Irrewerden, Dürreperioden. Schließlich die Auflösung: Freiheit, Loslösung, Erlösung, „da du’s am mindsten glaubst“! Zuletzt der Wunsch, es möge allen Menschen so gehen, dass sie diese Erfahrung von Befreiung und Erlösung. Treue lohnt sich – und was ist ein Heil wert, wenn es nur wenigen zu Gute kommt?
Ich habe wieder einmal ein altes Kirchenlied gesungen – weil der erste Vers heute im Losungsheft steht. Befiehl du deine Wege, von Paul Gerhardt. Ein seelisches Drama mit Happy End. Ein langer Ringkampf mit Gott. Ein Kunstwerk, das auch noch sprachlich meisterlich gestaltet ist – mit den Worten von Psalm 37,5 als Anfangsworte der 12 Verse.
Ich bin sehr dankbar für solche Glaubensschätze und will meine Freude darüber hier mit anderen Menschen teilen.
Geistliches Tagesthema vom 23. August 2022
Die heutige Tageslosung erinnert an die Befreiung Israels aus Ägypten, aus der Knechtschaft. Das zentrale Ereignis der Geschichte des jüdischen Volkes charakterisiert das Wesen Gottes: Der Herr tut wohl seinem Volk und hilft, die Ketten abzulegen.
Ich habe überlegt, wie Israel eigentlich nach Ägypten gekommen ist. Die Josefsgeschichte erzählt, wie lange davor der zweitjüngste Sohn Jakobs den Ärger seiner 11 Brüder hervorgerufen hat, nach Ägypten verkauft wurde, dann aufgestiegen ist und in einer schweren Hungersnot seine ganze Familie retten konnte. „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk“. Das ist das Fazit Josefs am Ende der Geschichte.
Gott führt hinein und Gott führt heraus – immer geht es um das Wohl der Menschen. Warum ist das für uns oft nur so schwer zu glauben?!
Geistliches Tagesthema vom 16. August 2022
Die Tageslosung vom 16. August zeigt überdeutlich, wie sehr sich unsere Gesellschaft vom biblischen Denken entfernt hat. Wir taufen unsere Kinder nicht, denn sie sollen einmal selber entscheiden, was sie glauben. Wir erziehen unsere Kinder nicht, denn sie sollen sich ohne Gängelung entfalten. Wir erwarten keinen Dank und keine Fürsorge im Alter von ihnen, denn sie wurden ja nicht gefragt, ob sie leben wollten… Keine Verpflichtung! Völlige Freiheit! Das sind die neuen Götzen der Menschen.
Wie erfrischend ist dagegen die Aussage des heutigen Losungstextes: Wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des Herrn und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat (Psalm 78,4).
Hier sieht jemand, was ihm in seinem Leben alles geschenkt wurde und gibt seinen Kindern weiter, wo sie gutes Leben finden können.
Ich wünschte, mein Vater hätte sich in dieser Weise um mich gekümmert!
Geistliches Tagesthema vom 9. August 2022
Im Rahmen einer Urlaubsvertretung bin ich zu einem Kirchweihgottesdienst gekommen und da als Predigttext auf die Zachäusgeschichte gestoßen. Seitdem spukt mir der kleine Zöller, der auf einen Baum geklettert ist, um Jesus zu sehen, im Kopf herum…
Warum schlägt die Kirche ausgerechnet diesen Text für Gottesdienste zum Gedenken der Kirchweihe vor? Was will uns der Zöllner sagen, der durch den anschließenden Besuch von Jesus sein Leben komplett umkrempelt? – Auf zwei Gedanken bin ich gestoßen.
Der erste: Es gibt offensichtlich wichtige Menschen auch außerhalb des engeren Kreises der Kirche. Zachäus gehört nicht zu den Menschen, die Jesus begleiten und umjubeln. Er wird von den Zuschauern sogar weggedrängt. Und gerade bei ihm kehrt Jesus ein! Offensichtlich steht der Kirche also prinzipielle Offenheit für alle Menschen und Bescheidenheit gut zu Gesicht!
Der zweite Gedanke: Jesus kritisiert die Menschen nicht für mobbendes Verhalten. Er sagt keinen Ton. Er handelt einfach anders. Versteht er den Ärger über den Kollaborateur und betrügerischen Steuereinnehmer? Man könnte es denken! Aber Jesus sieht tiefer. Er entdeckt den guten Kern hinter der harten Fassade des Steuereinnehmers und dringt zu ihm durch – „denn auch dieser ist Abrahams Sohn“, sagt er am Schluss.
Es lohnt sich also wohl, diese Geschichte in der Kirche immer wieder zu bedenken – und darüber hinaus. Vielleicht mögen auch Sie Lukas 19, 1-10 einmal nachlesen?!?
Geistliches Tagesthema vom 2. August 2022
Gestern sind die Fußballerinnen der deutschen Nationalmannschaft auf dem Römer in Frankfurt empfangen und gefeiert worden – mehr, als sie es selber erwartet hatten.
Sie haben es verdient. Sie haben mitreißende Spiele gezeigt und sich auf sympathische Art voll und ganz eingesetzt.
Das Finale war eigentlich nicht zu gewinnen. Nicht, dass die Engländerinnen besser gewesen wären. Das waren sie nicht und das Spiel war lange Zeit überraschend ausgeglichen. Aber die Kulisse im Wembleystadion war einfach überwältigend. Die Zuschauer standen wie ein Mann oder eine Frau hinter der englischen Auswahl. Jeder Aktion wurde stürmisch bejubelt, jeder Fehlschlag hörbar bedauert. Ein Sturm von Emotionen baute sich im Stadion auf und gegen diese Macht anzulaufen fiel der deutschen Mannschaft nicht leicht.
Gemeinschaft ist eine Stärke. Gemeinsam erreicht man Dinge, die einer und eine allein nicht schafft. Gemeinschaft hat eine Verheißung und es ist gut, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Auch das hat dieses Finale gezeigt – wieder einmal.
Geistliches Tagesthema vom 26. Juli 2022
Meist sind die Losungen nur ein Satz – doch darin und dahinter verbirgt sich oft ein ganzes Universum.
Den weltweiten Geist der heutigen Losung – Machet kund unter den Völkern sein Tun – findet man auch im Lehrtext: Ein Engel verkündet allen Völkern die frohe Botschaft.
Der dazugehörige Liedtext beginnt mit: Dir beuge sich der Kreis der Erde (EG 279,2)...
Schlägt man das Lied in unserem Gesangbuch nach, findet man auch eine französische Version und ein wunderschönes Gedicht von Annette Soete über den Engel des Lichts.
Und das Lied hat seine Melodie von einem anderen Lied geliehen, das auch … aber jetzt wird es verwirrend!
Ich danke von Herzen den vielen Menschen vor mir, die im Glauben so einen Reichtum zusammengetragen haben.
Geistliches Tagesthema vom 10. Juli 2022
Ich höre regelmäßig die Rundfunkpredigt – zumindest, wenn ich nicht in den Gottesdienst gehe. Irgendeine Form des Kontakts mit Gott und dem Glauben brauche ich für mein geistliches Wohl. Erst Recht heute, wo ich mich in Quarantäne befinde.
Und dann so eine Enttäuschung! Kein anregender neuer Gedanke zu einem Bibeltext; keine Neuinterpretation eines vertrauten Liedes; keine neue Seite in der Beziehung zu unserem Herrn Jesus Christus. Dafür ein Popsong, den ich nicht kannte, gendergerechte Sprache, Stolz auf die Mahlzeiten mit Flüchtlingen im Kirchenasyl – und am Schluss der Segen einer weiblichen Gottheit. Der Verfasserin genügte es offensichtlich, dass sie ebenfalls mit Menschen aß und trank wie Jesus das getan hatte.
Vielleicht sollten die beim Bayrischen Rundfunk sich mal überlegen, ob das Publikum solcher Feiern wirklich junge, hippe Jesuspeople sind, die gerne mal was Anderes hören möchten oder nicht doch Menschen, die schon viele Glaubens-Jahre auf dem Buckel haben. Aber vielleicht haben alte weiße Männer wie ich auch einfach keinen Trost verdient.
Geistliches Tagesthema vom 28. Juni 2022
Der niederländischer katholische Priester, Psychologe und geistliche Schriftsteller Henri Nouwen, gestorben 1996, bringt im Losungsheft mein Verständnis vom Leben mit dem Glauben auf den Punkt. Er bittet Gott:
Lass das Wissen um deine Liebe mein Herz und meinen Geist so sehr erfüllen, dass ich freimütig, offen und furchtlos von dir Zeugnis geben kann und den Vielen, die dich – bewusst oder unbewusst – suchen, deinen Frieden und deine Freude bringen kann.
Er selbst sah sich in diesem Bemühen oft als gescheitert an – vielleicht weil er einen wesentlichen Teil seines Menschseins nicht leben konnte. Ich empfinde ähnlich – ganz ohne die Empfindung eines solchen Mankos. Aber wer sieht schon alles, was in seinem Leben Bedeutung hat? Wir können alle nur auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen und daraus leben. Darum bitte ich Gott jeden Tag.
Geistliches Tagesthema vom 21. Juni 2022
Die Gas- und Energiepreise schießen in die Höhe. Grund ist die veränderte Situation aufgrund des Krieges von Russland gegen die Ukraine. Hat Deutschland bisher vergleichsweise billiges Gas aus Russland bezogen will man das künftig ändern. Unklar ist nur, wie das gehen soll und was es kosten wird.
In diesem Zusammenhang habe ich den Satz gelesen: Die Menschen in Deutschland können ja nichts dafür, dass sich Politik und Energiewirtschaft in eine derart gefährliche Abhängigkeit von Moskau begeben haben.
Wirklich nicht? Waren wir nicht alle froh, günstig heizen zu können? Haben wir die Menschen nicht alle vier Jahre gewählt, die diese Entscheidungen getroffen haben? Können wir jetzt so einfach mit dem Finger auf andere zeigen? Ein bisschen mehr Augenmaß und staatbürgerliche Verantwortung würde ich mir da schon wünschen. Das täte uns allen gut.
Geistliches Tagesthema vom 14. Juni 2022
Vor zwei Wochen wurden traurige Rekordzahlen zum Thema Kindesmissbrauch in Deutschland – also auch bei uns in Bamberg – veröffentlicht. In unserer Tageszeitung habe ich kein Wort dazu gefunden. Gestern wurde eine neue Studie zum selben Thema im Bistum Münster vorgestellt – hunderte von Kilometern von uns entfernt – und dieselbe Zeitung kündigt auf Seite 1 den Bericht dazu an. Überschrift: Studie sieht Kirche als Täterschützer.
Ich habe schon so oft auf das Ungleichgewicht in der Berichterstattung über dieses höchstproblematische Thema hingewiesen. Es ist vergebens. Es ist einfach zu verlockend: Hier ist eine Organisation, die als einzige deutschlandweite Zahlen selber ermittelt und veröffentlicht hat, die ihre Akten und Archive weiter öffnet, als jede andere Organisation, die mehr als alle anderen versucht, Konzepte zum Schutz der Kinder und Jugendlichen zu entwickeln – und was ist die Reaktion: Die Kirche wird es nötig haben! Und: Es ist zu wenig!
Täten mir nicht die betroffenen Kinder und Jugendlichen Leid – ich würde meine Empörung über dieses Unrecht längst für mich behalten. Aber während alle Welt nur auf die Kirche schaut machen die Täter in anderen Organisation unbemerkt einfach weiter. Und das wirkliche Problem bleibt in der Dunkelheit…
Geistliches Tagesthema vom 7. Juni 2022
Was bewirkt der Heilige Geist, der an Pfingsten ausgegossen wurde? Darum ging es in den Gottesdiensten am vergangenen Wochenende und mit diesem Thema beschäftigt sich heute auch die Zeitung in der Rückschau auf das Pfingstfest.
Eine besondere Antwort gibt das Losungsheft am heutigen Tag. Wer mir dienen will, der folge mir nach, wird Jesus zitiert. Und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein (Johannes 12,26).
Jesus war ein Wanderprediger. Er hat keinen Staat errichtet, keine Kirche gebaut, er hatte nicht einmal einen festen Wohnsitz. Seine Freunde mussten damals sehr beweglich sein – und anscheinend bleibt das so. Das Wesen des Christentums zeigt sich im Vollzug; es steht nicht schon vorher fest.
Entsprechend heißt es im Losungsheft weiter: Hilf uns zu verstehen, Herr, was dich im Herzen bewegt, damit wir in deine Fußstapfen treten können. Errette uns aus unserer Torheit, in der wir erwarten, dass du uns nachfolgst…
Geistliches Tagesthema vom 31. Mai 2022
Herr, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volk verheißen hast; erweise an uns deine Hilfe.
Der Losungstext für den letzten Maitag denkt in einer Weise, die gegenwärtigen Menschen eher unvertraut ist. Viele Menschen halten heute ihre eigene Persönlichkeit hoch, ihre Individualität, ihre ureigenstenVerdienste. Daraus ergeben sich dann ihre Ansprüche und Rechte.
Der Psalm 106 denkt umgekehrt. Er sieht sich als Teil einer Gruppe und sagt: Du, Gott, hast deinem Volk etwas versprochen. Freiwillig zwar, aber doch. Also bitte: Erweise an uns deine Hilfe…
Solches Denken entlastet. Es lässt uns an etwas Größerem teilhaben. Es nimmt uns in eine bestehende Beziehung mit hinein. Nicht alles hängt an uns. Ich denke, es lohnt sich, dem einmal nachzusinnen …
Geistliches Tagesthema vom 24. Mai 2022
Strahlend wie eine Siegerin wird die junge Frau in der Tageszeitung präsentiert. Neben einer Kirche vor blauem Himmel lächelt sie die Leser an. Innerhalb eines guten Jahrzehntes ist sie aus der katholischen Kirche ausgetreten, in die evangelische Kirche eingetreten, Buddhistin geworden und jetzt wieder katholisch.
„Ihre Reise durch die Welt des Glaubens erzählt auch etwas davon, was sich Gläubige von der katholischen Kirche wünschen und was Gläubige von ihr abstößt“, schreibt der Redakteur – und präsentiert seinerseits einen (katholischen) Pfarrer der dem zustimmt. „Wir Kirchenleute müssen runter vom hohen Ross“ sagt er.
Die Kirche als Wunschkonzert. Als Erfüllungsgehilfe der Menschen auf ihrem Weg durch das Leben. So in der Kindheit auf dem Land, anders im Studium in der Stadt, wieder anders, wenn Beruf und Familie da sind.
Kann sie das wirklich sein? Ist sie nicht eigentlich die Gemeinschaft, die an Gott und seine Liebe glaubt, auch und gerade in den Wechselfällen des Lebens?
John F. Kennedy wird mit dem Satz zitiert: Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann. Frage lieber, was Du für Dein Land tun kannst… Ich glaube, das gilt auch für die Kirche. Aber solcher Glaube ist wohl hoffnungslos veraltet…
Geistliches Tagesthema vom 17. Mai 2022
Des Herren Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus – lese ich heute im Losungsheft. Ein schöner Satz! Aber glauben wir ihn auch?
Halten wir Gottes Entscheidungen für klug? Wenn ja, warum halten sich dann so wenige Menschen daran? Warum fragen so wenige Menschen nach dem Willen Gottes? Warum ist die eigene, freie Entscheidung des Menschen das höchste Gut in der Gesellschaft – selbst wenn sie sich gegen das Leben richtet wie im Fall von Abtreibung oder selbstbestimmtem Sterben?
Ich bin kein glühender Gegner eines Schwangerschaftsabbruchs und ich weiß aus eigener Erfahrung dass Leben manchmal sehr schwer sein kann. Vielleicht wehre ich mich deshalb gegen den Lobpreis des Willens Gottes, wie er im dritten Text der heutigen Losungen so vollmundig gemacht wird. So leicht ist es mit einem Leben in der Herrschaft Gottes nicht…
Geistliches Tagesthema vom 10. Mai 2022
Es ist nach fünf Wochen Unterwegssein nicht einfach, wieder in den Alltag zurückzufinden. Tatsächlich ist es sogar ziemlich schwierig!
Da ist der Berg Wäsche, den man von so einer langen Fahrt mitbringt. Wohnwagen und Auto verlangen nach 7000 Kilometer an Zuwendung. Das Haus braucht, bis es wieder warm und wohnlich wird. Im Beruf und den üblichen Beschäftigungen ist viel liegengeblieben; es muss sortiert und aufgearbeitet werden. Und dann sind da die vielen Menschen, die man am liebsten alle zugleich treffen möchte um wieder auf einen gemeinsamen Stand zu kommen! Es braucht viel Zeit und Organisation, bis man da herumkommt.
Die Losungen antworten heute auf die Frage, was wirklich wichtig ist: Dass ihr an den glaubt, den er (Gott) gesandt hat... Ich will mir überlegen, wie Jesus damals nach seinem Erdenausflug wohl in den Himmel zurückgekommen ist – und mir im Übrigen bewusst machen, dass das Wesentliche in unserem Leben schon geschehen ist. Das Gelingen des Lebens hängt nicht wirklich an mir.
Geistliches Tagesthema vom 2. Mai 2022
Mehr als fünf Wochen waren wir mit Auto und Wohnwagen unterwegs. Fast 7000 Kilometer sind wir gefahren. Viel haben wir gesehen vom Land meiner Träume – Portugal. Es war wirklich schön!
Bei der ersten Gebetszeit zurück daheim lese ich dann den Monatsspruch für Mai. Im 3. Johannesbrief im 2. Vers steht: Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
Der Satz löst ein wohliges Gefühl in mir aus. Es geht im Glauben nicht nur um die Seele. Es geht nicht nur um das Himmelreich. Es geht auch um den Leib und die Lebensbedingungen auf dieser Erde. In jeder Hinsicht soll es uns gut gehen – nicht nur innerlich.
Und ich freue mich an meinem Glauben, der mir so viele gute Dinge gönnt. Ich freue mich an meinem Gott, der uns so viele Möglichkeiten bietet und ich wünsche jedem Menschen das feste Gefühl, das hier beschreiben ist: Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht!
Geistliches Tagesthema vom 25. März 2022
Heute beginnt eine Reise, von der ich schon lange geträumt habe. Viel musste zusammenpassen, dass sie möglich war. Entsprechend viel musste vorbereitet werden. Seit Tagen beherrscht nur dieses Thema meine Gedanken.
Heute Morgen bin ich dann mit einem schalen Gefühl aufgewacht. Muss ich einen solchen Aufwand treiben? Muss ich immer so viel wollen? Warum bleibe ich nicht einfach zu Hause? Hier ist es doch auch gut…!?!
Aber ich darf Neues sehen. Ein Traum erfüllt sich. Gott schenkt mir Großes! Das ist eine Gnade!! Diese Gedanken kamen mir beim Gebet - und jetzt freue ich mich auf das, was vor mir liegt und danke meinem Gott für all seine Liebe!
Das Geistliche Tagesthema schweigt aus diesem Grund für eine Weile…
Geistliches Tagesthema vom 16. März 2022
Gestern habe ich den Film „Schattenstunde“ im Kino gesehen. Er zeigt die letzten Stunden im Leben des religiösen Schriftstellers Jochen Klepper. Der Dichter, der viele Kirchenlieder geschrieben hat, ist am 10. Dezember 1942 mit seiner Familie freiwillig in den Tod gegangen. Der Staat hatte zuvor den Ausreiseantrag der Tochter seiner jüdischen Ehefrau abgelehnt. Jetzt wäre ihnen nur die Deportation geblieben…
Es ist ein ebenso beeindruckender wie schwer erträglicher Film. Mittel des modernen Horrorkinos illustrieren den inneren Kampf der Familie. Zugleich wird der Glaube an das neue Leben, für den das Christentum steht, in selten gesehener Deutlichkeit sichtbar. Wer bereit ist, auch etwas zu wagen, wird hier in besonderer Weise belohnt.
Geistliches Tagesthema vom 8. März 2022
Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. So steht es heute im Losungsheft.
Der Grund, den Jesus gelegt hat, ist seine Auferstehung. Damit hat er uns gezeigt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Es gibt noch anderes, als das Leben in dieser Welt.
Dem forschen wir nach. Was mag das sein? Wie können wir an diesem neuen Leben teilhaben? Und was bedeutet das für das Leben in unseren Alltag?
Wie Jesus jeden Tag, jede Stunde, jede Minute in solchem Bewusstsein leben – das ist Glauben. En großes Geschenk und eine wirklich Herausforderung.
Geistliches Tagesthema vom 1. März 2022
Ich bin schon ängstlich ins Bett gegangen und hoffnungsvoll aufgewacht. Ich bin zuversichtlich eingeschlafen und voller Angst aufgestanden. Ich war stolz auf die Führung in unserem Land und unserem Kontinent und ich habe mich bei manchen Aussagen innerlich geschüttelt. Diese Zeit ist eine Zeit intensiver und widerstrebender Gefühle.
Hört nicht auf, zu beten – so beginnt der Monatspruch für März aus dem Epheserbrief und ich lasse mir die Worte gern sagen. Ich teile mit Gott meine Freude und meinen Stolz und ich sage ihm meine Angst und meine Not. Ich trete bei ihm für andere Menschen ein und ich bitte um innere Stärke und Zuversicht für mich selber. Ich weiß und ich glaube, dass ich mit meinem ganzen Leben von ihm gehalten und umfangen bin – wie alle Menschen. Diese Haltung soll mein Leben bestimmen – und am liebsten das aller Menschen. Darum: Hört nicht auf, zu beten…
Geistliches Tagesthema vom 22. Februar 2022
Ich habe wieder einmal Stellung bezogen. Bei einem Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Ich war freundlich, aber deutlich – und bin immer noch überzeugt, richtig zu liegen.
Die Mails waren kaum weg, da war die Angst wieder da. Ob ich freundlich genug war?!? Ob die Adressaten es mir nicht übel nehmen?!? Ob ich nicht besser geschwiegen hätte wie alle?!?
Heute Morgen habe ich dann im Losungsbuch einen Text von Hanns Dieter Hüsch gelesen:
Jeder soll es sehen und jeder soll nach Hause laufen und sagen: Er habe Gottes Kinder gesehen und die seien ungebrochen freundlich und heiter gewesen, weil die Zukunft Jesus heiße und weil die Liebe alles überwindet und Himmel und Erde eins wären und Leben und Tod sich vermählen und der Mensch ein neuer Mensch werde durch Jesus Christus.
Ich bin noch kein neuer Mensch. Aber ich kämpfe jeden Tag darum, ungebrochen freundlich und heiter zu sein!
Geistliches Tagesthema vom 15. Februar 2022
Wir wären gebildete Toren – und Sklaven der eigenen Macht,
im eigenen Lichte verloren, fänd Gott nicht durch unsere Nacht.
Dieser Vers von Georg Schmid ist heute den Losungen beigegeben.
Es lohnt sich, den angesprochenen Gegensätzen einmal nachzusinnen. Wo sind wir Sklaven der eigenen Überzeugungen, auf die wir oft so stolz sind? Wo hat das negative Folgen, was wir für so strahlend halten?
Für mich ist es tröstlich, dass ich in meinen Widersprüchen nicht gefangen bin, sondern dass Gott sie durchdringt. Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Darauf will ich vertrauen – heute und an jedem Tag.
Geistliches Tagesthema vom 8. Februar 2022
Außergewöhnliche Begriffe stehen heute im Losungsbuch: Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen … Kämpfe den guten Kampf des Glaubens … ehre dich selbst! Das sind ungewöhnliche Formulierungen für ein christliches Glaubensbuch. Gemeinhin verbindet man damit eher Freundlichkeit, Nachgiebigkeit, Kompromissbereitschaft.
Anscheinend gibt es dafür auch Grenzen. Aufrecht stehen, sich treu bleiben, nicht jedem nachgeben, Gott mehr gehorchen als den Menschen – manchmal sind gerade solche Verhaltensweisen wichtig.
„Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden“. Das Gebet von Friedrich Christoph Oetinger hat wohl hier seinen Ursprung.
Geistliches Tagesthema vom 1. Februar 2022
Mich erschreckt die Wut, die der Kirche zurzeit entgegenschlägt. In der Sendung „Anne Will“ vom vergangenen Sonntag etwa saß Bischof Bätzing ausschließlich GegnerInnen gegenüber. Er wurde an den Rand platziert, der erste und der letzte Beitrag kam von KritikerInnen und an der Kirche wurde vom Missbrauch über das Arbeitsrecht bis zur Finanzierung und das Outing queerer MitarbeiterInnen kein gutes Haar gelassen. Ich habe den Bischof bewundert, dass er trotzdem ruhig geblieben ist.
Es gibt an der Kirche einiges zu kritisieren, gerade in dieser Zeit. Aber diese Menge an Hass und Wut ist nicht real begründbar. Zumal unser Land sich konsequent weigert, die wirkliche Situation beim sexuellen Missbrauch überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Man schlägt lieber auf eine Gruppe ein, die an der Gesamtzahl der Fälle einen verschwindend geringen Anteil hat.
Manchmal muss man offensichtlich auch dunkle Täler überstehen...
Geistliches Tagesthema vom 25. Januar 2022
Die momentane Diskussion in der und um die römisch-katholische Kirche zum Thema Missbrauch beschäftigt mich sehr. Mit Inbrunst wird diskutiert, was der oder jener vor 20 oder 40 Jahren hätte anders machen sollen und welche Konsequenzen es nun haben muss, dass er das nicht gemacht hat. Man (und frau) überbietet sich in immer neuen Forderungen…
Wissen die Menschen nicht, dass es seit dieser Zeit jedes Jahr tausende von neuen Missbrauchsfällen in unserem Land gegeben hat? Kindesmissbrauch ist (2020) um 6,8 % auf über 14.500 Fälle gestiegen. So die offizielle Angabe vom Bundeskriminalamt.
Anscheinend ist es vielen Menschen angenehmer, das Verhalten in der Vergangenheit zu diskutieren, als sich für die Gegenwart Gedanken zu machen. Den Kindern hilft man dadurch nicht.
Geistliches Tagesthema vom 11. Januar 2022
Niemand soll euch das Heil absprechen, der sich in Demutsübungen und Engelverehrung gefällt und das mit irgendwelchen visionären Erlebnissen begründet. Solche Menschen blähen sich grundlos auf in ihrer rein irdischen Gesinnung, statt sich an Christus zu halten. – So steht es im Losungsheft zum heutigen Dienstag.
Ich war überrascht von diesen klaren Worten. Sie kamen mir völlig unbekannt vor – und tatsächlich stehen sie in meiner Bibelübersetzung auch anders drin. Aber diese Form des revidierten Textes aus dem Jahr 2017 ist klar und deutlich besser als vorher. Vielleicht muss ich mir doch noch eine neue Bibel anschaffen – denn die Worte sind wirklich bedenkenswert!
Geistliches Tagesthema vom 7. Januar 2022
Ich habe mich mal wieder über die Zeitung geärgert. Vier komplette Seiten widmet die aktuelle ZEIT wieder einmal der katholischen Kirche und dem Missbrauch.
Ja, hier ist Unrecht geschehen. Ja, hier wurden Straftaten begangen und es wurde auch vertuscht. Die katholische Kirche ist hier nicht besser, als alle anderen Menschen und Organisationen, denen so etwas vorgeworfen wird. Aber in der Zeit, in der katholische Priester Kinder missbrauchten, gab und gibt es Kindesmissbrauch in unvorstellbarem Ausmaß in unserem Land. Die Fälle gehen in die Millionen.
Das rechtfertigt nichts und das entschuldigt nichts. Aber es hilft den betroffenen Kindern nicht, vor dem tatsächlichen Geschehen die Augen zu verschließen und sich immer nur auf die katholische Kirche zu konzentrieren. Auch die Leugnung der Wirklichkeit ist ein Unrecht.
Geistliches Tagesthema vom 30. Dezember 2021
Der alte Pfarrer saß im Bus vom Bahnhof zum Tagungshaus. Ich habe ihn gleich beim Einsteigen gesehen. Nach so vielen Jahren in der Kirche erkennt man einen Kollegen, auch wenn man ihn nicht kennt.
Kurze Zeit darauf wurde es Gewissheit: Er saß in der Runde der Teilnehmer der Gruppe, die ich zum ersten Mal besuchte. 84 Jahre alt, katholischer Geistlicher, nach längerer Krankheit endlich wieder in diesem Kreis – und dankbar und zufrieden, dass er immer noch jeden Sonntag „zelebrieren“ darf. So hat er es ausgedrückt, er, der schon eineinhalb Jahrzehnte im Ruhestand ist.
Das nötigt mir Respekt ab. Sein alter Leib macht ihm zu schaffen, aber der alte Kollege freut sich daran, immer noch Gottes Wort verkündigen zu dürfen. Es liegt offensichtlich eine Kraft im Verhältnis zu unserem Gott…
Wie ich wohl in 20 Jahren bin?
Geistliches Tagesthema vom 21. Dezember 2021
Gipfel will Kontakte weiter einschränken – Der Skandal hat den Fußball ins Zentrum einer Rassismusdebatte gerückt – Thuja-Hecke wurde offenbar angezündet – Hakenkreuz in ein Auto geritzt – Sprayer verunstalten Hauswand – Reifenstecher unterwegs – 2000 Menschen demonstrieren gegen Corona-Schutzmaßnahmen – und schließlich hat noch jemand das geschmückte Weihnachtsbäumchen eines Rentners vor seinem Haus gestohlen.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie erlösungsbedürftig allein die Gesellschaft in meiner Heimatstadt ist – die ersten Seiten unserer heutigen Heimatzeitung liefern sie zuhauf. Hoffentlich wird bald Weihnachten!
Geistliches Tagesthema vom 14. Dezember 2021
Was macht einen Gast aus?
Es sind wohl zwei Eigenschaften, die einen Gast beschreiben. Zum Einen hat ein Gast keine Entscheidungsbefugnis über sein Umfeld. Er oder sie kann es nutzen, genießen, gebrauchen – allerdings pfleglich und ohne etwas zu beschädigen oder zu zerstören.
Zum Anderen ist der Gast Freund oder Freundin des oder der Gastgeber. Er oder sie steht ihnen nah und ist deshalb mit ähnlichem Respekt zu behandeln, wie Hausherr oder Hausherrin. Insofern hat ein Gast eine sehr hohe Stellung.
Ich bin ein Gast auf Erden, sagt die heutige Losung zum 14. Dezember – und beschreibt damit die Rolle des Menschen in der Welt. Es lohnt sich, darüber einmal genauer nachzudenken.
Geistliches Tagesthema vom 7. Dezember 2021
Beim Frühstückstisch gab es eine Diskussion über die Rolle des Glaubens im Leben.
Der Glaube gibt mir Halt. Er strukturiert mein Jahr: Jetzt ist Advent, dann kommt Weihnachten, Ostern, Pfingsten und die lange Zeit bis zum Ende des Kirchenjahres mit vielen kleinen Höhepunkten. Der Glaube hilft mir durch schwere Situationen im Leben hindurch. Das war die eine Position.
Die andere Seite vertrat die dynamische Seite des Glaubens. Glaube zeigt ein Ziel im Leben. Er gibt meinem Leben eine Richtung, in die ich gehen kann und soll. Glaube gibt Hilfe in den täglichen Entscheidungen, die zu treffen sind – und die Kraft, sie durchzuhalten, wenn es schwierig wird.
Keine Seite hat sich durchgesetzt – aber beide haben wohl wichtige Aspekte des Glaubens beschrieben. Es gibt nicht nur eine Wahrheit im Glauben. Grundlegend aber ist: Wahrer Glaube wird im Leben sichtbar und lässt sich erkennen. Das „wie“ ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es geschieht.
Geistliches Tagesthema vom 30. November 2021
Am Sonntagmorgen bin ich früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Nach einigem Herumwälzen bin ich aufgestanden, habe aus dem Keller den Adventskranz geholt, den meine Frau für mich gemacht hat und die erste Kerze angezündet. Dann habe ich das Lied für den 1. Advent nachgeschlagen und gesungen: Wie soll ich dich empfangen… von Paul Gerhardt.
Der Dichter weiß auch nicht genau, wie er den Advent begehen soll – und was tut er? Er wendet sich mit seiner Frage an Christus – und er findet auch eine Idee: O Jesu, Jesu setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei...
Das kann man das singen oder sagen, denken oder diskutieren. Entscheidend ist aber die Haltung: In allen großen oder kleinen Nöten, die einen umtreiben, Christus einbeziehen!
Ich konnte an diesem Morgen trotzdem nicht mehr schlafen. Aber ich habe nichts vermisst und hatte einen schönen 1. Advent.
Geistliches Tagesthema vom 23. November 2021
Die Corona-Pandemie macht mir zu schaffen. Ich bin in beiden Richtungen persönlich betroffen: in meiner Familie gibt es Impfgegner ebenso wie Erkrankte. Gott sei Dank noch keinen schweren Verlauf!
Vielleicht ärgere ich mich deshalb so sehr, wenn wieder einmal Entschuldigungen gesucht werden, warum sich immer noch Menschen nicht impfen lassen. Gerade das Argument eines Anrechts auf die körperliche Unversehrtheit der Impfgegner bringt mich auf. Haben nicht die Menschen, die angesteckt werden, ebenfalls ein Recht auf körperliche Unversehrtheit – und dazu noch einen viel größeren Schaden?!
In meinem Ärger habe ich heute sogar einen Leserbrief geschrieben – und postwendend eine Mail bekommen, dass er „zeitnah“ gedruckt wird. Manchmal bewegt auch Ärger etwas…
Geistliches Tagesthema vom 16. November 2021
Die Exerzitien sind wieder losgegangen. Im Sommer hatte ich sie geschrieben. Jetzt bedenken wir die Texte in einer regelmäßigen täglichen Gebetszeit. Das Ergebnis besprechen wir bei einem wöchentlichen Treffen.
Dabei fällt mir natürlich vieles auf. Dieses hätte man besser machen können! Jenes genauer formulieren sollen! Wie immer fällt einem hinterher noch etliches ein…
Aber schon ein Sprichwort sagt: Wenn man vom Rathaus kommt ist man klüger als zuvor. Wir Menschen sind nicht perfekt und werden keine perfekten Ergebnisse schaffen.
Und eigentlich setzt der Glaube gerade an dieser Stelle an: Wir Menschen schaffen es nicht allein und bitten Gott um Hilfe! Nicht meine Leistung ist also der tragende Grund des Glaubens, Gottes Einladung ist es. Das darf ruhig deutlich werden!
Geistliches Tagesthema vom 2. November 2021
Lange war ich nicht mehr auf meiner homepage. Erst waren wir drei Monate auf unserer Sabbatreise mit dem Wohnwagen durch Skandinavien. Dann war ich weitere drei Monate intensiv mit den vielfältigen Nachwirkungen dieser Reise beschäftigt.
Aber jetzt soll es wieder losgehen. Jede Woche am Dienstag soll ein neuer Impuls auf dieser Seite zu finden sein.
Der Impuls für diese Woche ist Gelassenheit.
Ich habe mich erst geärgert, als mir bewusst geworden ist, wie lange ich die homepage vernachlässigt habe. Dann aber kam ein anderer Gedanke: Das war ja keine böse Absicht. Du warst wirklich sehr intensiv beschäftigt. Außerdem hätte sich auch jemand rühren und dich auf die fehlende Pflege hinweisen können.
Alles gut also – und auf eine kommende gute Zusammenarbeit!
Geistliches Tagesthema zum Osterfest 2021
Ich lebe, und ihr sollt auch leben (Johannes 14,9).
Das erste Mal bin ich diesen Worten Jesu in der Katharinenkirche in Thuisbrunn begegnet. Sie standen unter dem Altarbild des auferstandenen Jesus. Damit begann meine Dienstzeit in der Kirche. Ich habe diese Worte in den kommenden Jahrzehnten immer wieder bedacht, bei Taufe, Trauung, Beerdigung, und immer wieder neue Einsichten gewonnen.
Jetzt steht Jesu Zusage wieder über einem neuen Lebensabschnitt. Meine Frau hat eine Sabbatzeit genommen. Wir müssen eine Zeitlang beide nicht mehr arbeiten. Wir werden unser Leben neu betrachten und umgestalten – und darum wird es in dieser Zeit auch keine neuen Gedanken an dieser Stelle geben. Wir lassen uns von Christus zu neuen Schritten ermutigen und werden sehen was kommt.
Das wünsche ich auch allen Gästen dieser Seite. Sich von Christus zum Leben ermutigen lassen – wie auch immer das aussieht. Wir werden sehen, was kommt….
Geistliches Tagesthema vom 30. März 2021
Paul Gerhardt wird im Dritten Text zur heutigen Tageslosung mit folgenden Worten zitiert:
Du bist der Ursprung aller Freud
und duldest so viel Herzeleid,
bist aller Heiden Trost und Licht
suchst selber Trost und findst ihn nicht.
Ich kann vieles in diesem Liedvers verstehen: Jesus schenkt durch die Hoffnung auf die Auferstehung ewige Freude – insofern ist er der Ursprung aller Freude.
Jesus lässt viel Not und Elend dieser Welt einfach stehen – insofern duldet er manches Herzeleid der Menschen.
Die Verheißung ewigen Lebens mit Jesus bringt allen Menschen Trost und Licht.
Nur die letzte Zeile bei Paul Gerhardt verstehe ich nicht. Wo sucht Jesus Trost? Warum findet er keinen?
Paul Gerhardt, der Dichter so vieler tiefer und schöner Lieder hat bei mir viel Kredit. Insofern will ich nachsinnen, was diese Worte bedeuten mögen…
Geistliches Tagesthema vom 26. März 2021
Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock (Jeremia 2,21).
Eine tiefe Enttäuschung drückt die Tageslosung vom Freitag aus. Gott versteht nicht, wie das Gegenüber sich entwickelt hat. Warum hast Du getan, was du getan hast..???
Wir reagieren wir, wenn Menschen uns kritisieren? Ignorieren wir die Kritik? Bagatellisieren wir sie? Rechtfertigen wir uns? Gehen wir zum Gegenangriff über?
Die Kritik in der Tageslosung ist von besonderer Qualität. Hier spricht Gott den Menschen an. Er formuliert seine Enttäuschung darüber, wie der Mensch seine vielen Wohltaten vergilt.
Beim Hören auf die Worte kam mir ein Gedanke: Ist Gottes Enttäuschung nicht auch eine Auszeichnung? Der Mensch muss etwas an sich haben, dass Gott so reagiert. Gott könnte sich ja auch einfach abwenden…
Vielleicht gilt das auch für Kritik unter Menschen. Sie stellt nicht nur in Frage. Sie auch eine Anerkennung. Du bist mir wichtig. Ich sehe dich. Ich habe eine Beziehung zu dir, die mir etwas bedeutet.
Auch das wäre eine Möglichkeit, mit Kritik umzugehen: Nach der Beziehung forschen, die hier verletzt wurde…!?! Das klingt mir nach einem verheißungsvollen Ansatz.
Geistliches Tagesthema vom 23. März 2021
In welchem Tonfall stellt Gott die Frage der heutigen Tageslosung: Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Ist das ein Vorwurf? Ausdruck einer Enttäuschung? Ein endgültiges Urteil?
Ich glaube: Gott weiß, wie wir Menschen sind. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Das steht an anderer Stelle der Bibel. So sind wir Menschen: Hin- und hergerissen. Zweifelnd. Unsicher. Voll gutem Willen und mit wenig Kraft, das Erkannte auch umzusetzen.
Darum hat Gott uns sein Gebot gegeben. Sei getrost und unverzagt! Verlasse dich nicht auf Menschen. Vertraue mir. Dann wird es gut werden! Eine wirkliche Herausforderung für diesen Tag!
Geistliches Tagesthema vom 19. März 2021
Wohl dem, der dein Gesetz bewahrt, Herr, deine Weisung achtet!
Wohl dem, der keine Müh’ sich spart, der redlich danach trachtet,
dass dein Gebot durch ihn gescheh!
Vor schlimmem Fall, vor Angst und Weh
wird ihn dein Wort bewahren.
Eine Aufforderung und eine Verheißung ist der heutige „dritte Text“ zu den Losungen. Eine Aufforderung, sich um die Einhaltung von Gottes Gebot zu bemühen – und die Verheißung, dass sich das auszahlt.
Diese Worte sind den „Brüdern im Nebel“ innerhalb der Kirche genauso gesagt, wie den unzähligen Straftätern außerhalb der Kirchenmauern. Wenn nicht einmal Bischöfe mehr sakrosankt sind, dann kann es jeden treffen! Im Blick auf die Opfer ist das eine gute Nachricht.
Geistliches Tagesthema vom 16. März 2021
Eine geringe Zahl von Thrombosefällen soll es bei der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff gegeben haben. Die Rede ist von 30 Fällen bei 5 Millionen Geimpften in Europa. Das ist eine Zahl die nur wenig höher ist, als im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. 1-3 Fälle pro 1000 Menschen und Jahr kommen in Deutschland vor. Trotzdem wurde die Impfung mit dem Wirkstoff eingestellt.
Wie viele Menschen werden aufgrund dieser Entscheidung nicht geimpft? Wie viele davon erkranken an Corona? Wie viele sterben? Wie viele werden noch ängstlicher, was die Impfung angeht?
In der Bibel heißt es an einer Stelle einmal: Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen (Psalm 91,7). Von solchem Gottvertrauen sind die Menschen unserer Zeit weit entfernt.
Geistliches Tagesthema vom 12. März 2021
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern...
Beim Beten heute Morgen ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie schön unser Glaube ist. Er verlangt nicht, dass wir perfekt sind. Das sind wir nicht, das wissen wir und das werden wir aus eigener Kraft auch nie sein. Aber Gott kann damit leben und lädt uns ein ebenfalls damit zu leben..
Jetzt müssen auch wir selbst lernen, mit unserer Unvollkommenheit zu Recht zu kommen. Lernen, mit Fehlern zu leben –mit den eigenen und mit denen der anderen Menschen. Eine Welt akzeptieren, die unvollkommen und trotzdem schön ist. Gott lieben lernen, der es in seiner Schöpfung zugelassen hat, dass auch nicht Vollkommenes ein Daseinsrecht hat.
Ich weiß nicht, welche Aufgabe davon die schwerste ist. Richtig und wichtig sind sie alle.
Geistliches Tagesthema vom 9. März 2021
Wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht (Micha 7,8).
Dem Propheten geht es nicht gut. Die Menschen verstehen ihn nicht. Sie teilen sein Verständnis von Leben nicht. Er ist allein mit seiner Auffassung von Glauben und Gottvertrauen. Niemand gibt ihm Rückhalt und Orientierung. Um ihn ist es dunkel und er sieht sich nicht heraus.
Solche Art von Finsternis kennen viele Menschen. Manchmal ist sie selbstgemacht. Menschen ziehen sich zurück und werden eigenbrötlerisch. Manchmal aber muss man einfach aushalten, dass es auch Zeiten der Finsternis gibt.
Wohl dem, der dann sagen kann: Wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht!
Geistliches Tagesthema vom 5. März 2021
Was gibt mir Halt und Orientierung? Was stabilisiert mich und bringt mich voran? Woher bekomme ich neue Energie? Ein (vermutlich) Eingeborener aus Ozeanien gibt im Losungsheft überraschende Antworten auf diese Fragen:
O Jesus, sei mein Kanu, das mich über Wasser hält im Meer des Lebens. Sei das Ruder, das mir hilft, den Kurs zu halten. Sei mein Bootsausleger, der mich hält in stürmischen Zeiten der Versuchung. Lass deinen Geist mein Segel sein, das mich täglich trägt. Mach mich stark, damit ich sicher paddeln kann auf meiner Lebensreise.
Bildstarke Worte illustrieren so die heutige Losung aus einem völlig anderen Kulturkreis, die sagt: Der Name des Herrn ist ein starker Turm, der Gerechte eilt dorthin und findet Schutz.
Ich bin dankbar für den großen Reichtum unseres Glaubens.
Geistliches Tagesthema vom 2. März 2021
Das Gebet von Bischof Ambrosius zu den heutigen Losungen spricht mir wieder aus dem Herzen.
Vater, verleihe uns Weisheit, dich zu erkennen;
Eifer, dich zu suchen;
Geduld, auf dich zu warten;
ein Herz, über dich nachzusinnen,
und ein Leben, dich zu verkündigen
in der Kraft des Geistes unseres Herrn Jesus Christus.
Ich bin froh und dankbar, so schöne Worte am Morgen vorzufinden und gleich noch ein Stück besserer Laune!
Geistliches Tagesthema vom 26. Februar 2021
Ach mein Gott, wie wunderbar
nimmt dich meine Seele wahr.
Drücke stets in meinen Sinn,
wer du bist und was ich bin.
So wird Joachim Neander in den heutigen Losungen zitiert. Er spricht eine Eigentümlichkeit des Menschen an, die wir auch heute noch kennen: Wir Menschen gewöhnen uns an die Dinge. Mag es gut oder schlecht sein – mit der Zeit wird es uns selbstverständlich. Darum soll Gott uns sein und unser Wesen immer wieder neu bewusst machen, in den Sinn „drücken“.
Aber vielleicht können wir Gott auch dabei helfen und selber immer wieder neu aufmerksam und dankbar sein. Ein lohnendes Ziel, nicht nur für heute!
Geistliches Tagesthema vom 23. Februar 2021
Ein Lied von Otmar Abel beschreibt im Evangelischen Gesangbuch schön das Wesen unseres Glaubens. Der 3. Text in den Losungen heute greift einen Vers davon heraus.
Herr, sende mich wie deine Jünger, und gehe du mir selbst voran. Ich will dir folgen, will bei dir bleiben und will dir treu sein; gib du mir Kraft. (EG 210, 5).
Christen bitten Gott hier um einen Auftrag und zugleich um die Kraft, ihn zu erfüllen. Sie äußern eine Absicht und Gott soll ihnen helfen, sie umzusetzen.
Kritische Menschen fragen jetzt vielleicht: Haben Christen auch eine eigene Verantwortung? Mir scheint der Ansatz realistisch: Ohne Gottes Hilfe bringen wir nichts zu Stande.
Aber Gott hat uns versprochen, zu helfen. Darum lohnt sich solches Beten – für uns und die Welt!
Geistliches Tagesthema vom 19. Februar 2021
Gibt es eine Entwicklung im Glauben? Verändert sich der Mensch, wenn er anfängt, an Gott zu glauben? Verändert sich die Beziehung zu Gott während der Zeit des Glaubens?
Alle diese Fragen sind mit „Ja“ zu beantworten. Ein Mensch, der glaubt, ist ein anderer, als einer, der nicht glaubt - doch die Beziehung zu Gott ist nicht immer gleich. Es gibt dürre Zeiten, die ausgehalten werden müssen. Es gibt einen Überschwang, der kanalisiert werden muss. Ansonsten würde man sich überfordern. Unser christlicher Gott ist ein lebendiger Gott und kein starres Prinzip. Darum gibt es mit ihm eine lebendige Beziehung von Auf und Abs und nicht nur die Orientierung an einer starren Regel.
Die heutige Losung drückt das in ihrer Weise aus: Herr, du hast angefangen, deinem Knecht zu offenbaren deine Herrlichkeit und deine starke Hand, sagte Moses einst zu Gott (5. Mose 3, 24). Gott hat Moses weit geführt. Ich bin gespannt, wohin er mich noch bringen wird…?!?
Geistliches Tagesthema vom 16. Februar 2021
Ich habe eine schlechte Nachricht bekommen. Ich habe sie erwartet. Trotzdem trifft sie mich. Sie macht mir einige Dinge schwieriger und die Sache hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen.
Ich wundere mich immer wieder, wie empfindlich ich reagiere. Manchmal muss nur wenig schief gehen, und ich fühle mich verlassen. In dem Lied, aus dem der 3. Text der Losungen heute stammt, heißt es: Zwar elend, dürftig bin ich immer und schutzlos unter Feinden hier; doch er, der Herr verlässt mich nimmer, wend’t seine Güte nicht von mir.
Ich habe keine Feinde, die mir Schwierigkeiten machen. Aber um die Haltung, Gott zu loben – oder auch nur nicht angefressen zu sein -, auch wenn etwas schief geht, ringe ich immer noch.
Geistliches Tagesthema vom 12. Februar 2021
Ich habe Tofu gekauft! Darüber stand kürzlich etwas in der Zeitung! Ich würde das gern mal probieren….
Meine Frau kennt meine neue Lust am Kochen inzwischen. Und was machen wir dazu? Den Brokkoli, der aus der Woche noch übrig ist??
Ich bin da nicht festgelegt… Prima Idee! Und wollen wir noch das neue Schmorgericht probieren. In der ZEIT steht wieder ein tolles Rezept.
Ist es Corona, was uns dazu bringt, immer wieder etwas Neues auszuprobieren? Oder ist es die Freude, im Ruhestand viel mehr gemeinsam zu machen? Ich weiß es nicht. Nur der Satz von Theresa von Avila fällt mir ein: Tue deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu leben….
Ein schönes Motto!
Geistliches Tagesthema vom 9. Februar 2021
„Es gibt schlafende Sätze in der Bibel, die sich dort ausruhen und Kraft sammeln und die, wenn die Zeit gekommen ist, zu mir kommen werden, um mir etwas zu sagen.
Andere haben mich längst wieder verlassen und sind zurückgekehrt und nur noch im Buch oder gar nicht mehr mit mir unterwegs.
Einige Wörter sind schon wach und schauen mich an. Wörter blinzeln mir zu und ich weiß nicht warum; ich weiß nicht, was sie wollen von mir oder mit mir. Irgendwann werden sie geschehen, sich losreißen und zu mir dringen; ins Herz dringen …“
Diese poetischen Worte der ehemaligen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen haben mich nach meinem letzten Tagesthema erreicht. Sie haben mich sehr gefreut, sie tun mir gut und ich gebe sie gern weiter…
Geistliches Tagesthema vom 5. Februar 2021
Auf der Boulevardseite unserer Zeitung habe ich gestern Überraschendes gelesen.
Der heute 62 Jahre alte US-Schauspielerin Michelle Pfeiffer war vor rund 30 Jahren die Hauptrolle in dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ angeboten worden – und sie hat sie abgelehnt. „Mit dem Ende fühlte ich mich unwohl“, wurde sie zitiert. „Es war, dass das Böse am Ende gewann“.
Ich habe mir den Film aus eben diesem Grund nie angeschaut. Ich wollte das nicht sehen. Jetzt fühle ich mich bestätigt und dieser Schauspielerin verbunden. Es freut mich, dass jemand ebenso denkt – an einem Ort, wo ich Moral nie erwartet hätte.
Was ist jetzt bemerkenswerter? Die Naivität von Michelle Pfeiffer oder meine eigenen Vorurteile? Ich weiß es nicht. Es ist mir auch egal. Ich bin einfach froh über eine Mitstreiterin…
Geistliches Tagesthema vom 2. Februar 2021
Aufstehen, Krone richten, weiter gehen! Viele Menschen kennen diesen lustig formulierten Ratschlag, mit Niederlagen umzugehen. Sich nicht davon irritieren lassen, dass es auch mal schief geht…
Die Formulierung dieser Empfehlung geht sicher nicht auf Martin Luther zurück. Den Inhalt habe ich aber gestern im Losungsheft als Zitat des Reformators gefunden:
Ach Christus, sieh an, wie ich daliege und gefallen bin.
Ach Christus, wie du selbst überwunden hast, so hilf mir auf,
dass ich deine Hilfe spüre und fühle,
damit mein Glaube stärker wird
und ich deine Macht preise.
Aufstehen, Krone richten, weitergehen – der Autor dieses Satzes meint Ähnliches, wie Martin Luther. Letzterer weiß nur, dass er das nicht aus sich selbst heraus schaffen kann. Wir Christen brauchen dazu die Hilfe von Außen.
Zum Glück ist sie da!
Geistliches Tagesthema vom 29. Januar 2021
Selten habe ich das Wesen unseres Glaubens so präzise zusammengefasst gefunden, wie bei Christian Weber im 3. Text der Losung vom 29. Januar:
"Herr, wir haben Angst vor der Kälte der Menschen, denen wir gleichgültig oder im Wege sind;
vor der Kälte der Welt, die Armut und Leiden ungerührt lässt;
vor der Kälte der Erde, die uns einst teilnahmslos einverleiben wird.
Herr, wir brauchen die Wärme eines Zuspruchs;
Wir brauchen die Gewissheit deiner Nähe,
die unsere Angst auftaut in Sterbens- und Lebensmut."
Gott hat Jesus in aller Angst nicht allein gelassen, sondern ihn in ein neues Leben gerufen. Das wird er auch mit uns tun. Das ist der christliche Glaube.
Danke, Gott, dafür!
Geistliches Tagesthema vom 26. Januar 2021
Manchmal wünsche ich mir die geistliche Kraft des Propheten Samuel. Der erzählt seinem König eine Geschichte über ein Unrecht, das ein Mächtiger begeht. David, eigentlich ein gerechter König Israels, empört sich über das Gehörte und verurteilt den Mann leidenschaftlich. Darauf sagt ihm der Prophet: Du bist der Mann, der das getan hat!
Das Unrechtsempfinden des Propheten habe ich oft. Nur die Kraft, dann in aller Ruhe zu sprechen und zu warten, wie der Andere reagiert – die fehlt mir meistens. Mich reißen die Gefühle oft mit.
Vielleicht kann ich Gott nicht nur um treffende Worte sondern auch um Geduld bitten. Es muss ja nicht so drastisch formuliert sein, wie ich das in Jugendtagen gehört habe: Lieber Gott hilf mir mein großes Maul zu halten, zumindest so lange, bis ich weiß, wovon ich rede.
Geistliches Tagesthema vom 22. Januar 2021
Seinen Anfang nimmt der Glaube damit, dass der Mensch beginnt, an sich selbst zu verzweifeln und einzusehen, dass er auf Gott allein vertrauen muss. Der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli hat das gesagt (siehe Losungsheft zum heutigen Tag).
Beim Lesen weiß ich nicht, was mir wichtiger ist. Dass hier jemand die Erfahrung der Unmöglichkeit teilt, mit dem Leben allein zu Recht zu kommen? Oder die Tatsache, dass er in dieser Not Hilfe nicht bei anderen Menschen, sondern bei Gott sucht?!
Heute wird von allen Seiten geraten, das Erste zu tun – und immer wieder tue ich das auch. Aber ich sehne mich nach dem Zweiten: Gott mehr zu vertrauen, als den Menschen – mich selbst eingeschlossen.
Herr, gib mir heute die Kraft, dir zu vertrauen!
Geistliches Tagesthema vom 19. Januar 2021
In der letzten Woche hat mich der Wochenspruch sehr angesprochen – und auch der neue ist sehr schön. Aus dem Johannesevangelium wird zitiert: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade (Joh 1,16).
Mit einem unendlichen Trinkwasserreservoir wird Christus hier verglichen. Aus ihm schöpfen die Menschen, was sie brauchen. Konkret darauf angesprochen hat mir jemand gesagt: Ich habe einen guten Beruf, der für mich zur Berufung geworden ist. Ich habe einen guten Mann und ich bin stolz auf meine Kinder. Ich war bisher kaum krank und ich fühle mich in meinem Haus und meiner Nachbarschaft wohl. Ich bin Gott für vieles dankbar!
Die größte Gnade ist dabei wohl die Gelassenheit. Wir dürfen annehmen, was Gott uns schenkt. Wir müssen vor unserem himmlischen Vater keine Angst haben. Er wird uns nicht irgendwann eine Rechnung präsentieren. Im Gegenteil! Wenn wir auf die Verheißungen des Glaubens schauen, dann kommt das wirkliche Leben erst noch.
Was für eine schöne Aussicht!
Geistliches Tagesthema vom 15. Januar 2021
Ich bin jetzt ein erfahrener Pilger – zumindest, wenn man den Aussagen des Computerspiels trauen darf, das ich zurzeit mache: Ich war in Rom, ich habe mich unterwegs von anderen Pilgern nicht provozieren lassen – und ich habe, als meine eigenen Leute mich verlassen haben, auf die Kraft des Höchsten vertraut, statt fremde Leibgarden anzuheuern.
Meine Tageszeitung hat zu diesem Spiel geraten – als eine Möglichkeit, die schweren Coronazeiten zu überstehen – und meine Tochter samt Freund hat mir bei der Einrichtung geholfen. Die staunt jetzt, was ihr alter Vater so alles treibt….
Ich staune auch: Über die unzähligen Möglichkeiten, die es in dem Spiel gibt; über die überraschenden Wendungen – und dass die leitenden Kräfte so verkehrt nicht sind. Gottvertrauen hat noch nie geschadet!
Geistliches Tagesthema vom 11. Januar 2021
Für jeden Sonntag und die darauf folgende Woche gibt es in der evangelischen Kirche einen Bibelvers. Der Wochenspruch unserer jetzigen Woche gefällt mir sehr gut. Er stammt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer und lautet: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Gottes Gemeinschaft hat keinen Mitgliedsausweis und keine Staatsangehörigkeit. Es braucht dazu keine traditionellen Bindungen und keinen Zugehörigkeitsnachweis. Hören auf die Stimme Gottes ist das einzige Kriterium.
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder – ich bitte Gott in dieser Woche besonders um die nötige Sensibilität, seinen Willen wahrzunehmen.
Geistliches Tagesthema vom 8. Januar 2021
In den Weihnachtstagen halte ich meine Gebetszeit gern vor der Krippe. Es ist immer wieder erstaunlich, was hier dargestellt wird.
Ein Kind, das der Herr der Welt sein soll, wird in einem Stall geboren. Menschen, die sonst nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben, haben eine Engelsbegegnung, finden bestätigt, was sie gehört haben und kehren in ihre Position am Rande der Gesellschaft wieder zurück. Magier oder Könige laufen hunderte von Kilometern um einem Stern zu folgen, ein Kind anzubeten und zu beschenken und gehen dann wieder heim.
Es ist zum Staunen und Wundern, was wir in der Kirche haben. Vielleicht sollten die Wertungen und Haltungen der biblischen Menschen den Menschen heute stärker bewusst gemacht werden. Vielleicht würde das manche Aufgeregtheit unserer Tage mindern und dafür die inneren Kräfte stärken.
Geistliches Tagesthema vom 5. Januar 2021
Im Losungsheft habe ich wieder einen wunderschönen Text gefunden. Die Worte von Eberhard Jüngel sind mein Neujahrswunsch für Sie!
Dafür danken wir dir, lieber himmlischer Vater, dass du uns ernährst an Leib, Geist und Seele, auch wenn wir dir nicht dafür danken.
Und dafür preisen wir dich, Herr Jesus Christus, dass du zu uns gekommen bist als ein rechter Hirte, obwohl wir dich selber achteten wie ein Schaf und über dich herfielen wie reißende Wölfe.
Und darum bitten wir dich, o Heiliger Geist, dass du uns lebendig machst mitten in diesem Leben: Lass uns empfindlich werden für fehlende Liebe, aber auch empfänglich für das Gute, das du uns gibst!
Mögen Sie von Herzen in diese Worte einstimmen können.
Geistliches Tagesthema vom 29. Dezember 2020
In dem beeindruckenden Fernsehfilm „Werk ohne Autor“ gestern Abend sagte der Kunstprofessor seinen Schülern sinngemäß: Ihr müsst eure eigene Kunst finden. Ihr müsst frei werden von allen anderen Richtungen. Nur ihr selber wisst, ob etwas wirklich gut ist. Wenn ihr frei werdet, dann befreit ihr auch die anderen Menschen.
Für mich gilt das für den Glauben. Nur wenn wir Christen uns frei machen von den Meinungen anderer Menschen, wenn wir allein auf Gott vertrauen und darauf, dass Gott uns schon gut und richtig geschaffen hat – nur dann sind wir wirklich gläubig im biblischen Sinn.
Das ist nicht einfach. Das schafft oft mehr Probleme, als es löst. Aber es ist der einzige Weg, der uns und alle anderen Menschen in die Freiheit führt.
Geistliches Tagesthema vom 22. Dezember 2020
In den Losungen wird heute Bonhoeffer zitiert: Wer von uns wird Weihnachten recht feiern? Wer alle Gewalt, alle Ehre, alles Ansehen, alle Eitelkeit, allen Hochmut, alle Eigenwilligkeit endlich niederlegt an der Krippe, wer sich hält zu den Niedrigen und Gott allein hoch sein lässt.
Auf das alles zu verzichten, was Bonhoeffer hier aufführt, ist für uns Menschen eine Zumutung. Aber was bekommen wir dafür? Die Zusage, Gottes geliebte Kinder zu sein und gemeinsam mit unserem Bruder Jesus Christus zu leben.
Ist ein Leben mit Gott den Verzicht auf Gewalt, Ehre, Ansehen, Eitelkeit, Hochmut, Eigenwilligkeit wert? Ich will es heute einmal probieren.
Geistliches Tagesthema vom 18. Dezember 2020
Am Mittwoch dieser Woche kehrte ich in der morgendlichen Besinnung zu den Losungen zurück; die Exerzitien waren zu Ende. Ich wurde sehr freundlich empfangen! Aus dem Brief des Paulus an die Kolosser wurde der Satz zitiert: Das Geheimnis des Glaubens ist „die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol. 1,27).
Kürzer und schöner kann man unseren Glauben nicht zusammenfassen! Wir haben eine Hoffnung der Herrlichkeit! Christus hat gezeigt: Es gibt nicht nur dieses Leben. Es gibt eine Hoffnung über diese Welt hinaus. Es gibt einen Himmel. Es gibt ein Paradies. Es gibt eine neue Erde, in der all das nicht mehr ist, was uns im Leben so zu schaffen macht.
Wieder ein Hinweis auf den Grund, warum Menschen die Geburt Jesu so überschwänglich feiern!
Geistliches Tagesthema vom 15. Dezember 2020
Ich hatte mit einem Amt Probleme. Ich fand mich ungerecht behandelt. Ich habe mich dagegen zur Wehr gesetzt. Es hat nichts gebracht. Ich hätte vor Gericht ziehen müssen, um den Konflikt klären zu lassen. Das wollte ich nicht.
Habe ich verloren. Ja! Aber ich habe gekämpft. In anderen Konflikten habe ich gewonnen. Man kann nicht immer gewinnen.
Mir hat auch der Glaube in diesem Konflikt geholfen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, sagt die Bibel. Ich habe mich ernst genommen. Ich habe mich nicht klein gemacht. Ich habe etwas versucht. Auch das ist eine Form von Liebe, die Gott von uns will. Das glaube ich fest – und darum geht es mir jetzt gar nicht schlecht.
Geistliches Tagesthema vom 11. Dezember 2020
Ein Getaufter soll/wird „in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe(n)“. So drückt es Martin Luther im Kleinen Katechismus aus – und damit enden die diesjährigen Herbstexerzitien.
Ich freue mich über die Verheißung und nehme den Auftrag ernst. Allerdings: Umfassend gerecht zu leben ist gerade im Alltag eine Herausforderung! Wo fängt man an und wo hört man auf?
Dieser Weg wird nicht ohne Versäumnisse bestanden werden. Darum bin ich froh, dass wir einen barmherzigen Gott haben, der vergibt, wenn wir ihn darum bitten. Mit dieser Zusage mache ich mich gerne auf.
Geistliches Tagesthema vom 8. Dezember 2020
In den Alltagsexerzitien bedenken wir zurzeit die Taufe. In dieser Woche geht es um die Konsequenzen aus der Taufe.
Martin Luther hat dazu gesagt: Der „alte Adam“ soll „ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten“. Neues Denken und Handeln soll den Menschen bestimmen.
Wie radikal! denke ich mir. Einen solch umfassenden Anspruch würde die Kirche heute nicht mehr erheben. Das würde sie sich nicht trauen. Eigentlich schade. Neues Denken und Handeln würde in unserer Zeit dringend gebraucht!
Geistliches Tagesthema vom 4. Dezember 2020
In einem neuen Leben wandeln… So heißt es heute in den Exerzitien. „Wandeln“ ist ein ungewohntes Wort. Etwas altertümlich klingt es, aber schön.
Wandeln ist nicht zielgerichtet. Es beinhaltet Richtungswechsel, stehenbleiben, sich entscheiden. Zeit ist darin enthalten und Freiheit, Persönlichkeit und Unabhängigkeit. Lauter Dinge, die uns Menschen gut tun und die wir oft viel zu wenig haben.
In einem neuen Leben wandeln… Schön, was uns der Glaube alles schenken will – und kann, wenn wir uns darauf einlassen.
Geistliches Tagesthema vom 1. Dezember 2020
Anfang der 80er Jahre hatte ich einen Freund, der einen Golf GTI fuhr. Ich war noch ein Autonarr und er erfüllte mir gern den Wunsch, damit einmal zu fahren. Das Auto hatte 110 PS und war eine Rakete, eine echte Freude!
Heute Morgen lese ich in der Zeitung, dass der aktuelle Golf GTI 300 PS hat. Mein Verhältnis zu Autos hat sich geändert. Ich will ihn gar nicht mehr unbedingt fahren. Mich beschäftigt eher die Frage: Braucht man das wirklich? Muss es immer noch mehr sein?
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint – ich finde, das ist auch eine geistliche Frage.
Geistliches Tagesthema vom 27. November 2020
Die Maßnahmen gegen die Coronapandemie wurden in dieser Woche verlängert und verschärft. Vermutlich gibt es auch über Weihnachten höchstens eine Unterbrechung und es geht im neuen Jahr weiter.
Ist damit die Belastungsgrenze der Menschen erreicht? Steht uns das schlimmstmögliche Weihnachtfest ins Haus? Manche sagen das so.
Josef und die schwangere Maria mussten damals wegen der Volkszählung rund 160 Kilometer von Nazareth nach Bethlehem laufen. Sie fanden keine Herberge und Maria musste ihr Kind im Stall bekommen. Kurz darauf sind sie mit dem neugeborenen Kind von Bethlehem nach Ägypten geflohen – noch einmal rund 200 Kilometer zu Fuß.
Bei den Beiden sollten wir uns wegen unserer Zumutungen nicht beschweren….
Geistliches Tagesthema vom 24. November 2020
Im Fernsehen ging es gestern um eine schwierige Frage. Ein Mann fühlt sich nach dem Tod seiner Frau so einsam, dass er nicht mehr leben will. Er bittet seine Hausärztin um ein Medikament, das ihm hilft zu sterben. Soll er es bekommen? 70% der Zuschauer sagten am Ende: Ja!
Mich erschreckt das Ergebnis. Zum Einen, weil der Film darauf angelegt war, ein solches Votum zu bekommen. Das Ergebnis war quasi manipuliert. Das sollte herauskommen.
Denn – und das ist das zweite – das Schicksal eines Menschen ist uns offensichtlich gleichgültig. Die meisten Menschen wollen einen trauernden und traurigen Menschen nicht mehr haben. Die Mehrheit will ihn nicht trösten, sich mit ihm abgeben, ihm einen neuen Weg für sein Leben zeigen. Dafür ist keine Zeit mehr – und darum und dafür soll es eine Lösung geben: den Tod.
Gäbe es nicht einen Gott, der sagt: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet (Jesaja 66,13), mir würde himmelangst um unser Leben!
Geistliches Tagesthema vom 20. November 2020
Das letzte Tagesthema (nachzulesen auf Seite 4 dieser homepage) hatte positive Auswirkungen. Ich bin in eine Diskussion mit einem Vertreter der Forderung auf Gottesdienstverzicht gekommen.
Kein Streit. Keine verfestigten Fronten. Stattdessen ein Austausch der Argumente und eine Betrachtung der Hintergründe der jeweiligen Überzeugung.
Ich weiß noch nicht, wohin das führen wird. Aber miteinander im Gespräch zu sein ist allemal besser, als steile Thesen aufzurichten – gerade in diesem Bereich. Denn bei der Frage nach dem Willen Gottes können wir alle nur vermuten und tasten. Darum soll das immer im gegenseitigen Respekt geschehen.
Geistliches Tagesthema vom 17. November 2020
Die Coronamaßnahmen haben seltsame Folgen. Jetzt gibt es die Forderung, die Kirchen sollten auf die Gottesdienste verzichten, weil die Künstler nicht mehr auftreten dürfen.
Welcher Künstler hätte dadurch mehr Geld auf dem Konto? Soll die Kirche dann auch die Novemberhilfe der Regierung beantragen? Warum sollen Menschen nicht mehr zum Gottesdienst gehen, weil sie nicht mehr zu Konzerten dürfen? Was ist mit den Menschen, die sich Kulturveranstaltungen oft gar nicht leisten können – auch ganz ohne Corona?
Fragen über Fragen. Die für mich entscheidende Frage aber ist: Was würde Gott wohl sagen, wenn wir darauf verzichten würden, zu Lob und Fürbitte einzuladen, weil es andere Menschen schwer haben? Vielleicht sollten wir darüber diskutieren.
Geistliches Tagesthema vom 13. November 2020
Freitag, der 13. ist regelmäßig ein Thema. Kluge Überlegungen tauchen auf über die Herkunft des unguten Gefühls im Blick auf diesen Tag, genauso Statistiken, die belegen, dass an diesem Tag nicht mehr passiert, als sonst. Manchmal lässt sich sogar das Gegenteil nachweisen.
Die regelmäßige Wiederkehr der Thematik zeigt: Der Mensch ist ein tiefgründiges Wesen. Es reicht nicht, wenn er einmal etwas verstanden hat. Er muss an wichtige Dinge immer wieder erinnert werden – oder sich selber daran erinnern.
Das gilt auch für den Glauben. Immer wieder müssen wir uns vor Augen führen, dass wir in Gottes Hand stehen, dass er uns in Liebe zugewandt ist, dass er uns Heil versprochen hat. Wir brauchen das. Eine solche regelmäßige Erinnerung ist auch das Ziel dieser Seite. Hoffentlich hat sie Erfolg.
Geistliches Tagesthema vom 10. November 2020
Heute beginnen die Alltagsexerzitien – trotz Corona. In Absprache mit der Gemeinde St. Matthäus haben wir beschlossen, sie stattfinden zu lassen. Dazu werden die Gruppentreffen in Gottesdienste umgestaltet. Es wäre irgendwie auch widersinnig gewesen, in dieser Zeit nicht zum Beten anzuleiten.
Trotzdem ist es spannend. Ich habe die Treffen bisher nicht im Talar gehalten und auch nicht in der Kirche. Wird noch etwas von der intensiven Gemeinschaft untereinander spürbar, die sonst immer so wichtig und erfüllend gewesen ist?
Gern habe ich darum die Verheißung in den Losungen heute Morgen gelesen: Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. Ich bin gespannt, wie es uns ergehen wird!
Geistliches Tagesthema vom 6. November 2020
Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil.
Die Tageslosung vom heutigen Freitag erschreckt. Sollte Gott auch die Finsternis geschaffen haben? Sollte er auch Unheil wollen?
Tröstlich wäre dabei, dass nichts in der Welt geschieht ohne Gott. Aber so ganz leicht ist eine solche Aussage nicht zu verdauen.
Der neutestamentliche Text gibt die einzig mögliche Antwort solche Zweifel: Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus 2. Thess.3,5).
Es wird nicht diskutiert, ob das Alte Testament Recht hat oder einem Missverständnis aufsitzt. Es wird nicht argumentiert. Es wird sich in dieser Frage an Gott selbst gewandt. Der Herr richte…!
Es gibt nichts Größeres als Gott. Darum kann niemand helfen, wenn solche Gedanken kommen, als Gott allein. Das ist für uns Menschen nicht angenehm. Aber es ist wahr.
Geistliches Tagesthema vom 3. November 2020
Am heutigen Dienstag haben die Amerikanerinnen und Amerikaner die Wahl: Wer soll an der Spitze ihres Staates stehen? Wer ist der Repräsentant ihrer Nation?
Jeder Wählerin und jedem Wähler muss klar sein, dass er und sie mitentscheidet, wie es in Amerika und der Welt weiter geht. Bleibt der Egoismus von Donald Trump an der Macht oder versucht das Land, einen anderen Weg zu gehen? Welchen Werten sollen den Menschen vor Augen stehen? Welches Verhalten findet Unterstützung?
Das Bibelwort für diese Woche lautet: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem (Röm 12,21). Ich will den gegenwärtigen Präsidenten nicht dämonisieren. So bedeutend ist er nicht. Aber die Entscheidung heute ist grundlegend. Jedem und jeder wählenden Person sollte die Tragweite der Entscheidung klar sein.
Geistliches Tagesthema vom 30. Oktober 2020
Der Begriff der Achtsamkeit wird allgemein eher den östlichen Religionen zugeschrieben. Es gilt als ihre spezielle Stärke, sorgsam im Blick auf sich selbst zu sein.
Die heutigen Losungstexte zeigen, dass das nicht richtig ist. „Hab acht auf dich selbst…“ beginnt der Text aus dem Neuen Testament. Und der alttestamentliche Text hebt das sogenannte 3. Gebot hervor: Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen.
Warum begreifen Menschen heute solche Worte oft weniger als Fürsorge, denn als Einschränkung ihrer Freiheit? Warum begreifen sie solche Inhalte als diktatorische Verbote und nicht als Ausdruck einer sorgenden Liebe? Ich kenne die Antwort auf diese Fragen nicht, aber ich bedauere solche Missverständnisse unseres Glaubens – und mir tun Menschen Leid, die sich solche Entlastung nicht gefallen lassen wollen. Sie überfordern sich und schaden sich letztlich selber.
Geistliches Tagesthema vom 26. Oktober 2020
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Der Spruch des Propheten Micha für diese Woche gefällt mir. Gottes Verheißungen und Wegweisungen beachten und festhalten, ihn wichtig nehmen – das ist das erste.
Freundlich sein zu der Menschen und der Welt – zumindest es immer wieder versuchen! Das ist das zweite.
Als drittes wird die Demut verlangt. Das spricht mich besonders an. Ich hatte am Freitag keine Zeit für das Tagesthema und am Wochenende auch nicht wirklich. Das beschäftigt mich. Ich bin gern zuverlässig. Demut ist in diesem Fall: Hinnehmen, was nicht gegangen ist und sich keinen Kopf draus machen! Nicht wir sind die Herren des Lebens. Gott ist es.
Geistliches Tagesthema vom 20. Okt. 2020
Heute habe ich beim Einkauf Glück gehabt. Im Laden wurden mir für ein Produkt 2 Cent berechnet – statt 2 Euro. Zuhause habe ich es bemerkt und mich spontan gefreut. Es war ein Versehen, nicht bedeutend, aber es hat ein schönes Gefühl ausgelöst.
In der Losung heute heißt es: Freu dich, wenn du einen Glückstag hast. Und wenn du einen Unglückstag hast, dann denke daran: Gott schickt dir beide, und du weißt nicht, was als Nächstes kommt (Prediger 7,14).
Mich machen die erhaltenen 2 Euro nicht wirklich reicher und den Laden machen sie nicht wirklich ärmer. Aber es ist ein schönes Denken, wenn man Glück einfach hinnehmen darf und das Unglück relativieren kann. Ich bin froh um diesen Glauben!
Geistliches Tagesthema vom 16. Oktober 2020
Meine Gesundheit hat mir mal wieder zu schaffen gemacht. Mit einer Behörde bin ich mir nicht einig. Eine Freundin macht mir Unruhe, weil sie alles ganz genau haben will. Diese und andere Dinge treiben mich um und ich kann schlecht schlafen.
Ich klage Gott im Gebet meine Mühe und Ängstlichkeit und Sorge. Dann lese ich die Losungen: Jesus Christus wird euch auch fest machen bis ans Ende – steht im Neuen Testament.
Ich werde ruhig. Ich muss nicht alles klären. Es muss nichts alles ganz genau sein. Es wird etwas für mich getan – und es wirkt schon. Ich danke meinem Gott für dieses Wort am heutigen Tag. Es ist gut!
Geistliches Tagesthema vom 13. Oktober 2020
Für das Glück des Menschen sind die kleinen Dinge entscheidend. So steht es heute in unserer Tageszeitung. Dazu die Empfehlung, diesen Dingen besondere Achtsamkeit zukommen zu lassen. Sich eine Tasse Kaffee zu gönnen, ein paar Seiten in einem guten Buch zu lesen, jemanden mit einem selbst gebackenen Kuchen zu überraschen. Menschen, die sich an solchen Dingen freuen können, werden als glücklich betrachtet.
Ich teile diese Sicht – und finde sie auch in meinem Glauben. Mich in der Nacht bei Gesundheitsproblemen an Gott wenden zu können, am Morgen eine Kerze anzuzünden und zu wissen: Ich stehe in Gottes Hand. Er hat sich in der Taufe zu mir bekannt und will mich jeden Tag daran erinnern, dass ich auf dem Weg in seine Ewigkeit bin. Das sind die Freuden in einem Christenleben, die gar nicht so klein sind und auch glücklich machen.
Geistliches Tagesthema vom 9. Oktober 2020
Drei Wochen waren wir mit dem Wohnwagen unterwegs. Wir haben schöne Plätze gesehen und gute Erlebnisse gehabt. Es war eine gute und intensive gemeinsame Zeit.
In dieser Zeit ist das Gebet nicht weggefallen, obwohl es anders als sonst war. Selbst in der Enge eines Wohnwagens findet sich Zeit für Besinnung und auch ein Gespräch mit Gott in aller Stille tut gut.
Aber zuhause wieder auf dem vertrauten Stuhl zu sitzen, die Kerze anzuzünden, auf das Kreuz zu schauen, das an die Pflanze auf dem Tisch gelehnt ist und die vertrauten Worte laut zu sprechen – das hat eine eigene Kraft. Und dann noch so ein schönes Lied, aus dem das Gebet im Losungsheft genommen ist! Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne… Da ist es gar nicht mehr so schlimm, dass der Urlaub zu Ende ist.
Geistliches Tagesthema vom 11. September 2020
Der du weißt, was in uns ist
und auch verstehst, was nicht zu sagen ist,
hör unsere Seele, die wartet und betet
und die sich dreht und wendet
und sucht nach dir.
Die Worte von Huub Oosterhuis zu den heutigen Losungstexten sprechen mich sehr an. Da ist zum Einen seine Zuschreibung an Gott, der alles versteht und kann. Die andere Seite ist das intensive menschliche Bemühen, Gottes Aufmerksamkeit zu bekommen. Beides kommt nicht immer zusammen – und ist trotzdem das Lebensziel vieler Menschen. Die Spannung auszuhalten, weil jede Begegnung sich vielfach lohnt, gehört zum Wesen unseres Glaubens.
Urlaubsbedingt schweigt auch das Geistliche Tagesthema für einige Zeit – in der Hoffnung, dass es sich hinterher noch mehr lohnt, zusammenzukommen und zu bleiben.
Geistliches Tagesthema vom 8. September 2020
Wen ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben, die ihnen Liebe erweisen.
Und wenn ihr euren Wohltätern wohl tut, welchen Dank habt ihr davon? Das tun die Sünder auch.
Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche zurück bekommen.
Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein… (Lk 6, 32-35).
Diese Worte stammen aus dem Pendant der Bergpredigt bei Lukas. Sie sind die Verse vor dem Lehrtext von diesem Dienstag. Er sagt: Denn er (Gott) ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Das gibt uns viel zu denken – und zu handeln!
Geistliches Tagesthema vom 4. September 2020
Ich bin heute in einer friedlichen Umgebung aufgewacht und habe die Vögel gehört. Ich konnte meinen Morgentee in Ruhe trinken und anschließend zum Schwimmen gehen. Ich bin bei Sonnenschein aus dem Becken gestiegen, das wärmer war, als ich es erwartet hatte. Ich habe die Einkäufe für heute schon geplant, das Abendessen steht und das Programm für das Wochenende auch: Wir feiern in der Familie Konfirmation. Demnächst wird noch etwas Urlaub nachgeholt.
Sind das Selbstverständlichkeiten in meinem, in unserem Leben? Oder stimmt, was heute in den Losungen steht: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade!? Vielleicht brauchen wir manchmal doch einen anderen Blick auf die Welt und das Leben!
Geistliches Tagesthema vom 1. September 2020
Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat – sagt der Monatsspruch für den September.
Das Wesentliche an Christus ist seine Auferstehung. Die unterscheidet ihn von allen anderen Menschen. Die angesprochene Versöhnung muss also mit der Auferstehung zu tun haben.
Das Hauptproblem der Menschen ist ihre Endlichkeit. Der Tod macht alles zunichte, was der Mensch beginnt. Er setzt ihm eine unüberwindliche Grenze.
Überwunden wird der Tod durch die Auferstehung. Wenn also stimmt, dass wir Christus in das neue Leben nachfolgen werden, bekommen wir eine neue Sicht auf das Leben. Dann ist unsere Existenz nicht mehr endlich – und hierin liegt die Versöhnung. Die Welt muss nicht mehr unter der Begrenzung des Todes leiden. Das bringen Jesu Tod und Auferstehung ans Licht. Spüren wir, wie versöhnlich diese Aussage ist?
Geistliches Tagesthema vom 28. August 2020
Die Lüge ist das Schwerpunkthema der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. In vielen Facetten wird sich dem Thema gewidmet – unter anderem auch in der Bibel. Gott selbst gerät unter Verdacht, weil er die Erfüllung seiner Verheißungen manchmal so lange hinzieht, dass man es kaum mehr glauben kann.
Mir ist hier die Sicht der heutigen Losung lieber. Da sagt Josua, als er das Volk Israel endlich in das gelobte Land führen darf: Der Herr, unser Gott, hat uns behütet auf dem ganzen Wege, den wir gegangen sind (Jos. 24,17).
Anscheinend erkennt man den Wert von Gottes Handeln oft erst im Rückblick. Unsere Aufgabe wäre es dann, in der aktuellen Situation das Vertrauen zu Gott aufrecht zu halten – gegen allen Anschein. Wahrlich keine leichte Aufgabe – aber eine lohnende!
Geistliches Tagesthema vom 25. August 2020
Was bewirkt der Glaube? Eine Antwort auf diese Frage gibt der dritte Text zu den Losungen vom heutigen Dienstag. Jörg Swoboda und Theo Lehmann werden mit diesen Worten zitiert:
Du hast mir so oft neuen Mut gegeben. Wenn ich am Boden lag, hobst du mich auf. Ich schöpfte wieder Kraft zum Weiterleben. Du gabst mir Hoffnung, und ich gab nicht auf. Ich danke dir, mein Gott! Ich lobe dich, mein Gott! Wer auf dich hofft, kriegt neue Kraft.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Menschen Kraft und Mut bekommen. Die stehen allen Menschen offen. Der Glaube stellt ein weiteres Angebot bereit. Man mag sich streiten, wie sich das Angebot des Glaubens zu den anderen Möglichkeiten verhält. Aber erst einmal ist es schön, dass es das gibt.
Geistliches Tagesthema vom 21. August 2020
Ich habe schlecht geschlafen. Die zweite Nacht hintereinander. Ich konnte schwer einschlafen und ich bin früh aufgewacht.
Ich habe dagegen angebetet. Das Herzensgebet gesprochen. Immer und immer wieder. Es hat schon funktioniert. Diesmal nicht.
Ich habe mich in meiner Gebetszeit bei Gott beschwert. Gefragt, warum er mir nicht hilft, was mich denn so umtreibt und wie ich nicht lernen kann, loszulassen?
Dann habe ich die heutige Losung gelesen: Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne (Jesaja 47,13).
Ich wusste gar nicht, dass so ein Satz in der Bibel steht. Aber er hat mich getroffen. Ich habe viel nachzudenken.
Geistliches Tagesthema vom 18. August 2020
„Alle haben Recht und keiner hat Schuld.“ Schon lange beschäftigt mich dieser Satz meiner Jugendzeit. Manchmal amüsiert mich die komplette Relativierung menschlicher Entscheidungen, manchmal regt sie mich auf. Ich selber neige nicht dazu, alles gleich gültig hinzunehmen.
Der Herr ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für (Psalm 100,5). Erst dachte ich, auch die Losung für den heutigen Dienstag geht in diese Richtung zu. Umfassende Gnade und Freundlichkeit sind die Kennzeichen Gottes...
Aber dann habe ich die Wahrheit entdeckt. Auch sie währt ewig. Es gibt sie also, die göttliche Wahrheit. Dann ist die Suche danach vielleicht doch nicht ohne Verheißung – und wenn man sie dann auch noch freundlich kommuniziert, dann ist es perfekt…
Geistliches Tagesthema vom 14. August 2020
Herr, wohin sollen wir wohl gehen! Du hast des ewgen Lebens Wort!
Lass uns in Treue zu dir stehn in unsrer Zeit, an unserm Ort.
Dem kleinen Gedicht des russischen Drogisten, Lehrers, Pfarrers, Lyrikers und Dichters geistlicher Texte Albert Bartsch aus dem letzten Jahrhundert sieht man die Aktualität nicht sofort an. Anfangs scheint es eine Umschreibung der Antwort der zwölf Jünger auf die Frage Jesu zu sein, ob sie ihn auch verlassen wollen (siehe den Lehrtext des heutigen Tages). In den letzten Worten erst wird klar, dass es die Worte heutiger Christinnen und Christen sind. In unsrer Zeit, an unserm Ort wollen wir zu Jesus stehen.
Um die Frage, wie das Mitsein mit Jesus heute aussehen soll, geht alle Diskussionen in der Kirche. Es wäre gut, viele würden eine Antwort wagen und sie zur Diskussion stellen.
Geistliches Tagesthema vom 11. August 2020
Am Sonntag wurde der Gottesdienst aus meiner Gemeinde im Rundfunk übertragen. Für mich war das eine große Enttäuschung.
Die Gemeinde ist sehr sangesfreudig. Aber in diesem Gottesdienst musste sie schweigen, weil Profis den Gesang übernommen haben.
Die Gemeinde feiert den Gottesdienst zurzeit draußen auf der Kirchenwiese. Aber in diesem Gottesdienst musste sie in die Kirche gehen, weil es von dort leichter zu übertragen war.
Die Gemeinde wurde im Rundfunk nicht einmal begrüßt – dafür um Verständnis gebeten, dass die Mitwirkenden die Gemeinde heute nicht anschauen und schneller sprechen, als gewohnt – weil das im Radio besser wirkt.
Mit einem Wort: Die Gemeinde wurde zu Statisten in ihrem eigenen Gottesdienst gemacht. Hinterher dachte ich: Das war jetzt Fake-News statt froh machender Botschaft. Ob Gott da wirklich noch dabei ist?
Geistliches Tagesthema vom 7. August 2020
Gestern habe ich einen mir wichtigen Brief geschrieben. Er wird nichts erreichen. Meine Ansichten unterscheiden sich deutlich von der öffentlichen Meinung dieser Tage – und die angesprochene Person wird von dieser Meinung sehr getragen.
Ich habe ihn trotzdem geschrieben. Ich stehe zu meiner Meinung – auch wenn sie nicht dem Zeitgeist entspricht.
Ich glaube darum, geht es im Glauben: Zu seiner eigenen Person stehen – aber niemanden heruntersetzen. Sich treu bleiben, weil Gott einen so geschaffen hat – aber sich nicht für etwas Besseres halten. Mal sehen, was daraus wird…
Geistliches Tagesthema vom 4. August 2020
Meine Frau und ich haben heute Morgen verschlafen. Wir sind einfach eine Stunde später aufgewacht. So musste einiges wegfallen und einiges schneller gehen – vor allem bei ihr, die ja noch berufstätig ist.
Ich habe mich komisch dabei gefühlt – obwohl es eigentlich egal ist, ob ich meine Sachen etwas früher oder etwas später mache. Aber es fühlte sich einfach nicht in Ordnung an. Alles war deutlich schwerer.
Die Gebetszeit hat es dann wieder zu Recht gerückt. Ich habe akzeptiert, dass auch mal was schief gehen kann und es ist ja wirklich nichts passiert.
Ich bin froh, einen Ansprechpartner zu haben, dem ich auch solche simplen Dinge sagen kann. Vielleicht bin ich selber ein Simpel – aber ich danke Gott für seinen Trost.
Geistliches Tagesthema vom 31. Juli 2020
So ein schöner Lehrtext ist der Losung heute zugestellt! Ich muss gestehen: Ich habe den Satz aus dem 2. Timotheusbrief noch nie bewusst wahrgenommen. Aber er gefällt mir aus vielen Gründen. Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als ein angesehener und untadeliger Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht vertritt (2. Tim. 2,15).
Ich fange bei der Erläuterung am Ende an: Es gibt ein Wort der Wahrheit. Es ist nicht alles relativ. In Zeiten des Pluralismus und der Globalisierung ist mir das tröstlich
2. Diese Wahrheit kann recht vertreten werden. Es gibt neben der Wahrheit auch Klarheit.
3. Der Mensch soll Arbeiter sein, er muss nicht Schöpfer und Erfinder seiner selbst sein. Das ist entlastend.
4. Er soll untadelig sein. Es kommt also bei Gott auf sein Handeln und Leben an. Das gibt Würde.
5. Er soll angesehen sein. Neben Gott kommen hier auch die Mitmenschen in den Blick. Auch auf sie kommt es an.
Und letztens: Der Mensch soll sich darum bemühen, so zu sein. Das schließt Fehler und Irrtümer ein. Das ist menschlich.
Ich glaube nicht, dass ich diesem Satz heute auch nur annähernd gerecht werden kann – aber bemühen will ich mich. Das ist ein gutes Ziel!
Geistliches Tagesthema vom 28. Juli 2020
Die Äbtissin von Kirchschletten nicht weit von Bamberg wird von der hiesigen Presse hochgejubelt. Die „mutige Mutter Mechtild“ zeigt dem Staat „klare Kante“. Über 30 Kirchenasyle hat sie durchgeführt und weigert sich jetzt auch noch, einen Strafbefehl zu zahlen.
In meinen Augen irren die Äbtissin und die Zeitung. Das Kirchenasyl ist eine Ausnahmeregelung für besondere Fälle. Wer es zum Normalfall erklärt – wovon man bei 30 Fällen ausgehen kann – missversteht es als Gewohnheitsrecht. Und wenn der Staat wirklich in 30 Fällen Schutz versagt hat, wo er hätte helfen müssen, dann wäre es Aufgabe einer kritischen Presse, die Fälle zu dokumentieren und bekannt zu machen.
Jesus, auf den sich die Äbtissin beruft, hat gesagt: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. Damit ist sicher nicht gemeint, dass Einzelne ihr eigenes Rechtsverständnis absolut setzen.
Geistliches Tagesthema vom 24. Juli 2020
Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab! So zitiert die Tageslosung heute den Propheten Jesaja. Seine Worte sind grammatisch eher ungewöhnlich, sein inneres Anliegen ist es noch mehr.
Wer stimmt noch in die Klage des Gottesmannes ein? Wer erwartet in den Problemen dieser Welt noch etwas von Gott? Wer redet mit Gott über seine persönlichen Nöte? Wer sieht in Gott eine Lösung für seine oder ihre ganz konkreten Anliegen? Wer würde sich über die sichtbare Anwesenheit Gottes freuen?
Ich wünschte mir, viele Menschen würden Jesajas Anliegen teilen und Gott laut um Hilfe anflehen. Meiner Meinung nach würde sich dann auch etwas ändern.
Geistliches Tagesthema vom 21. Juli 2020
Wir haben unser Cabrio-Wochenende hinter uns. Wir leihen uns dafür ein offenes Auto, fahren durch die Gegend und freuen uns über die schönen fränkischen Lande und die Menschen, die wir treffen.
In diesem Jahr war das Auto nicht nur offen, sondern auch sehr stark. Der Motor lief mit einem heiseren Brummeln, konnte aber auch giftig losfauchen. Wir haben die Kraft und den Klang immer wieder genossen. Das war ein bisschen wie Musik. – Ob es an diesen Erlebnissen liegt, dass ich den heutigen 3. Text in den Losungen besonders tief empfinden kann???
Über Berg und Tal
wie ein Festchoral
der Sommer zieht übers Land,
und die Knospe sprießt
und das Leben fließt
wie der Strom hin zum Meeresstrand.
Leb Gottes Zeit
denn er hält bereit
den Augenblick in der Hand.
Geistliches Tagesthema vom 17. Juli 2020
Ich habe den Kopf wieder einmal voll beim Beten. Dieses beschäftigt mich und jenes. Weitreichende Gedanken treiben mich um. Hochfliegende Pläne sind in Gefahr. Ich kann mich kaum auf mein Gegenüber konzentrieren.
In dieser Situation tun mir die Losungen gut. Sie bringen einen anderen Aspekt ein. Sie weisen über mich hinaus. Sie brechen das Kreisen um mich selber auf. Ist es übertrieben, zu sagen: Mich treiben menschlichen Gedanken um, hier aber begegne ich Gottes Wahrheit?
Unsere Gedanken und Probleme sind Gott wichtig. Er will hören, was uns beschäftigt. Aber seine Gedanken und Sichtweisen sind noch wichtiger. Der Mensch lebt von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes geht, sagt Jesus. Dem will ich mich öffnen – gerade in dieser Situation.
Geistliches Tagesthema vom 14. Juli 2020
„Komm”, sprach Er und mahnte zum Aufbruch.„
Nein”, sagte ich. „Es lohnt nicht zu beginnen,
der Weg ist zu mühsam,
das Ziel ist zu fern. Ich erreiche es nicht.”
„Was redest du da?” fragte Er gütig.
„Ich bin der Anfang. Ich bin das Ende.
Von einem Punkt bis zu dem andern
führt meine Liebe.
Hier, nimm meine Hand. Und nun komm!”
Ich war verwundert, doch ich schlug ein.
Seither bin ich mit ihm unterwegs.
Diese Worte stammen von Marie Hüsing, einer Diakonisse, die im letzten Jahrhundert gelebt hat. Als sie ihre Pflicht getan hatte, hat sie sich der Schriftstellerei gewidmet und viele schöne Texte geschrieben. Dieser bringt das christliche Leben wunderschön auf den Punkt. Nicht die eigene Wahrnehmung ist entscheidend, die Verbindung zu Christus ist es.
Geistliches Tagesthema vom 10. Juli 2020
Eine Generation rühmt der andern deine Werke … sagt die Losung vom heutigen Freitag.
Ich weiß nicht, wie viele Generationen lang solches Rühmen Gottes stattgefunden hat? In unserer Zeit ist solches Tun jedenfalls weitgehend zum Ende gekommen. „Das muss jeder selber wissen!“ sagen heute die meisten Menschen. Den Glauben darf man niemandem aufdrängen.
Aus angeblichem Respekt vor der Freiheit lassen sich Menschen den Mund verbieten. Sie verschweigen ihre Überzeugungen und reden nicht mehr von dem, was ihnen wichtig ist. Selbst die Taufe wird nicht mehr selbstverständlich geübt.
So beschneiden sich Menschen nicht nur selber, sie enthalten auch Gott ein wichtiges Tun vor. Geheiligt werde dein Name! heißt die erste Bitte im Vaterunser. Wer soll Gottes Namen heiligen, wenn die Gläubigen nicht mehr reden? Am Sonntag wäre wieder einmal Gelegenheit, öffentlich ein Zeugnis abzulegen. Jeder Gottesdienst lädt dazu ein, der Gottesdienst am 6. Sonntag nach Trinitatis zum Thema Taufe sogar besonders.
Geistliches Tagesthema vom 7. Juli 2020
Der Bus war zu spät. Dann fuhr er nicht den angegebenen Linienweg. Schließlich erreichte ich niemanden persönlich und wurde am Telefon mit lauter Dudelmusik abgespeist. Da hat es mir gereicht. Ich habe eine deutliche Mail geschrieben.
Die Reaktion: Nichts. Eine computergenerierte Empfangsbestätigung. Am nächsten Tag fuhr der Bus wiederum nicht so, wie auf dem Fahrplan angegeben.
Zweifel kommen in mir auf. Bin ich streitsüchtig? Unduldsam? Hätte ich besser geschwiegen? Dann lese ich in den Losungen: Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voller Freimut (2. Korinther 3,12).
Freimut. Ein ungewöhnliches Wort. Aber eine schöne Sache. Vielleicht ist es ja christlicher Feimut, der mich dazu bringt, nicht alles zu schlucken und immer klein beizugeben. Wäre nicht schlecht…
Geistliches Tagesthema vom 3. Juli 2020
Die ganze Weite des Glaubens in zwei Sätzen. Das sind die Losungen am heutigen Freitag.
Im ersten, alttestamentlichen Satz erkenne ich mich als Geschöpf Gottes. Als solches möchte ich mein Leben führen. Ich gehöre zu Gott – und das soll in meinem Leben sichtbar werden.
Der Vers aus dem Neuen Testament greift diese Grundlage auf und führt sie weiter: Glaube an den auferstandenen Jesus Christus und liebe die Menschen und das Leben. Nur gemeinsam könnt ihr Gottes Willen erfüllen.
Zwei Sätze, die ein großartiges Geschenk und eine umfassende Lebensaufgabe beschreiben. Was für eine schöne Zusammenstellung!
Geistliches Tagesthema vom 30. Juni 2020
Sagt die Bibel etwas zum Thema Wohnwagen? Diese Frage hat mich in den letzten Wochen umgetrieben.
Wir haben uns einen neuen Wohnwagen bestellt. Die Tochter fährt nicht mehr mit und der alte war damit etwas groß. So haben wir ihn zum Verkauf ausgeschrieben. Die Sache hat mich sehr beschäftigt. Klappt alles? Will ihn jemand? Erzielen wir den Preis, den wir zum Neukauf brauchen? Auch die Gebetszeiten waren von Fragen und Zweifeln bestimmt.
Gestern ging er weg – und heute lese ich in den Losungen: In allen Dingen (!) lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden (Philiperbrief 4,6).
Vielleicht ist es kindisch, aber mich hat dieser Satz sehr persönlich angesprochen. Vor Gott muss ich mich nicht verstellen – und wenn mich etwas beschäftigt, dann darf ich mit ihm darüber reden!
Geistliches Tagesthema vom 26. Juni 2020
Diener haben in unserer Zeit kein hohes Ansehen. Sie gelten als unselbständig, unterwürfig und unfrei. So wollen wir nicht sein! Menschen heute streben danach, selbständig, selbstbewusst und frei zu sein.
Das sind gute Ziele. Aber sind Diener von solchen Werten prinzipiell ausgeschlossen? Es kann ein bewusster Entschluss sein, sich gerade dieser Sache zu verschreiben. Jemand kann zu Recht stolz auf das Projekt sein, an dem er oder sie mitwirkt. Es kommt – etwa in der Politik – durchaus darauf an, wer in dieser Partei im Team dabei ist.
Der dritte Text der Losungen vom 26. Juni richtet den Blick allein auf den „Spitzenkandidaten“. Von Michael Weiße wird zitiert: Wer Gottes Diener werden will, der nehm sich Christus zum Beispiel und tu in Demut, wie er tat und was er uns geheißen hat.
Solches Handeln kann sehr wohl ein Ausdruck von Freiheit, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit sein.
Geistliches Tagesthema vom 23. Juni 2020
Gibt es ein richtiges Leben im Falschen? Lässt sich in einer ungerechten Gesellschaft gerecht leben? Kann ein Einzelner sich befreien aus allgemeinen Ungerechtigkeiten und Zwang?
Um diese Fragen gibt es viele Diskussionen – im Blick auf die Weltwirtschaft, die Klimaproblematik die Benachteiligung von Frauen oder andere Gegebenheiten. Das Losungsheft liefert heute dazu einen nachdenkenswerten Beitrag von Dietrich Bonhoeffer. Jeder Abschnitt wäre eine ausführliche Meditation wert. Dort steht:
Wo Gottes Wort bei mir ist,
finde ich in der Fremde meinen Weg,
im Unrecht mein Recht,
in der Ungewissheit meinen Halt,
in der Arbeit meine Kraft,
im Leiden die Geduld.
Die Worte lassen ahnen, welche Kraft der Glaube birgt. Kirche will sie gemeinsam heben, bewahren und ausbreiten.
Geistliches Tagesthema vom 19. Juni 2020
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. So lautet das 8. Gebot. Wir kennen es. Gibt es aber auch ein falsches Schweigen? Die Veröffentlichungen der Medien heute legen das nahe.
Donald Trump hat offensichtlich sein Amt missbraucht. Er hat die Ukraine zum Handeln gegen einen politischen Gegners nötigen wollen. Sein (ehemaliger) Sicherheitsberater John Bolton hat das in seinem neuen Buch bestätigt. Gestern erschien ein Vorabdruck.
Genau diesen Vorwurf aber hat die andere Partei in den USA, die demokratische Partei, Donald Trump in einem Verfahren gemacht – und hätte einen Zeugen wie Bolton dringend gebraucht. Er hat geschwiegen.
Gleich und gleich gesellt sich gern, könnte man jetzt denken. Oder auf den zweiten Losungstext hören, der heute sagt: Versteht, was der Wille des Herrn ist (Epheser 5,17). Manchmal ist das nicht einfach – aber diese Tatsache befreit uns nicht von dem Auftrag, es zu versuchen.
Geistliches Tagesthema vom 17. Juni 2020
Der Film „Kiss the cook – So schmeckt das Leben“ aus dem Jahr 2014 erzählt eine wunderbare Geschichte. Der Chefkoch eines beliebten Restaurants in Los Angeles darf nicht kochen, wie er möchte. Sein Boss ist extrem konservativ und schränkt seine Kreativität immer wieder ein. Das macht den Mann unleidlich und das spürt auch seine Familie.
Über Umwege wird er dann Inhaber eines Imbissfahrzeugs. Eigentlich ein Abstieg, aber er ist sein eigener Herr, kann sich frei entfalten und hat großen Erfolg. Auch seine familiären Beziehungen gelingen wieder. – Ich habe viel gelacht bei diesem Film.
„Dienet dem Herrn mit Freuden“ (Psalm 102) steht in der heutigen Losung. Darum geht es! Sein Leben mit Freude führen – weil es ein gutes Geschenk Gottes ist. Gott will keine miesepetrige Pflichterfüllung, Gott will uns eine Freude machen, indem er uns ins Leben ruft. Das immer wieder spürbar werden zu lassen ist eine der schönsten Aufgaben von uns Christen.
Geistliches Tagesthema vom 12. Juni 2020
Herr, dir ist nichts verborgen;
du schaust mein Wesen ganz.
Das Gestern, Heut und Morgen
wird hell in deinem Glanz.
Du kennst mich bis zum Grund;
ob ich mag ruhn, ob gehen,
ob sitzen oder stehen,
es ist dir alles kund.
Die Verse von Caspar Ulenberg und Marie Luise Thurmair illustrieren die Losungstexte vom 12. Juni – und werden Menschen heute wohl eher irritieren. Erkannt zu werden, durchschaut, eine solche Beschreibung Gottes schreckt Menschen unserer Zeit eher ab. Ein Gott, der alles sieht, wird eher mit „big brother“ assoziiert, als mit einem liebenden Vater.
Gemeint war und ist es ganz anders. Vorbild solchen Denkens ist die liebende Beziehung zwischen Gott und Jesus. Wie es zwischen diesen Beiden keinen Vorbehalt von „Privatheit“ gibt, so wird auch bei uns nichts aus der Verbindung mit Gott ausgeschlossen.
Aber es ist wohl noch ein weiter Weg, bis wir unsere Beziehung zu Gott so sehen. Insofern bleibt es ein Glaubensakt, Jesus zu gehorchen, der sagt: Bleibt in meiner Liebe!
Geistliches Tagesthema vom 9. Juni 2020
Zwei Monate war ich jetzt weg. Habe eine Operation hinter mich gebracht, eine Rehabilitation und dann noch einen Urlaub. Gutes und Schwieriges habe ich erlebt und manches gesehen. Etliche Herausforderungen mussten bestanden werden.
Jetzt kommt der Alltag wieder – und die Losung des ersten „normalen“ Tages setzt ein besonders Zeichen: Du sollst nicht stehlen. Und: Niemand suche das Seine, sondern was dem Anderen dient.
Natürlich stehle ich nicht. Aber in den letzten Wochen war fast ausschließlich das eigene Schicksal im Blick. Es ist wohl an der Zeit, dass das wieder anders wird. Andere Dinge und Menschen brauchen auch Aufmerksamkeit. Die darf ich ihnen auf Dauer nicht wegnehmen.
Geistliches Corona Tagebuch, 18. und letzter Tag – 3. April 2020
Lass uns von deiner Gnade singen
und froh durch unsre Tage gehen,
lass uns um alle Menschen ringen,
die noch in Nacht und Dunkel stehn.
Lass preisen uns und jubilieren
und lass uns deine Wunder schaun,
dass wir die Herzen zu dir führen
und so an deinem Reiche baun.
Ein Liedvers von Albert Bartsch ist der heutigen Losung beigegeben – und was für ein schöner! Lebensfreude steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Singen. Preisen. Jubilieren.
Wer wissen will, was gemeint ist, schaue Kindern beim Spielen zu oder lausche den Vögeln. Ihr Gesang ist in dieser außergewöhnlichen Zeit besonders gut zu hören.
Solche Freude sollen Christenmenschen reichlich haben. Das will Gott. Um ihretwillen – und weil das der beste Weg ist, Menschen vom Wert des Glaubens zu überzeugen. Solche Freude führt direkt ins Reich Gottes. Halten wir Ausschau, wo wir etwas davon entdecken können und teilen es.
Mit diesen Gedanken endet mein Coronatagebuch. Ich muss mich einer Operation unterziehen und werde einige Zeit nicht da sein. Vielleicht kommen wir danach wieder hier zusammen – hoffentlich dann ohne Corona. Gott befohlen – und bleiben Sie gesund!
Geistliches Corona Tagebuch, 17. Tag – 2. April 2020
Hanns-Josef Ortheil erzählt in einem seiner Bücher eine überaus beeindruckende Szene. Eine Familie hat nacheinander vier Söhne verloren – zwei durch direkte Kriegseinwirkung, zwei durch sonstige Umstände. Alle vier waren noch jung an Jahren.
Drei der Kinder hat der Bruder der Mutter beerdigt, der katholischer Priester war. Beim vierten konnte auch er nicht mehr. Man hat den Ortspfarrer gebeten und auch ihm hat angesichts dieses übergroßen Leides auf dem Friedhof die Stimme versagt. Lähmende Stille senkte sich über die ganze Gemeinde. Da trat er Vater an das Grab und begann laut zu sprechen: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln… Er betete den ganzen 23. Psalm.
Die Szene ist nicht erfunden. Sie hat sich in der Familie des Autors wirklich so zugetragen. Die Mutter der Kinder hat damals Jahre nicht mehr gesprochen und ihr Bruder, der Pfarrer, sagte: Wenn dein Vater nicht so einen Glauben gehabt hätte, sie wäre nicht mehr am Leben.
Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich deine Wunder. So sagt die heutige Losung. Man kann es kaum glauben, man mag es sich nicht vorstellen und niemand wird es sich wünschen – aber der Glaube hat Kräfte, die niemand ermessen kann.
Geistliches Corona Tagebuch, 16. Tag – 1. April 2020
Was für ein hoher Maßstab! Man soll im ganzen Volk nicht mehr die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens hören (Tageslosung). In dieser Zeit der Einschränkung des Alltagslebens, der steigenden Infizierungsraten und zunehmenden Todesfälle kann man sich so eine Situation überhaupt nicht vorstellen.
Ob es jemals Wirklichkeit wird? Auch wenn die Pandemie vorbei ist, werden die Menschen wohl immer etwas zu klagen haben. So sind wir.
Gott macht trotzdem diese Verheißung. Er will sich freuen an seinem Volk. Es soll ihm gut gehen. Wollen wir uns nicht daran beteiligen? Über den Moment hinaussehen. Nicht alles so tragisch nehmen. Gott und dem Leben etwas zutrauen. Auch einmal etwas schlucken und nicht sofort reagieren? Vielleicht sieht manche Klage am Tag darauf schon anders aus. Niemand muss verschweigen, was ihm auf der Seele liegt. Aber es ist besser, erst mit Gott darüber zu reden und dann mit den Menschen.
Geistliches Corona Tagebuch, 15. Tag – 31. März 2020
Ein besonderes Geschehen spricht der neutestamentliche Text für den heutigen Tag an: Wir werden erbaut „zu einer Wohnung Gottes im Geist“.
Ein befreundetes Ehepaar lässt gerade sein Bad umbauen. Manche Einschränkungen müssen sie in Kauf nehmen, vertraute Lebensweisen umstellen, auf gewohnten Komfort verzichten. Aber sie tun es gerne. Sie freuen sich auf das Ergebnis.
Gilt das auch für unseren Umbau im Geist? Müssen wir warten, bis der Handwerker Zeit hat und kommen kann? Müssen wir auf Möglichkeiten verzichten, die andere selbstverständlich in Anspruch nehmen? Braucht es gewisse Einschränkungen im Alltagsleben?
Ich meine: Ja! Aber das Ergebnis übersteigt alle Unannehmlichkeiten und gibt uns dann etwas, das der Apostel an anderer Stelle mit der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ beschreibt. Es lohnt sich, sich darauf auszurichten.
Geistliches Corona Tagebuch, 14. Tag – 30. März 2020
Ich sitze seit vielen Jahren beim Beten und auch bei Tisch auf einem elastischen Kissen. Es hilft mir, aufrecht zu sitzen und entlastet die Wirbelsäule. Ich schwöre auf das Teil und glaube, dass ich vor allem ihm zu verdenken habe, dass meine häufigen Rückenschmerzen praktisch verschwunden sind.
Vor kurzem musste ich eine Biopsie machen lassen. Dabei werden Proben aus der Prostata entnommen. Danach hatte ich sehr lange Probleme mit Blutungen. Mein Arzt verwunderte sich darüber.
Inzwischen sind die Blutungen weg und ich habe auch die Ursache gefunden: Es war das Kissen. Es baut sehr viel Druck auf den Beckenboden auf. Wie sagte Jesus in anderem Zusammenhang einmal: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott alleine (Lukas 18,19). Es gibt wohl wirklich nichts auf der Welt, dass nur gut ist – und vielleicht hat auch alles eine gute Seite…
Geistliches Corona Tagebuch, 11. Tag – 27. März 2020
Vor allem im Fernsehen regt sich allmählich Widerstand gegen den Umgang mit dem Corona-Virus. Man sorgt sich um die Wirtschaft: Wie lange halten die Betriebe das aus? Man sorgt sich um einzelne Gruppen: Wie bringen die Bauern die Saat aus und die Ernte ein und wer pflegt unsere Nahrung auf den Feldern? Man zeigt Verständnis für die schwierige Lage der Familien mit kleinen Kindern. Es braucht ein Ausstiegsszenario – wo noch nicht einmal die Hälfte der beschlossenen minimalen Karenzzeit um ist.
In der Losung für den heutigen Tag heißt es dazu: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding…. Ich will aber! sagt es. Darauf habe ich ein Recht. Das kannst du mir nicht verbieten! Solche Gefühle vernehmen wir in uns – und ihnen ist schwer beizukommen.
Auf der anderen Seite greifen Schreckensszenarien um sich. Da stürzt die ganze Welt ein. Da bricht die Wirtschaft zusammen. Da werden Dinge absolut gesetzt, die sonst kaum eine Rolle spielen. Ein trotzig und verzagt Ding…!
Der Glaube setzt gegen Trotz und Angst das Vertrauen auf Gott. Gott meint es gut mit uns – ganz egal, was ich spüre und empfinde. Ich gebe zu: Das ist wirklich nicht einfach. Aber es ist richtig. Seien wir verständnisvoll gegen unsere oft so unvernünftigen Gefühle. Sie gehören zu uns. Aber geben wir ihnen nicht nach. Denn wir gehören zu Gott.
Geistliches Corona Tagebuch, 10. Tag – 26. März 2020
Die Traurigkeit, die aus der Erkenntnis von Gottes Willen kommt, bewirkt auf dem Weg zur Seligkeit eine Umkehr, die niemand bereut – der nicht, der sie vollzieht und auch die nicht, die sie erleben.
Was ist das für ein Satz!
Haben Sie den Lehrtext zur Losung des heutigen Tages darin erkannt?
Ich bin ganz fasziniert von dieser Aussage – auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob ich sie richtig verstehe.
Traurigkeit ist grundsätzlich nicht von Gott. Gott hat die Welt gut geschaffen. Das Leben ist ein wirkliches Geschenk – und wer den Schöpfer und Herrn der Welt in allem erkennt, der wird sich vom Evangelium nicht lösen können und wollen. Wer glaubt ist nicht traurig.
Aber der Mensch ist frei. Er kann sich weigern, Gottes gutem Willem zu entsprechen. Seit den ersten Tagen im Paradies hat der Mensch das auch immer wieder getan. Er ist auf falschem Weg gegangen – manchmal voller eingebildeter Zuversicht – und er hat sich sehr oft nicht leicht etwas sagen lassen.
Wenn nun ein Mensch auf so einem falschen Weg ist … und das dann durch Gott erkennt … und dann umkehrt … dann greift bei ihm und bei denen, die das erleben, eine Freude um sich, die nicht ihresgleichen hat.
Was für ein Geschehen! Was für eine Wahrheit!
Geistliches Corona Tagebuch, 9. Tag – 25. März 2020
Alle miteinander bekleidet euch mit Demut. So lautet der Lehrtext für den heutigen Tag, der der Losung beigestellt wurde.
Ich kannte diesen Vers aus dem 1. Petrusbrief gar nicht. Natürlich habe ich die Bibel einmal im Zusammenhang gelesen und dabei auch diesen Vers. Aber aufgefallen ist er mir nicht.
Eine mir bekannte Ärztin hätte sich diesen Vers dagegen wohl gemerkt. Sie hat mir vor Jahren einmal erzählt, dass sie sich in ihrem Studium das Wort „Demut“ an die Tür ihres Zimmers im Studentenwohnheim gepinnt hatte. Jeden Tag wollte sie es sehen und neu darüber nachdenken.
Demut rechnet mit etwas Größerem als man selber ist. Demut weiß nicht Bescheid. Demut sieht das Leben in seiner wahren Größe. Sie spielt sich nicht auf. Sie überhebt sich nicht.
Demut ist nicht angeboren. Mit Demut muss man sich umgeben wie mit Kleidern. Sie ist eine Entscheidung. Ein demütiger Mensch kann Großes vollbringen und bleibt doch bescheiden. Er weiß: Alles ist Geschenk.
Lass demütige Menschen um mich sein, Herr – und lass mich einer von ihnen sein.
Geistliches Corona Tagebuch, 8. Tag – 24. März 2020
Es ist nicht schön, isoliert zu sein. Auch wenn man versteht, dass es Sinn macht. Dass es einem letzten Endes zu Gute kommt. Dass dadurch anderen Menschen geholfen wird. Es ist nicht schön, seine Gewohnheiten und Lebensumstände aufgeben zu müssen. Man muss Neues entdecken, will man dabei nicht verzweifeln.
Der dritte Text der heutigen Losungen ist ein Vers aus einem Gesangbuchlied von Philipp Spitta. Ich habe unter der Nummer 374 in unserem Gesangbuch nachgeschlagen und ein Zeugnis aus einer ganz anderen Welt gefunden.
Ich steh in meines Herren Hand // und will drin stehen bleiben; // nicht Erdennot, nicht Erdentand // soll mich daraus vertreiben.
Hier stellt sich ein Mensch der ganzen Welt gegenüber. Alles, was auf Erden zu schaffen macht, alles, was im Leben freut, das ist alles nicht wichtig. Dass ich von Gott angenommen bin – das ist das Einzige, was zählt. Das will er auf keinen Fall aufgeben.
Ob ich jemals so denken und empfinden kann? Ohne dabei gleichgültig zu werden? Ich weiß es nicht. Aber ich versuche immer wieder, solchem Glauben ein Stück näher zu kommen.
Geistliches Cornona-Tagebuch, Tag 7 – 23. März 2020
Am Mittwochnachmittag vor fünf Tagen war ich mit meiner Frau in der Apotheke und wir sind dann noch ein bisschen gelaufen. Wir kamen am Sportplatz auf dem ERBAgelände vorbei, das so schön gestaltet ist. Eine Gruppe Jugendlicher spielte Basketball – trotz Empfehlungen, auf Abstand zu gehen. Ich habe einen Moment gezögert – dann bin ich hingegangen. Ich habe sie gefragt, ob sie wissen, dass sie eine Ausgangssperre für unser Land riskieren?
Die Antworten zeugten von viel Unverständnis. Sie wollten doch nur ein bisschen Sport machen. Das sei doch nicht verboten. Warum ich gerade sie ansprechen würde? Einer beschwerte sich bei meiner Frau, dass ich mich als „Oberpräsident“ aufspielen würde,,,
Inzwischen hat Bayern eine Kontaktsperre bekommen. Gestern wurde sie auf das ganze Land ausgedehnt. Abstand halten ist das Gebot der Stunde – unter Androhung von Strafen. Ob sie es inzwischen kapiert haben?
Ich glaube immer noch, dass wir uns gegenseitig helfen müssen, das Richtige zu tun. Nicht von oben herab – aber auch ohne falsche Scheu. Die Gefahr ist nicht zu sehen, nicht zu hören, nicht zu riechen. Aber das Virus ist da. Gemeinsam haben wir eine bessere Chance, ihm zu begegnen. „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ heißt es in der Bibel.
Geistliches Corona Tagebuch, Tag 4 – 20. März 2020
Seit 290 Jahren veröffentlicht eine christliche Lebens- und Glaubensgemeinschaft aus Sachsen die Herrnhuter Losungen. Sie stehen auch auf dieser Seite.
Drei Jahre im Voraus wird aus einer Sammlung von wichtigen Versen aus dem Alten Testament einen Vers für jeden Tag des Jahres ausgelost. Dem gelosten Vers stellt eine Gruppe von Kundigen dann einen Vers aus dem Neuen Testament zur Seite – und fügt als dritten Text ein Gebet oder Lied aus der Tradition der Kirche hinzu.
Heute ist der 3. Text ein Gebet des großen Theologen Karl Barth vom Anfang des letzten Jahrhunderts. „Herr, unser Gott! Wenn wir Angst haben, dann lass uns nicht verzweifeln. Wenn wir enttäuscht sind, dann lass uns nicht bitter werden. Wenn wir gefallen sind, dann lass uns nicht liegenbleiben. Wenn es mit unseren Kräften zu Ende ist, dann lass uns nicht umkommen. Nein, dann lass uns deine Nähe und deine Liebe spüren.“
Das Gebet ist getragen von der Lebenserfahrung, dass es Angst, Enttäuschung und Niederlagen für jeden Menschen gibt. Aber sie sind nicht das Ende. Es gibt eine Kraft, die weit über uns hinausreicht. Auf sie besinnen wir uns – neben den schönen Verheißungen für diesen Tag.
Corona Tagebuch, 19.3. 2020 – 3. Tag
Beten – wie geht das? Was soll ich sagen? Wie soll ich mich ausdrücken? Hört Gott mich wirklich?
Das Erste: Es gibt beim Beten keine Etikette. So viele Menschen es gibt, so viele Formen des Redens mit Gott gibt es.
Das Zweite: Es gibt Dinge, die zum Beten helfen. Sich einen Platz dafür einrichten, an dem man sich wohl fühlt. Eine Kerze anzünden. Den Gedankensturm erst einmal laufen lassen.
Drittens: Auf die Erfahrungen anderer Menschen zurückgreifen. Es gibt Formulierungen und Gedankengänge, die haben sich bewährt. So ein bewährtes Gebet ist der Morgensegen Martin Luthers. Er steht im Kleinen Katechismus und wird bald 500 Jahre alt. Mit diesem Gebet ist der Tag gut zu beginnen.
Das Letzte: Im Gesangbuch steht ein Satz von Martin Luther: Wenn Gott dich nicht erhören wollte, würde er dich nicht beten heißen.
Mit diesen Überlegungen kann man gut anfangen.
Hier noch Luthers Morgensegen.
Ich danke dir, mein himmlischer Vater,
durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,
dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast,
und bitte dich,
du wolltest mich diesen Tag auch behüten
vor Sünden und allem Übel,
dass dir all mein Tun und Leben gefalle.
Denn ich befehle mich,
meinen Leib
und Seele
und alles
in deine Hände.
Dein heiliger Engel sei mit mir,
dass der böse Feind keine Macht an mir finde.
Amen.
Schreiben Sie, wie es Ihnen mit dem Gebet geht. Welche Erfahrungen machen Sie damit? Welche Fragen kommen Ihnen? Am Ende der homepage ist ein Kontaktformular.
Corona-Tagebuch, Tag 2 – 18. März 2020
Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Im Leben von Christen spielt Jesus Christus die Hauptrolle. Das ist fraglos richtig – aber wie und warum kann er uns in Zeiten von Corona helfen? Vielleicht fragen sich das Menschen, die auf diese Seite gekommen sind.
Eine Antwort steckt in dem zitierten Satz von Paulus aus dem 1. Korintherbrief. Das Wesen von Jesus Christus ist, dass er auf seine Freiheit verzichtet hat. Jesus hat seine göttliche Macht aufgegeben und sich einem beschränkten menschlichen Dasein unterworfen. Er hat auf sein Leben als Gottessohn verzichtet und ist Mensch geworden.
Am sichtbarsten wird das am Kreuz. Jesus hat sich freiwillig zur Bewegungslosigkeit verdammen lassen. Er ist nicht davongelaufen. Er hat auf die Hilfe von Engeln verzichtet und sich gefangen nehmen lassen. Er hat den schlimmstmöglichen Tod seiner Zeit auf sich genommen.
Jesus ist ein Vorbild darin, um Anderer willen auf etwas zu verzichten. Darum hat er zum Thema Freiheitsverlust viel zu sagen. Er ist der richtige Ansprechpartner für Menschen, die freiwillig einen Teil ihrer Freiheit aufgeben sollen um andere nicht zu gefährden.
Schreiben Sie, wie es Ihnen mit dem Verzicht auf Freiheit geht. Welche Erfahrungen machen Sie? Welche Hilfen finden Sie? Am Ende der homepage gibt es ein Kontaktformular.
Corona-Tagebuch 17. März 2020 – Leben in Zeiten von Corona
Wir sind auf uns selber zurückgeworfen. Das ist das Ergebnis der politisch verordneten Maßnahmen derzeit. Das öffentliche Leben ist heruntergefahren, die privaten Kontakte sollen reduziert werden.
Ziel ist die Unterbrechung der Ansteckungsketten. Am Wochenende sagte ein Virologe: Würden alle Deutschen die nächsten zwei Wochen in ihren Häusern bleiben, hätten wir die Epidemie überwunden.
Ich verstehe das Anliegen und den Hintergrund – und ich finde die Maßnahmen richtig. Ich will in diesem Sinne leben, so gut es geht. Ich will das allerdings nicht nur für mich tun. Ich will die Herausforderung auch geistlich verstehen und nach Gottes Willen in dieser Zeit fragen.
Die Losung des heutigen Tages heißt: Dein Knecht lässt sich durch deine Gebote warnen (Psalm 19,12). Ist es Gottes Wille, sich im Moment warnen zu lassen? Wie tut man das – und was tut man nicht? Welche Hilfen gibt es bei einem solchen Leben?
Ich werde ab jetzt an dieser Stelle über meine Erfahrungen mit dem Rückzug berichten. Welche Probleme sich dabei auftun, aber auch welche Hilfen sich im Glauben finden lassen.
Ich lade Sie ein, sich daran zu beteiligen. Schließen Sie sich an. Lesen Sie mit. Denken Sie mit. Beten Sie mit. Lassen Sie uns diese besondere Passion annehmen – auf jeden Fall einmal bis Ostern.
Ich biete dabei Geistliche Begleitung an. Schreiben Sie über Ihre Erfahrungen mit diesem Leben. Stellen Sie Ihre Fragen. Lassen Sie uns in einen Austausch treten.
Eine Kontaktadresse finden Sie am Ende dieser homepage. Vielleicht erleben wir so noch eine ganz besondere Form der Auferstehung.
Geistliches Tagesthema vom 10. März 2020
Jesus! Gib uns Kraft. Stärke uns in den Nöten des Lebens. Gib uns neue Energie. Lass uns nicht müde werden. Schenke uns deinen Geist. Gib deine Liebe mitten in unser Herz. So werden wir deine Gemeinde – in dieser Welt und darüber hinaus.
Diese Bitten sind einem alten Kirchenlied entnommen. In etwas anderen Worten werden sie vom Lied 164 aus unserem Gesangbuch formuliert.
Ich bin immer ganz glücklich, wenn mir aufgeht, wie schön unser Glaube ist. Schade um jeden Tag, an dem man das nicht erkennt!
Geistliches Tagesthema vom 3. März 2020
Heute Abend kommt Dr. Christian Pfeiffer zu einem Vortrag nach Bamberg, der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen. Es geht um den Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Kriminalität in Deutschland.
Tatsächlich besteht wohl eine große Kluft zwischen der Entwicklung der Straftaten in unserem Land und dem Eindruck, den die Menschen davon haben. Kurz gesagt sinken die Straftaten, aber die persönliche Angst der Menschen steigt fast expotentiell.
Ich will ihn bei dieser Gelegenheit fragen, ob es diese Kluft auch im Blick auf den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Kirche gilt. Tatsächlich scheint mir der Anteil von Priestern und Ordensleuten an den Taten sehr gering zu sein – im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung. Ich bin gespannt, was er sagt.
Geistliches Tagesthema vom 28. Februar 2020
Ich habe eine unangenehme Untersuchung vor mir. Das macht mir zu schaffen, aber es ist nötig.
Das Ergebnis kann noch unangenehmer sein – aber das ist noch nicht sicher. Es kann auch völlig harmlos sein. Das allerdings sehe ich kaum. Meine Gedanken kreisen ständig um den schlimmstmöglichen Fall. Ich weiß, dass das sinnlos ist. Aber ich kann es nicht stoppen. Es gibt keine Ausstiegsmöglichkeit. Immer wieder kommt: Wenn das, dann das – und dann???
Ein Nachbar kommt unverhofft vorbei. Ihm erzähle ich meine Gedanken. Kurz darauf ruft mein großer Sohn an. Wieder erzähle ich, wie es mir geht. Beide verstehen mich. Sie kennen das Gefühl. Plötzlich geht es mir viel besser. Was ist das bloß, dass eine Sache bleibt, wenn man dagegen kämpft und verschwindet, wenn man sie annimmt?!
Geistliches Tagesthema vom 18. Februar 2020
Vorige Woche war ich um diese Zeit noch auf meinen Reiseexerzitien in Trier unterwegs. Inzwischen bin ich wieder zuhause. Der Alltag hat mich zurück.
Das ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben im Leben: Mit dem Alltag zu Recht zu kommen. Keine großen Sachen planen. Mit dem täglichen Leben fertig werden.
Der Lehrtext aus dem Losungsheft heute gibt dem Leben Tiefe: Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Es ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit (1. Timotheus 3,16).
Immer wieder versuche ich, mir den Satz auswendig herzusagen und ihn so Stück für Stück zu erfassen. Das ist eine echte Herausforderung für den heutigen Tag.
Geistliches Tagesthema vom 31. Januar 2020
Mein Haus soll ein Bethaus sein! hat Jesus gesagt und damit ein Wort aus dem Alten Testament zitiert (Jesaja 56,7). Offensichtlich ist sich die Bibel einig, dass Beten im Zentrum des Glaubens steht.
Ist das so?
Ich will mich einmal aufmachen und nachschauen. Ich besuche in den nächsten Tagen neun Gemeinden in wichtigen Städten der Republik, schaue mir die Kirchen an und spreche mit den Kollegen und Kolleginnen. Welcher Platz wird dem Gebet in dieser Gemeinde eingeräumt? Welchen Stellenwert hat es?
Ich erhoffe mir durch diese Reise nicht nur Anregungen für mein eigenes Beten, ich will das Thema auch ins Gespräch bringen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Geistliches Tagesthema vom 28. Januar 2020
Der Freund sah müde aus. Das war eigenartig. Normalerweise freute er sich sehr, wenn ich ihn besuchen kam…
Seine Erklärung war noch seltsamer. Er hätte sich beim Sport übernommen. Normalerweise tat es ihm gut, sich zu bewegen…
Als dann noch ein Anruf kam, dass er morgen entgegen der Planung doch arbeiten müsste, war er ganz niedergeschlagen. Ich will das nicht mehr…! sagte er mehrmals. Er, dem sein Beruf so viel bedeutete...
Wir haben den Abend dann abgebrochen. Viel früher als geplant. Er widersprach nicht. Kein gutes Zeichen! Ich muss mich wohl bald wieder einmal bei ihm melden!
Geistliches Tagesthema vom 24. Januar 2020
Es passiert nicht oft, aber heute Nacht ist es wieder einmal geschehen: Ich hatte einen Alptraum. Ich war auf einer mittelalterlichen Burg gefangen und konnte nicht raus – und dann brachte die Polizei auch noch eine große Zahl von wirklich bösen Menschen in die Burg.
Wie mittelalterliche Burg und Polizei zusammenpassen, weiß ich nicht. Aber meiner Angst war das egal. Sie war riesengroß. Ich wachte davon auf und lag lange Zeit wach.
Gut, dass ich (auch) für diese Fälle das Herzensgebet habe. Herr, Jesus Christus, erbarme dich meiner, im Atemrhythmus gesprochen. Diese Worte helfen mehr, als alle logischen Überlegungen. Atemzug für Atemzug erfahre ich, dass niemand Macht über mich hat – ein Alptraum schon gar nicht.
Das ist jetzt nicht die hohe Schule des Betens, aber ich war sehr froh, dass ich irgendwann wieder eingeschlafen bin.
Geistliches Tagesthema vom 21. Januar 2020
Ich hatte mir Mühe gegeben! Ich war voller Leidenschaft. In klaren Worten fasste ich meine Meinung zusammen. Meine Argumente waren gut, meine Sichtweise bisher kaum berücksichtigt worden - aber die Zeitung überging meine Zuschrift einfach. Der Brief wurde nicht gedruckt.
Ich ärgerte mich. In Gedanken schimpfte ich auf die Tendenzpresse, die nur das abdruckt, was ihr in den Kram passt. Dann las ich, dass es viele Zuschriften an das Blatt gibt – so viele, dass gar nicht alle gedruckt werden können. Es braucht einen Modus der Auswahl. Darunter ist auch meine Zuschrift gefallen.
Keine Tendenzpresse, sondern ein unnötiger Aufreger meinerseits. Hätte ich von Anfang an genau gelesen, wäre mir die Enttäuschung erspart worden. „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn,“ heißt es in der Bibel (Jakobus 1, 19-20). Wie wahr – und wie schwer!
Geistliches Tagesthema vom 17. Januar 2020
Der 3. Text der heutigen Losungen ist es wieder einmal einfach wert, bekannter gemacht zu werden. Zum ersten Auftritt von Mose vor dem biblischen Pharao, an den die Losung erinnert, wird aus einem Gedenkgottesdienst zum 150. Jahr nach der Abschaffung der Sklaverei in Suriname zitiert.
Die Worte bekommen besondere Qualität, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Menschen immer noch nicht wirklich frei sind, wie viele Pharaos es tatsächlich immer noch gibt und wie wichtig auch heute Menschen wären, die in die Freiheit führen.
„Herr, du bist der Gott, der sein Volk aus der Sklaverei befreit und in die Freiheit geführt hat. Du sendest Menschen aus, deine Freudenbotschaft zu verkündigen und deine Kinder zu dir zu bringen. Du gibst uns Mut, aufzustehen und für die Freiheit zu kämpfen. Du bringst uns Menschen zusammen, um in Freiheit zu leben und fröhlich miteinander zu feiern. Du befreist uns von den Ketten der Vergangenheit. Du führst uns in dein zukünftiges Reich.“
Geistliches Tagesthema vom 14. Januar 2020
In dieser Woche wird über einen neuen Umgang mit der Haltung der Menschen zur Organspende abgestimmt. Viele stellen dabei das Gute in den Mittelpunkt, das mit den gespendeten Organen erreicht werden kann und forcieren die Sache sehr deutlich.
Ich selber sehe das Leben eher als ein individuelles Geschenk an. Ich möchte die Tage auskosten, die Gott mir schenkt und will versuchen, in seinen Willen für mich einzustimmen. Ein Transplantationsmediziner an meinem Sterbebett würde diesen Prozess stören.
Ich erbitte den Abgeordneten des Deutschen Bundestages darum Gottes Geist für eine gute Entscheidung im Sinne seiner Liebe.
Geistliches Tagesthema vom 10. Januar 2020
Am letzten unsrer Tage umgibt uns noch dein Licht;
drum keiner fürcht und zage, auch wenn das Herz ihm bricht.
Mag Erdentrost ihm schwinden, auf dich nur darf er baun.
Wir wollen’s nicht ergründen, wir wollen nur vertraun.
Ein unbekannter Dichter aus Leipzig wird heute im dritten Text der Losungen zitiert. So klar er das Wesen des christlichen Glaubens auf den Punkt bringt, so sehr bietet er heutigem Denken eine Angriffsfläche. Etwas nicht verstehen können oder wollen und trotzdem darauf vertrauen, das schafft ein Mensch unserer Zeit kaum.
Ich will damit gar nichts gegen die allgegenwärtige Wissbegierde unserer Zeit sagen. Beispiele wie die Klimakrise zeigen aber, dass unser Wissen nicht unbedingt zum richtigen Handeln führt. Das richtige Verhalten ist ein eigener Wert, um den man sich genauso kümmern muss wie um die rechte Erkenntnis.
Geistliches Tagesthema vom 7. Januar 2020
Die Feiertage sind endgültig vorüber und der Alltag hat uns wieder.
Man mag der freien Zeit hinterher trauern, aber irgendwie ist das auch schön, wenn das Leben wieder „seine Ordnung“ hat.
Umso schöner ist der Vers aus dem Neuen Testament, der vom Team der heutigen alttestamentlichen Losung beigestellt worden ist: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?!
Das ist eine große Verheißung, die so gar nichts Alltägliches an sich hat. Dieser Zusage im alltäglichen Leben nachzuspüren ist eine schöne Aufgabe. Dafür sollten wie uns immer wieder ein bisschen Zeit nehmen.
Geistliches Tagesthema vom 3. Januar 2020
Die Kirche ist häufig als ernst verschrien. Freude und Spaß haben drina wenig Platz – trotz allem Trost und Hoffnung, um die es im Glauben geht.
Das Losungsheft zeigt heute eine andere Seite des Glaubens. Es bringt als dritten Text ein Lied von Benjamin Schmolck, das rund 300 Jahre alt ist. Es beginnt mit dem Vers:
Meinen Jesus lass ich nicht.
Ach, was könnt mich besser laben?
Ruhe, Freude, Trost und Licht
kann ich alles bei ihm haben.
Alles, was Vergnügung gibt,
Hab ich, weil mich Jesus liebt.
So viele schöne Worte! Schade, dass sie sich in der Kirche nicht durchgesetzt haben…
Geistliches Tagesthema vom 27. Dezember 2019
Im Losungsheft habe ich heute einen wunderschönen Vers gefunden. Der Schweizer Pfarrer und Liederdichter Georg Schmid bringt das Gefühl eines gläubigen Menschen am ersten Werktag nach den Weihnachtsfeiertagen auf den Punkt:
Nachdem die Boten auf dem Felde sangen
vom Frieden Gottes, der auf Erden gilt,
ist all dies nun vergessen und vergangen
in einer Welt, von Hass und Angst erfüllt?
Komm du zu uns, weil wir zu dir nicht finden.
Schenk dein Licht allen, die im Finstern gehen.
Und lass all das, wovon die Engel künden,
jetzt noch einmal und nun an uns geschehn.
Genau aus diesem Grund bete ich jeden Tag.
Geistliches Tagesthema vom 24. Dezember 2019
Der Unterschied zwischen Weihnachten und allen sonstigen Gedenkfeiern unserer Welt ist eben so einfach wie nachhaltig. Beim Gedenken an den Mauerfall, an Beethoven oder wessen auch immer wir zurzeit gedenken, fragen wir nach der Bedeutung eines vergangenen Geschehens. Die Sache, um die es geht, ist vorbei und mehr oder weniger abgeschlossen.
Jesus aber, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern, lebt und ist Herr der Welt. Er sieht, was wir an und mit seinem Geburtstag tun. Er erkennt, welche Konsequenzen wir aus dem Kommen seiner Person in die Welt ziehen. Er nimmt wahr, ob unser Handeln mit seinem Willen übereinstimmt. Der Herr der Welt sieht zu, wie wir auf das Kind in der Krippe schauen. Das mag erschrecken – es kann aber auch ganz neue Kräfte wecken...
Ich wünsche ein frohes Weihnachtsfest in der Gemeinschaft unseres liebevollen Gottes.
Geistliches Tagesthema vom 20. Dezember 2019
Mir wurde in dieser Woche ein Zahn gezogen. Es kam etwas überraschend, musste aber sein. Ich bin kein Held beim Zahnarzt und stellte mich auf schlimme Tage ein. – Es kam anders.
Ich hatte kaum Angst vor der Operation. Ich schlief in der Nacht gut und ging zu Fuß in die Praxis.
Ich merkte nicht einmal, wie der Zahn heraus kam. Die Sprechstundenhilfe hat mir gesagt, dass er schon weg ist.
Ich hatte kaum Schmerzen hinterher. Ich tat, was mir gesagt worden war, kühlte gut, nahm die Tabletten nach Vorschrift und spürte wenig.
War das ein Geschenkt? Oder hat sich ein Spruch bewahrheitet, den mein Internettechniker immer sagt: Kaum macht man’s richtig, schon geht’s? Ich weiß es nicht, aber es freut mich!
Geistliches Tagesthema vom 13. Dezember 2019
Im Losungsheft habe ich gestern ein Lob der Stille aus der koptischen Kirche gelesen: Lass deinen Mund stille sein, dann spricht dein Herz. Lass dein Herz stille sein, dann spricht Gott.
Hat solches Denken in unserer Zeit überhaupt eine Chance, wahrgenommen zu werden? Einer Zeit, in der so viele Menschen nach dem Motto leben: „Ich poste, also bin ich“?
Der Drang, sich zu äußern, kommt wohl aus der Sorge, ansonsten nicht gesehen zu werden. Die Meinung, dass Gott auch in das „stille Kämmerlein“ sieht, ist eine Überzeugung Jesu. Aber wie schwer ist es, ihm hier nachzufolgen…!
Geistliches Tagesthema vom 10. Dezember 2019
Der Mann in der Jugendherberge hatte ausgeleierte Hosen an. Sein Pullover war mit Joghurt bekleckert. Er war alt; wusste, wo die Salzstreuer standen und fragte uns, ob wir schon auf der Wartburg gewesen waren.
Wir waren gerade frisch in Weimar angekommen und gespannt auf die Stadt. Ich vermutete, dass er der frühere Leiter der Herberge war und hier noch mit essen durfte – den Eindruck vermittelte er mir.
Am letzten Morgen kam meine Frau noch mit ihm ins Gespräch. Er war Gast wie wir und hatte sich schon vieles in der Umgebung angeschaut – trotz seines hohen Alters. Im Nachhinein tat mir leid, dass ich ihn nicht näher kennengelernt hatte. Ein alter Mann, der solche Reisen macht und in Jugendherbergen übernachtet, hätte sicher viel zu erzählen gehabt...
Geistliches Tagesthema vom 6. Dezember 2019
Wo würde ich mir in der Kirche mehr Eindrücklichkeit wünschen? So wurde heute in den Alltagsexerzitien gefragt.
Anknüpfungspunkt war das Ende der 10 Gebote, wo eindrücklich die Umstände erzählt wurden, unter denen die Gebote gegeben wurden.
Ich würde mir mehr Respekt vor Gott wünschen. Vor der Geschichte seines Tun, vor seiner Gegenwart in Gottesdienst und Alltag. Kirche heute ist mir viel zu sehr auf gefällige Buntheit und Nettsein reduziert. Ein bisschen weniger Nikolaus und ein bisschen mehr Pelzmärtel täte not… Aber diese Sicht hat sich auch bei mir erst entwickelt.
Geistliches Tagesthema vom 3. Dezember 2019
Glaube also nicht, dass du den wahren Frieden gefunden hast, sobald dich nichts drückt und drängt,
oder dass alles gut ist, wenn du mit keinem Feinde zu streiten hast,
oder dass es ein sicheres Wahrzeichen der Vollkommenheit ist, wenn dir alles nach Wunsch und Neigung geht.
Noch weniger halte dich für etwas Großes oder einen besonderen Freund Gottes, wenn du die Fülle der Andacht und Wonne genießest…
Liest man Thomas von Kempen, wird so ziemlich alles atomisiert, was einem modernen Menschen etwas bedeutet. Ihm geht es allein um das Vertrauen in Gott – völlig unabhängig vom eigenen Gefühl. Ich merke, ich bin noch sehr weit weg von diesem Glauben. Schade.
Geistliches Tagesthema vom 29. November 2019
Du sollst nicht ehebrechen, steht heute in unseren Alltagsexerzitien.
Die Tageszeitung bringt einen eher außergewöhnlichen Artikel über ökumenische Ehevorbereitungsseminare im Bistum Würzburg.
Und Sorya Lippert vom Vorstand des Deutschen Familienverbands, Ortsverband Schweinfurt, wird mit den Worten zitiert: Ich glaube, unsere individualisierte Gesellschaft unterschätzt die Notwendigkeit von langlebiger Gemeinschaft.
Kirchliche Werte sind oft nicht populär. Aber vielleicht doch richtig und für die Gemeinschaft hilfreich. Manchmal brauchen Individuen Hilfe, das einzusehen.
Geistliches Tagesthema vom 22. Nov. 2019
In den Alltagsexerzitien geht es in dieser Woche um die Feiertagsheiligung, um Arbeitsruhe und Stille.
Dabei ist der Unterschied zwischen Stille und Jubel sehr interessant. Stimme ich in gemeinsamen Jubel ein, ändert sich die Intensität des Jubels aber nicht sein Wesen. Je nachdem, wie viel Menschen daran beteiligt sind, wird der Jubel wird mehr oder weniger lauter. Sein Wesen bleibt davon unberührt: Menschen drücken gemeinsam Freude aus.
In der Stille reicht dagegen eine einzige Störung, um sie für alle zunichte zu machen. Jeder kann die Stille stören.
Das ist nicht nur ein interessanter Gedanke, sondern auch eine große Verantwortung. Alle müssen mitmachen, damit Stille eintritt. Zur Stille gehört Umsicht und Rücksicht.
Geistliches Tagesthema vom 19. November 2019
Manchmal, wenn ich beim Beten sitze und versuche, mich vor Gott leer zu machen, merke ich, wie die Körperanspannung nachlässt. Ein kleiner Schauer geht über den Rücken, die Spannung in den Beinen lässt nach, die Gesichtsmuskeln entspannen sich. Ich merke erst im Nachhinein, wie angespannt ich oft bin.
Entspannung ist nicht der Kern des Betens. Hier geht es um die Kommunikation mit Gott. Aber zur Offenheit vor Gott gehört es, Altes loszulassen und für Neues offen zu werden.
Wenn mir das gelingt merke ich: Gottes Willen zu erfüllen tut mir oft sogar körperlich gut.
Geistliches Tagesthema vom 15. November 2019
Gestern habe ich wegen zweier Absagen in einer wichtigen Angelegenheit richtig Angst bekommen. Ich habe die Sache in ein langes Gebet eingebracht und ein intensives Gespräch mit meiner Frau darüber geführt.
Ein alter Freund hat angerufen und im Nu waren wir in tiefen Glaubensfragen, die wir nur deshalb nicht intensivieren konnten, weil ich zum Friseur musste.
Ich war beim walken und habe die Sonne genossen und im Wald und habe Pilze gefunden und gleich verarbeitet.
Ich hatte am Nachmittag ein langes Seelsorgegespräch und am Abend eine intensive Diskussion in einer Gruppe, die mir sehr am Herzen liegt; zwischendrin habe ich noch eine andere Gruppe vorbereitet.
Danke, Herr, für diesen intensiven Tag. Er war sehr schön. Es müssen aber nicht alle Tage so sein….
Geistliches Tagesthema vom 12. November 2019
Du sollst dir kein Bildnis machen …. In den Alltagsexerzitien geht es gerade um das biblische Bilderverbot. Man soll sich von nichts in der Welt ein feststehendes Bild machen…
Im Konfiunterricht haben wir dazu das Schiebespiel nachgespielt. 15 Kacheln sollten auf einer Fläche, die für 16 Kacheln reicht, solange verschoben werden, bis sie an der richtigen Stelle lagen. Das war schwer, hat aber Spaß gemacht. Wenn allerdings eine 16. Kachel das Bild „komplett“ machte, war keine Veränderung mehr möglich.
Darum geht es wohl dem Bilderverbot. Nichts soll für immer feststehen. Immer soll Raum für Veränderung sein. Das ist für uns Menschen wichtig. Wer keinen Raum für Veränderung hat, fühlt sich schnell eingesperrt. Die alten Gebote haben schon einen tiefen Sinn…!
Geistliches Tagesthema vom 8. November 2019
Das Buch von der Nachfolge Christi von Thomas von Kempen war Jahrhunderte lang das christliche Erbauungsbuch mit der größten Verbreitung – in allen Konfessionen. Es war ein Lieblingsbuch von Martin Luther und Ignatius von Loyola.- Gestern habe ich darin den Satz gelesen:
Das wirklich Fortschreiten im geistlichen Leben besteht nicht etwa nur darin, dass du die Gnade der himmlischen Tröstungen genießt, sondern auch und vorzüglich darin, dass du voll Demut und Selbstverleugnung, auch bei weichender Gnade, dein Herz in Geduld bewahrst.
Sich freuen, wenn man spürt, dass man bei Gott aufgehoben ist. An dieser Tatsache nicht zweifeln, auch wenn man es gerade nicht spürt. Kürzer kann das Wesen des Glaubens kaum zusammengefasst werden. Aber wie schwer ist das!
Geistliches Tagesthema vom 5. November 2019
Auf dem Titelbild für die heute beginnenden Alltagsexerzitien ist eine Hand vor einem bewölkten Himmel zu sehen, die quasi die Sonne hält. Die scheint durch die Wolken hindurch und steht in meiner Vorstellung für die 10 Gebote. Sie sind das Thema der diesjährigen Alltagsexerzitien.
Was erwarte ich von der kommenden Zeit? Werden die herbstlichen Wochen bis zum 10. Dezember wirklich heller durch die Beschäftigung mit Gott? Werden wir mit den Geboten warm werden?
Immer wieder überrascht mich, wie eigene Ideen zu sprechen anfangen, wenn sie vor dem Hintergrund eines liebenden Gottes angeschaut werden. Das ist für mich einer der klarsten Gottesbeweise schlechthin.
Geistliches Tagesthema vom 2. November 2019
Lass alles freundlich sein,
voll Demut, was ich sage,
es sei groß oder klein;
und dass ich lieber trage,
als meinem Nächsten sei
aus eigner Schuld zur Last,
auf dass du, Vater,
Ehr an deinen Kindern hast.
Diese Worte von Benigna Marie von Reuß stehen bei den heutigen Losungen. Sie treffen mich. Denn gestern bin ich mich wieder an einem Leserbrief gesessen - und der war nicht demütig.
Zum Glück habe ich ihn noch nicht abgeschickt! Ich werde ihn noch einmal überarbeiten – und dabei versuchen, Gott Ehre zu machen. Danke, Herr, für den Hinweis!
Geistliches Tagesthema vom 29. Oktober
Beim Morgengebet merke ich die Schwere. Einiges hakt zurzeit und lässt sich nicht so leicht wegwischen. Hier braucht es wohl größere Anstrengungen.
Dann schaue ich das Lied nach, von dem ein Vers den Losungen als Gebet beigegeben ist (EG 472,2). Ich kenne es nicht und muss die Gitarre zu Hilfe nehmen. Ich finde eine Melodie von wunderbarer Leichtigkeit. Aus der Tiefe schwingt sich die Tonfolge Schritt für Schritt zu jubelnder Freude auf. Meine eigene Schwere ist wie weggeblasen.
Martin Luther hat Recht: Nach der Theologie ist die Musik die größte Kunst. Schön, dass ich das wieder am eigenen Leib erfahren durfte.
Geistliches Tagesthema vom 25. Oktober 2019
Die Tageslosung vom heutigen Freitag spricht einen wunden Punkt im Menschsein an. Gott tut große Dinge, die wir nicht begreifen – heißt es da im Buch Hiob.
Können wir uns das sagen lassen?
Kann ich hinnehmen, dass ich nicht alles verstehe – und es vielleicht trotzdem Sinn hat? Oder halte ich mich selbst für den Größten und tue eine solche Aussage als baren Unsinn ab? An der Antwort auf diese Frage entscheidet sich viel.
Ein Nicht-Christ, geboren vor ziemlich genau 2500 Jahren, hat eine zentrale Aussage dazu gemacht. Ich weiß, dass ich nichts weiß! soll Sokrates gesagt haben. Wenn wir zumindest nicht glauben würden, dass wir alles wissen, wäre in dieser Welt schon viel gewonnen.
Geistliches Tagesthema vom 22. Oktober 2019
Unsere Tageszeitung hat einen Test gemacht. Neun Monate lang haben die Redakteure 75 Gottesdienste in der Region besucht. Jetzt wollen sie darüber berichten.
Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Aber mich freut vor allem das Interesse. Sie möchten Kirche und Bürger wieder näher zusammenbringen. Sie wollen, dass Kirche und Glaube nicht weiter auseinanderdriften.
So viel Kirchenfreundlichkeit hätte ich gar nicht erwartet. Wir sind in dieser Beziehung nicht verwöhnt.
Ich will mich auch beteiligen. Ich finde es gut, wenn es mehr gegenseitige Be-Achtung gibt.
Geistliches Tagesthema vom 18. Oktober 2019
„Steh uns bei, Gott, gegen die Resignation in unseren Kirchen anzugehen,
nach neuen Wegen zu einem glaubwürdigen Lebensstil mündiger Christen zu suchen,
mit Entschlossenheit und Zivilcourage Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus zu begegnen
und in der Sogkraft deines Reiches den Glauben mutiger zur Sprache zu bringen“.
Was für ein schöner Text! dachte ich beim ersten Lesen dieses Gebetes aus der Sinfonia Oecumenica, das die Begriffe Gerechtigkeit und Friede aus den heutigen Losungen illustriert.
Dann merkte ich, wie viele Unterstellungen diese Gedanken enthalten. Die Menschen in den Kirchen haben resigniert; die bisherigen Glaubenswege taugen nicht mehr – und jeder, der die Errungenschaften unseres Volkes nicht gleich allen Menschen auf der Welt zur Verfügung stellen will, ist fremdenfeindlich und nationalistisch.
In der Sogkraft von Gottes Reich will ich darum meinen Glauben zur Sprache bringen und solchen Unterstellungen widersprechen. Die Welt ist doch ein bisschen komplexer.
Geistliches Tagesthema vom 15. Oktober 2019
Ich habe schon einige Jahre den Schwerbehindertenstatus, der mir eine Freifahrt im Öffentlichen Nahverkehr erlaubt. Das ist schön, gilt aber nicht in Intercityzügen. Aus besonderem Anlass habe ich darum ein geeignetes Ticket gekauft – auf dem Handy, wie sich das heute gehört.
Im Zug habe ich dann entdeckt, dass es inzwischen sogar einen Comfort-CheckIn gibt: Man teilt dem Schaffner über das Handy mit, wo man sitzt und der kommt dann nicht mehr zur Kontrolle. Allerdings klappte das bei mir nicht – und nach einiger Zeit fand ich den Grund heraus: Mein Computer (oder besser gesagt: ich selbst) hatte bei der Ticketausstellung ein falsches Datum eingetragen. Damit war das Ticket wertlos, teilte mir zumindest der Computer mit, mit dem ich im Zug chatten konnte. Ich wusste nicht mehr, ob ich über meine Beziehung zur modernen Technik lachen oder weinen sollte…
Als dann aber weder der Schaffner von vorne noch der Schaffner von hinten bis zu mir zur Kontrolle kamen habe ich mich einfach für die Bewahrung bedankt und bin ausgestiegen. Gott wirkt offensichtlich auch in der Deutschten Bahn!
Geistliches Tagesthema vom 11. Okt. 2019
Ich habe mit einem Amt Schwierigkeiten. Sie rühren sich nicht. Sie lassen sich jede Information wie Würmer aus der Nase ziehen – und wenn sie antworten, dann in einem Ton, der mich ganz klein macht.
Ich habe jetzt beschlossen, mich dagegen zu wehren. Ich habe einen Anspruch auf Unterstützung. Auch wenn ich Unterstützung brauche, so ist es doch immer noch ein Anspruch und keine freiwillige Leistung. Also will ich als Partner auch ernst genommen werden.
Unsere Befähigung kommt von Gott – sagt der Lehrtext zur heutigen Tageslosung. Dieser Satz hat mich mutig gemacht. Ich werde meinen Anspruch geltend machen, denn ich weiß: Ich habe hier einen Rückhalt. Meine Befähigung kommt von Gott…
Geistliches Tagesthema vom 8. Oktober
Am Sonntag war Erntedankfest. Viele Kirchen waren schön geschmückt und die Gottesdienste wurden liebevoll gefeiert.
Überall wurde wohl auch der Wochenspruch zu diesem Tag gelesen: Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Mir sind in diesem Jahr die letzten Worte dieses Verses aus dem 145. Psalm besonders wichtig geworden. Die rechte Zeit – wann ist das? Sind wir uns in der Einschätzung der Zeit mit Gott einig? Teilen wir seine Sicht? Oder hätten wir gern schneller, was wir brauchen? Können wir überhaupt noch warten – oder macht es uns Angst, wenn wir keine Vorräte haben und auf Gott angewiesen sind?
Bei den Raubtieren im Zoo steigt die Unruhe und viele brüllen, wenn die Fütterungszeit näher kommt. Mir scheint, viele Menschen ähneln mehr ihnen, als dem Beter des 145. Psalms. Gott zu vertrauen und ihm die Bestimmung der rechten Zeit zu überlassen ist ein hohes Ziel.
Geistliches Tagesthema vom 27. September
Menschen werden sich erst dann wieder für die Kirche interessieren, wenn sie sehen, dass das Leben in der Kirche besser ist als das Leben außerhalb. So habe ich es im letzten Geistlichen Tagesthema formuliert.
Seitdem geht mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf. Wie sehen Menschen die Kirche? Verhalten sich Kirchenmitglieder anders als andere Menschen? Tun sie etwas, was andere Menschen nicht tun? Unterlassen sie etwas, was andere Menschen problemlos tun?
Gibt es hier Unterschiede? Soll es überhaupt Unterschiede zwischen Christen und Nichtchristen geben? Wie leben wir unseren Glauben? Wollen, sollten wir etwas anders machen?
Über diese Fragen will, muss ich eine Weile nachdenken…
Geistliches Tagesthema vom 24. September
Gestern haben sie im Radio über die Kirche diskutiert. „Glauben Sie an die Erneuerung der Kirche?“ war die Frage. Und: Was müsste die Kirche tun, um die Menschen besser anzusprechen?
Die Anrufer waren uneins. Die Einen meinten dies, die anderen hielten anderes für besser.
Mir ist die Fragestellung fremd. Ich war in einer leitenden Tätigkeit unserer Kirche und habe die Ohnmacht von Kirchenleitung am eigenen Leib erfahren. Es gibt keine einheitliche Leitung in der Kirche – weder in der evangelischen noch in der katholischen Ausformung – und die Menschen machen eh, was sie wollen. Erst wenn wir alle begreifen, dass ein Leben nach dem Willen Gottes besser ist, als ein Leben nach unseren Bedürfnissen, erst dann werden wir unser Leben ändern.
Wie Menschen aber anfangen sollen, nach Gott zu fragen, wo ihnen von allen Seiten eingehämmert wird, dass ihr freier Wille das höchste Gut ist, das weiß ich auch nicht. Hier ist schon viel Gottvertrauen gefragt.
Geistliches Tagesthema vom 20. September
Über was habe ich mich mit dieser Freundin nicht alles gestritten! Bei so vielen Dingen waren wir uns nicht einig. Es ist kein Wunder, dass wir nicht zusammen geblieben sind – obwohl es doch einige gemeinsame Jahre waren…
Sie ließ zum Beispiel beim Zähneputzen das Wasser laufen. Ich war damals schon grün angehaucht und habe das oft moniert. Völlig erfolglos! Sie ließ sich diese „Freiheit“ nicht nehmen.
Bei mir aber hat sich das Verhalten eingegraben. Noch heute, nach fast 40 Jahren, bin ich immer wieder versucht, beim Zähneputzen das Wasser laufen zu lassen. Ich beherrsche mich meist, aber es hat für mich oft den Geschmack einer Einschränkung.
Manchmal läuft ein kleines Rinnsal, ökologisch völlig unbedenklich, und ich denke dann staunend und immer noch ein wenig empört an die frühere Freundin…
Was für eine mächtige Kraft ist doch die menschliche Seele!
Geistliches Tagesthema vom 17. Sept. 2019
Am heutigen Dienstag beginnt mein Dienst im Bamberger Dom. Ich werde den „Moment am Mittag“ mit gestalten und in loser Reihenfolge mit Anderen eine 10minütige Andacht für die Besucher halten. Ich bin der erste evangelische Christ, der hier mitwirken darf.
Natürlich ist das spannend und eine Herausforderung. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich in einem Büchlein zum Dom von Erzbischof Ludwig Schick den Satz fand: „Die Christen messen ihren Kirchen keine Heilsbedeutung zu, aber Funktionen für das Heil, das allein von Jesus Christus kommt.“ Das kann ich auch als evangelischer Christ vollständig unterschreiben.
Erst recht habe ich mich gefreut, als ich heute Morgen in den Losungen diesen Liedvers von Georg Weissel aus dem Jahr 1642 fand. Das Lied (Evang. Gesangbuch, Nummer 346) beginnt so:
Such, wer da will, ein ander Ziel,// die Seligkeit zu finden; // mein Herz allein bedacht soll sein, // auf Christus sich zu gründen. // Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar, // sein heilger Mund hat Kraft und Grund, // all Feind zu überwinden.
Wenn sich Christen aus verschiedenen Jahrhunderten und unterschiedlichen Denominationen so einig sind, dann muss es doch stimmen: Jesus Christus ist die Mitte der Welt!
Geistliches Tagesthema vom 13. September
Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen. Im Traum bin ich von riesigen Insekten angegriffen worden. Die Zahnärztin hat mir gestern auch nicht helfen können; ich muss die Schmerzen noch mindestens eine Woche aushalten. Zu allem Unglück war heute Morgen auch der Gartenwasserhahn verstellt und ich habe mich selber nass gespritzt.
Freitag der 13.??? Eher nicht.
Ich halte es mit dem Lied, das den heutigen Losungen beigegeben ist: Wechselnde Pfade, Schatten und Licht: Alles ist Gnade, fürchte dich nicht. Es gibt miese Tage – aber nicht am Leben teilnehmen wäre noch schlimmer!
Ein paar Mal singen und es geht mir noch nicht wirklich gut, aber schon besser…
Geistliches Tagesthema vom 10. September
Schon seit Wochen nehme ich mir vor, die neuen Exerzitien zu schreiben. Immer wieder schiebe ich es vor mir her. Die 10 Gebote stehen als Thema an. Ich habe Respekt vor der Aufgabe, mich diesen besonderen Worten auszusetzen.
Gestern kam der Durchbruch. „Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein“, wird der barmherzige Vater in den Losungen zitiert. Dieser Auftrag, ursprünglich zu dem älteren Sohn gesagt, hat mich elektrisiert. Ist das nicht auch ein Auftrag an uns heutige Christen? Wie lebt man fröhlich und guten Mutes in der Gegenwart Gottes? Und können die 10 Gebote da eine Hilfe sein?
Plötzlich sprudeln die Gedanken – und ich freue mich darauf, sie anderen Menschen weiter zu geben und sie mit ihnen zu besprechen. Vielleicht gelingt es uns, gemeinsam diesem Auftrag näher zu kommen.
Fröhlich und guten Mutes sein – das will Gott von uns. Und bei mir hat er es in diesen Tagen auch gemacht.
Geistliches Tagesthema vom 6. September
Heute früh hat beim Schwimmen alles gepasst. Im Becken waren nicht zu viele Menschen. Die Luft war kalt, aber das Wasser hatte noch 24 Grad. Ich konnte beim Kraulen in aller Ruhe atmen und beim Brustschwimmen bis nach hinten durchziehen. In meinem Tempo habe ich meine Bahnen gezogen. Es war ein herrliches Gefühl, danach unter der heißen Dusche zu stehen…
Wie wenig braucht es manchmal zum Glück: Das Schwimmen am Morgen erfordert kaum Aufwand. Nur den inneren Schweinehund muss man vor dem Aufstehen überwinden. Aber dann lacht die Sonne – heute sogar tatsächlich.
Wie wenig braucht es manchmal zum Glück! Danke, lieber Gott.
Geistliches Tagesthema vom 3. September
Ich hatte mich in einem Konflikt verrannt. Ich sah die Ursachen des Streits im Verhalten des Anderen. Ich fühlte mich gefangen in einem Netz von Hoffnungslosigkeit. Ich sah die Lösung – wenn überhaupt – in einer fernen Zukunft, wo alles besser werden würde.
Und dann zeigte mir ein Freund die Wirklichkeit auf. Es war die Gegenwart, die mich so hoffnungslos machte. Ich fühlte mich allein gelassen und nicht geliebt – und wenn es eine Lösung gab, dann sofort und nicht in der Zukunft.
Seine Beschreibung tat mir gut. Sie gab mir eine neue Perspektive. Sie öffnete Horizonte. Sie ließ mich in neuer Weise auf mein Leben, den Konflikt und meine Bedürfnisse schauen. Ich fühlte mich geborgen und angenommen.
Am selben Tag fand ich ein Lied bei den Losungen. Ich habe es mir angeschaut, wie es meine Gewohnheit ist. Es steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 355 und beginnt so:
Mir ist Erbarmung widerfahren, // Erbarmung, deren ich nicht wert; // das zähl ich zu dem Wunderbaren, // mein stolzes Herz hat’s nie begehrt. // Nun weiß ich das und bin erfreut // und rühme die Barmherzigkeit.
Das waren meine Gefühle! Das ist meine Situation. So erging es mir in meinen Problemen.
Vielleicht passt nicht jeder Vers dieses Liedes – aber das Grundgefühl spricht mir aus der Seele: Jemand hat mich angenommen. Aus lauter Barmherzigkeit. Das tut so gut!
Und jetzt singe ich das Lied immer wieder und freue mich an dem guten Gefühl.
Geistliches Tagesthema vom 30. August
Meine Enkeltochter war zu Besuch. Sie ist 1 ½ Jahre alt und eine kleine Persönlichkeit. Ich sehe sie nicht oft und sie war entsprechend reserviert. Zur Begrüßung hat sie Kopf weggedreht.
Dann ist sie 10 Minuten nur auf dem Schoß ihrer Mutter gesessen. Blickkontakt hat sie vermieden. Nur dem angebotenen Stück selbstgebackenen Aprikosenkuchen konnte sie nicht widerstehen. Der hat ihr gut geschmeckt.
Danach durfte ich ihr sogar das Wasser reichen. Mit dem Trinkbecher hat sie ein kleines Spiel veranstaltet und sich immer wieder einschenken lassen. Aber immer noch kaum ein Lächeln.
Nach einer guten halben Stunde erst hat sie so richtig bemerkt, wo sie ist: Auf dem Wasserspielplatz. Was gibt es da nicht alles zu entdecken! Ganz zögerlich hat sie die Hand genommen und ist die ersten Schritte mit mir gegangen.
Bald aber sind wir Hand in Hand den Bachlauf entlang gegangen und haben geschaut, wo die Fische sind. Am Ende des Tages habe ich sogar noch ein Bussi bekommen – eine Besonderheit, sagten die Eltern!
Gott hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde – so sagt es der Lehrtext zur Tageslosung heute (2. Petrus 3,9). Ich glaube tatsächlich, das ist mit Buße gemeint: Nicht in seinen Gefühlen und Ängsten verharren, sondern sich dem Leben öffnen und den reichen Möglichkeiten, die es zu bieten hat – an der Hand eines liebenden Gottes.
Wobei ich sehr wohl weiß, dass ich nicht Gott bin, sondern nur ein liebender Großvater!
Geistliches Tagesthema vom 27. August
Ich muss wegen meiner gesundheitlichen Einschränkungen regelmäßig zur Behandlung. Mit dem Therapeuten habe ich dabei ein gutes Verhältnis. Er kennt mich und meinen Beruf und teilt meine Einstellung. Immer wieder unterhalten wir uns über die verschiedensten Dinge, auch aus dem Glaubensbereich.
Normalerweise bin ich bei der Behandlung sehr pünktlich. Sie tut mir gut, ich freue mich auf die gesundheitliche Besserung und die persönliche Begegnung. Letztens habe ich den Termin aber einfach vergessen. Ich hatte viel um die Ohren und fiel aus allen Wolken, als die Sekretärin der Praxis anrief und fragte, wo ich denn bliebe??? O mein Gott! rutschte es mir heraus. Zum Glück konnten wir zeitnah einen neuen Termin ausmachen.
Mit offensichtlicher Zufriedenheit erzählte mir mein Therapeut dabei folgende Geschichte. Irgendwie hatte wohl auch die Sekretärin mitbekommen, wer und was ich bin. Nach dem Telefonat hat sie jedenfalls ein bisschen spöttisch gesagt: Da hat ihm sein Gott aber nichts genutzt! Allerdings bemerkte der Therapeut auch, dass sie keine Ausfallrechnung geschrieben hat…
Deutlich grinsend fragt er mich: Ob der liebe Gott da nicht doch ein bisschen geholfen hat??
Geistliches Tagesthema zum 23. August
Die Liebe ist langmütig und freundlich….
Ich habe mir vorgenommen, mich in meiner Auseinandersetzung nicht mehr erbittern zu lassen. Mich überhaupt nicht mehr in irgendwelche Streitigkeiten hineinzwingen zu lassen. Die Zukunft Zukunft sein zu lassen und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Es gelingt mir gar nicht schlecht. Langmütig zu sein hat auch etwas für sich. Es tut gut, manche Aufgeregtheiten nicht an sich herankommen zu lassen.
Allerdings macht Langmut nicht freundlich. Mir scheint sogar das Gegenteil richtig zu sein: Nicht nach seinen Gefühlen zu leben, Ängste nicht aufkommen zu lassen, Widrigkeiten zu trotzen – das stärkt zwar die innere Kraft, freundlich macht es aber nicht. Eher im Gegenteil!. Es kostet viel Mühe.
Die Liebe ist langmütig und freundlich… Ich finde beides richtig – nur leben kann ich es nicht.
Der Lehrtext vom 22. August kommt mir darum ganz nahe: Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst Hebräer 12,3).
Hilf, Herr, zu einem Leben in deinem Sinn und lass mich nicht matt werden!
Geistliches Tagesthema vom 20. August
Ich habe zurzeit eine langwierige Auseinandersetzung in der Familie. Es ist ein Thema, bei dem es keine Lösung gib. Die Positionen liegen weit auseinander und sind nicht vereinbar.
Eigentlich sollte man über das Thema schweigen. Es hat keine aktuelle Bedeutung, ist eher langfristig wichtig. Aber so schwer es ist, sich an einer juckenden Stelle nicht zu kratzen – obwohl man weiß, dass es dadurch nicht besser sondern schlimmer wird – so schwer ist es, die Sache beiseite zu schieben. Immer wieder kommt sie hoch und führt zu Ärger – und von Mal zu Mal wird er schlimmer.
Gestern sind mir die Gedanken des Paulus zur Liebe untergekommen. Im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes stehen sie. „Die Liebe ist langmütig und freundlich ….“ Weiter komme ich gar nicht mit dem Lesen. „Langmütig und freundlich“, nein, das bin ich nicht. Im Gegenteil! Je größer die Verbitterung wird, desto geringer wird die Freundlichkeit.
Liebe ich also gar nicht? Die Frage trifft mich.
„Die Liebe ist langmütig und freundlich…“ Vielleicht sollte ich mehr über diesen Satz meditieren, statt viele Streitgespräche zu führen!
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Geistliches Tagesthema vom 16. August
Wir erleben einen Klimawandel: Hitzeperioden, Unwetter, Überschwemmungen, Versteppung der Landschaft, alles nimmt zu – und wir streiten darum: ist diese Entwicklung Menschen gemacht oder eine Entwicklung im deutlich langsameren Kalender der Natur?
Die Anzeichen häufen sich, dass das eine künstlich erzeugte Entwicklung ist. Immer mehr Wissenschaftler sagen: Daran sind wir Menschen und unsere ausufernde Lebensweise schuld.
Ich teile diese Sicht – und stehe zugleich staunend vor der Losung für den heutigen Tag. „Ich, der Herr, behüte den Weinberg und begieße ihn immer wieder. Damit man ihn nicht verderbe will ich ihn Tag und Nacht behüten“ (Jesaja 27,3).
Kann man das heute noch glauben?Es stimmt schon: Gott hat Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht gemacht – aber beschützt er wirklich die Natur? Vielleicht noch gegen uns Menschen? Wie wird das aussehen? Was wird er tun?
Ich weiß gar nicht, ob ich das wissen will. Der Gedanke ist mir jedenfalls ein zusätzlicher Impuls für ein Klima schonendes Leben!
Geistliches Tagesthema vom 13. August
Was tue ich eigentlich, wenn ich bete?
Ich setze mich still hin und zünde eine Kerze an. Ich sammle meine Gedanken und versuche, innerlich still zu werden. Ich glaube, dass Gott mich sieht und hört, auch wenn ich das nicht beweisen kann.
Ich sage Gott, was mich beschäftigt, auch wenn er das längst weiß. Es ist trotzdem wichtig, ihm zu sagen wie ich die Dinge sehe. Dann spüre ich nach, ob sich etwas in mir regt. Dinge fallen mir ein: Aus der Bibel. Von anderen Menschen. Aus der Kirchengeschichte und der Gegenwart. Ich überlege, ob irgendetwas zu dem passt, was ich gesagt habe. Dann treffe ich eine Entscheidung, was ich tun will.
Ich kann nicht beweisen, dass Gott mit mir spricht. Ich kann nicht einmal beweisen, dass er mich hört. Ich setze das voraus – und ich handle, als ob das gegeben wäre.
Es tut mir gut, so zu handeln. Ich fühle mich nicht allein und erlebe immer wieder ganz überraschende Dinge. Und dann lese ich das Psalmwort: „Er erquicket meine Seele“ (Psalm 23,3; Tageslosung vom 13. August) – und fühle mich zutiefst verstanden.
Geistliches Tagesthema vom 9. August 2019
Eine Zusammenfassung unseres christlichen Glaubens bietet der neutestamentliche Bibelvers, der der heutigen Losung beigestellt ist. Im Galaterbrief heißt es: Wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die wir hoffen (Galater 5,5).
Wir – das zeigt, es geht um eine Gemeinschaft. Glauben allein geht eigentlich nicht;
warten – dieses Wort zeigt: Es steht noch etwas aus. Die Gegenwart ist nicht das Ziel;
im Geist – dieser Begriff macht deutlich, dass der Entschluss und seine Umsetzung nicht nur Menschenwerk ist. Wir können – und wollen(!) – es nicht allein tun;
durch den Glauben – ohne Gottes Geistkraft geht es nicht. Aber ohne menschliches Mitwirken geht es auch nicht. Glauben meint die Bereitschaft des Menschen, sich auf Gott einzulassen;
auf die Gerechtigkeit – das ist ein eigenwilliges Wort hier. Es sagt etwas über das momentane Leben, das als nicht gerecht empfunden wird. Interessant ist, dass hier nicht von Liebe, Frieden oder dem Reicht Gottes gesprochen wird;
auf die wir hoffen – mit dem letzten Satzteil lässt uns Paulus in sein Herz schauen. Er leidet unter der ungerechten Gegenwart und wünscht sich, dass dieser Zustand schnell beendet wird.
Mir gefällt dieser Vers und ich mag mich gerne mit anderen Menschen zusammen auf diesen Weg einlassen!
Geistliches Tagesthema vom 6. August
Am frühen Morgen fällt mir ein, dass ich gestern vergessen habe, den Fahrradakku aufzuladen! Aber er schafft noch den Berg zum Schwimmbad hinauf.
Vor dem Schwimmen habe ich heute Respekt: Gestern ist es länger geworden, es gab auch nicht wenig Wein – aber ich kann meine Bahnen problemlos ziehen.
Heute sind auch ganz wenige Leute da! Das Wasser hat genau die richtige Temperatur – und gegen Ende meiner Zeit bescheint die Sonne einen Teil des Beckens. Man kann ihre Wärme sogar im Wasser spüren.
In der Dusche erzähle ich meinem Bahnnachbarn von meinen Bedenken und meinen Erfahrungen – und er erzählt, dass er schon 13 Jahre einem Weinbauer bei der Ernte hilft – einfach so. Der macht auch einen sehr guten Silvaner…
Bei der Heimfahrt sehe ich im Morgendunst das Zifferblatt auf dem Kirchturm. Ich komme genau zur richtigen Zeit heim.
Es gibt Tage, da passt einfach alles. Sie fühlen sich an wie Urlaub. Sie sind Geschenke. Oder wie sagt es die heutige Losung: Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten (Jesaja 50,8).
Danke, guter Gott!
Geistliches Tagesthema vom 2. August
Bei den Losungen vom 1. August habe ich diese Worte gelesen:
„Meine Sehnsucht nach Geborgenheit strecke ich dir entgegen wie meine Hand, und ich werde gewiss: Du wirst antworten. Des Nachts, wenn die Stunden endlos werden, wenn meine Gedanken sich jagen und ihren Rhythmus hämmern im Gehirn, dann falten sich meine Hände, zaghaft zuerst, bald fest. Dann fange ich an, mich zu verlassen. Ich spüre, dass ich versinke in dir, meine Gott, und aufgefangen bin in unsagbarem Frieden.“
Drei Dinge machen mir diese Worte von Manfred Fischer deutlich.
Erstens: Auch andere Menschen haben schwere Nächte. Es ist im Leid tröstlich, Verbündete zu haben.
Zweitens: Diese Menschen finden ebenfalls Trost im Gebet. Beten ist heute nicht leicht kommunizierbar. Positive ähnliche Erlebnisse steigern daher den Mut.
Und drittens: Wenn die Seele geplagt ist findet man Trost offensichtlich am ehesten, wenn man „sich verlässt“. Dass der Begriff „sich verlassen“ nicht nur auf einen anderen Menschen ausgerichtet ist, sondern auch ein konkretes „von mir weggehen“ meint, das war mir neu – aber ich verstehe es unmittelbar und teile es.
Geistliches Tagesthema vom 30. Juli 2019
Während seines Studiums in Paria soll Ignatius von Loyola an jedem Sonntag zur Beichte und zur Kommunion gegangen sein. So habe ich es vor Kurzem in einem Buch über ihn gelesen.
Im ersten Augenblick war ich darüber irritiert und befremdet. Jeden Sonntag beichten – was soll das?! Einem Evangelischen ist die Beichte eine eher fremde Institution.
Dann kam ich ins Nachdenken.
Jede Woche mein Verhältnis zu Gott überdenken. Jede Woche vor mir selbst und vor Gott mein Denken, Reden und Tun in Frage stellen. Regelmäßig bedenken, was Gott wohl von mir erwartet und ob ich dem entspreche. Und jede Woche hören: Deine Sünden sind dir vergeben! Das hat schon etwas.
Zumal Ignatius das nicht getan hat, weil es von ihm verlangt wurde. Er hat mit seinen Professoren sogar Ärger bekommen, weil er Veranstaltungen der Universität darüber versäumte. Es war ihm selber wichtig.
Inzwischen sehe ich das Verhalten von Ignatius anders – und ich würde gern mehr Menschen kennenlernen, denen ihr Verhältnis zu Gott so wichtig ist, dass sie deswegen sogar Ärger mit anderen Menschen in Kauf nehmen.
Geistliches Tagesthema vom 26. Juli
In die S-Bahn kam ein junger Mann: groß, kräftig, tätowiert, eine Kappe auf dem Kopf, das unvermeidliche Handy am Ohr. Er sprach laut in das Gerät. Er war spürbar angespannt.
Darf ich Dir erzählen, was sie jetzt wieder gemacht hat? … Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll: Sag ich etwas, ist es nichts. Sage ich nichts, bin ich gleichgültig!? …. Immer hat sie Recht. Ich mache anscheinend gar nichts richtig ….Ja – aber hat Deine Freundin schon einmal zu dir gesagt: Pack deine Sachen und verpiss Dich?!? …
Ich habe zugehört. Ich konnte nicht anders. Er tat mir Leid.
Und dann habe ich etwas gemacht, was ich noch nie gemacht habe. Ich habe ihn beim Rausgehen direkt auf das Gespräch angesprochen. Er war nicht erstaunt. Nicht verärgert. Nicht verwundert. Es war völlig in seinem Kummer verfangen.
Unser Gespräch dauerte keine Minute. Dann ging jeder seiner Wege im Getümmel des Hauptbahnhofes.
Ob ich das Richtige gesagt habe? Ich weiß es nicht. Aber ich habe ihm Verständnis und Mitgefühl gezeigt. Manchmal ist das schon etwas.
Geistliches Tagesthema vom 23. Juli
Ich bin aus dem Urlaub zurück. Es war sehr schön. Ich bin allerdings kein neuer Mensch geworden. Der Alltag ist so schnell wieder da! Ich habe mit einer Person eine Auseinandersetzung. Wir haben darüber schon öfter gesprochen, aber keine Lösung gefunden.
Es liegt ein wirkliches Problem vor. Wir haben keinen Fehler gemacht, den wir wieder gut machen könnten. Es handelt sich um kein Missverständnis, das sich aufklären ließe. Es gibt keine Möglichkeit, die Interessen zu versöhnen: Beide sind begründet. Aber sie sind unvereinbar: Entweder bekommt die Person, was sie möchte oder ich. Beides geht nicht. Auch eine Ausführung nacheinander ist nicht möglich. Es gibt keinen Vergleich. Einer muss verzichten.
Aber wer? Und wie? Im Losungsheft habe ich gestern einen Liedvers gelesen:
Zeig mir mit deinen Gaben den Weg durch diese Welt.
Gib, dass ich Hoffnung habe, die fest an Dich sich hält,
die das, was doch zerrinnt,
verlässt im Weiterschreiten
und durch der Gnade leiten
das Bleibende gewinnt (J.A.Comenius/Th.Gill).
Liegt hier die Lösung verborgen? Ist das Problem weltlich und deshalb vergänglich? Gibt es auch Dinge, die die Ewigkeit betreffen – und sollte ich mir lieber darum Gedanken machen?
Ich bin noch nicht so weit, einfach zu verzichten. Aber ich will diesen Ansatz bedenken!
Geistliches Tagesthema vom 14. Juni
In der Natur kann man es zurzeit beobachten: Die Früchte im Garten reifen heran. Aus der Blüte entwickelt sich die kleine Himbeere oder Erdbeere. Erst wird sie groß, dann ändert sie ihre Farbe, wird weich und schließlich reif und süß.
Kann man diesen Ablauf auch auf das Menschenleben übertragen? Erobert sich auch der Mensch erst seinen Platz in der Welt, wird groß – um dann, in der Phase des Reifens, „genießbar“ zu werden? Braucht es solche Zeiten, in denen äußerlich wenig geschieht, innerlich dagegen umso mehr??
Mir gefällt diese Vorstellung. Ich erlebe auch die Zeit des Ruhestandes so: Es passiert nicht mehr sehr viel. Das, was geschieht, ist aber umso wichtiger. Ich will nicht mehr kämpfen und mich anstrengen. Ich will mich Gott überlassen, weich und nachgiebig werden. Ich möchte ein angenehmer Mensch in seinem Reich werden….
Dazu soll auch der Urlaub beitragen, der in diesen Tagen beginnt. Abschalten, nichts mehr leisten, wahrnehmen, Zeit haben, geschehen lassen. Vielleicht sind solche Zeiten besonders wichtig im Leben.
Ich wünsche Ihnen eine gute Reifezeit. Genießen Sie sie, wann und wo auch immer, gerade wenn sich äußerlich scheinbar nichts tut. Gott ist am Werk!
Geistliches Tagesthema vom 11. Juni
Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung. So lautet der Lehrtext aus dem Neuen Testament zum 11. Juni. Was für ein schöner Vers aus dem Philipperbrief (3,10)!
Es geht nicht nur um mein Leben. Es gibt Wichtigeres als meine eigene Befindlichkeit. Das ist das erste, was in diesem Vers steckt. Wer auf Christus schaut, der sieht über sich hinaus. Der Blick auf Jesus gibt dem Leben einen weiten Horizont.
An Jesus ist aber nicht nur interessant, was er zu seinen Lebzeiten gesagt und getan hat. Seine Worte und Taten sind etwas Besonderes. Sie unterscheiden sich sehr von dem, was die meisten Menschen selber sagen oder tun. Aber es geht nicht nur um das Leben in dieser Welt – es geht um die Kraft von Jesu Auferstehung.
Die Auferstehung weist über Jesu Leben auf dieser Erde hinaus. Sie ist das Zentrum unseres Glaubens. Mit ihr bekommt unser Leben einen neuen Aspekt. Es gibt nicht nur das Leben auf dieser Welt mit seinem Höhen und Tiefen. Es gibt noch etwas ganz anders, wichtigeres. Es gibt die Verheißung eines neuen, ewigen Lebens in der Gegenwart Gottes.
In die Ewigkeit Gottes ist uns Jesus mit seiner Auferstehung voraus gegangen. Darum ist er das Zentrum unseres Glaubens. Darum ist er so wichtig. Darum sagen wir: Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.
Diesen Glauben drückt sehr schön ein Liedvers von J.A. Comenius und Th. Gill aus, der den Losungen beigegeben ist.
Stund auf Stunde, Tag auf Tag schwinden und vergehen,
und auch wir wie Schatten fliehn, eh wir’s uns versehen.
Der du unsre Jahre weißt, Herr, den Weg, das Ende,mach uns weise und nimm uns einst in deine Hände.
Geistliches Tagesthema vom 7. Juni 2019
Ganz besonders ist die Losung vom vergangenen 7. Juni. Sie nimmt etwas in den Blick, was man sonst eher im Buddhismus oder in religiös neutralen Achtsamkeitshaltungen suchen würde.
„Hüte dich nur und bewahre deine Seele …“ beginnt sie. Und der Lehrtext ergänzt: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“
Es gibt offensichtlich unterschiedliche Zeiten im Leben eines Menschen. In manchen Zeiten muss man sich um andere Menschen kümmern, in anderen um sich selber. In den einen Zeiten muss man sich anstrengen, etwas zu erringen – in den anderen, es auch zu behalten. Zuzeiten braucht es vollen Einsatz für eine Sache, dann wieder steht die eigene Seele im Mittelpunkt.
Die Frage ist jetzt nicht: Was ist besser? Das Eine oder das Andere?
Die Aufgabe des Menschen ist auch nicht, sich das herauszusuchen, was ihm besser gefällt.
Wer an Gott glaubt, der nimmt sich selbst zurück und tut, was Gott sagt, was auch immer das gerade ist. Er tut es im Vertrauen darauf, dass Gott es gut mit ihm oder ihr meint und nichts sagt, was dem Menschen schadet. Ein glaubender Mensch tut Gottes Willen sogar dann, wenn er ihn nicht versteht – weil er Gott mehr vertraut, als seinem eigenen Verstand.
Eine solche Lebenshaltung ist in einer Zeit nicht modern, die die Selbstentfaltung und den freien Willen des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Aber ich glaube, dass solcher Gehorsam gegenüber Gott heilsam und gut ist – am allermeisten für den Menschen selber.
Probieren Sie es doch mal aus!
Geistliches Tagesthema vom 4. Juni 2019
Meine Frau und ich waren ein paar Tage wandern. Von Station zu Station, den Rucksack auf dem Rücken. Das gefällt uns! Dieses Mal hatten besonders viele persönliche Begegnungen.
Da waren die drei Handwerker am Himmelfahrtstag. In unserem Reiseführer entdecken sie ihr Geburtshaus und zeigen uns, hinter welchen Fenstern sie gewohnt haben.
Ein Hotelier erzählt, wie er vor 42 Jahren das Hotel übernommen hat, obwohl er eigentlich Kunstschlosser war. Er wird es führen, solange es geht - obwohl er bei einem Unfall einen Fuß verloren hat (der wieder angenäht wurde) und auch schon einen Schlaganfall hatte. Er freut sich, dass er heute Abend mit seiner Tochter gemeinsam Musik für die Gäste machen kann.
Ein Gastwirt beklagt die Schwierigkeiten seines Berufes. Die politische Gemeinde fördert das Sportheim mit 800.000 Euro, das ihm Konkurrenz macht – und keines seiner vier Kinder will das wunderschöne alte Haus mit Garten weiter führen. In ein paar Jahren wird er zusperren.
Die Zimmerwirtin fährt uns am Abend zum Essen, weil es in dem Ort kein Wirtshaus mehr gibt. Als im ersten Gasthaus „geschlossene Gesellschaft“ ist, fährt sie uns zum nächsten – und holt uns auch wieder ab. Mit Mühe nimmt sie ein paar Euro dafür…
Der Kellner lässt uns die verschiedenen Weine des Hauses probieren und erzählt von den Besonderheiten des Weinbaus bei seinem Chef.
Ich danke Gott für die Einblicke in so unterschiedliche Leben – und dafür, dass es so viele nette Menschen auf der Welt gibt. Warum übersieht man sie nur im Alltag so oft?!
30. Mai, Himmelfahrt
Meine Frau und ich gehen an Himmelfahrt für ein paar Tage wandern. Meine Tochter geht mit ihrem Freund auch wandern. Viele Menschen ziehen an Himmelfahrt durch die Lande, mehr oder weniger besinnlich. Zudem gibt es viele Gottesdienste im Grünen.
Was ist die Ursache für diesen Aufbruch, fragte mich meine Tochter? Warum gerade an Himmelfahrt? Weil es so in der Bibel steht! habe ich geantwortet, eher scherzhaft als wissend.
Bei Lukas nun lese ich, dass Jesus die Jünger nach Betanien mitgenommen hat, knapp drei Kilometer außerhalb von Jerusalem. Dort wurde er in den Himmel aufgenommen und die Jünger kehrten wieder nach Jerusalem zurück. Sie waren also schon eine gute Stunde unterwegs…
Ob die Neigung, an Himmelfahrt ins Freie zu gehen, wirklich mit Jesu Spaziergang zusammenhängt, weiß ich tatsächlich nicht. Verkehrt ist es aber nicht. Frische Luft tut gut und Bewegung erst recht. Vielleicht gibt die andere Umgebung auch Raum für ein besonders Erlebnis.
Ich wünsche es Ihnen…
28. Mai 2019
Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken und jauchzen dem Gott unseres Heils!
Die Losung vom 28. Mai trifft überhaupt nicht meine Stimmung. Ich habe eine berufliche Niederlage erlitten. Ich dachte, Menschen würden mich schätzen – und es stellte sich heraus: Ich war nur Mittel zum Zweck. Ich war nur gut genug, eine Lücke zu stopfen. Jetzt werde ich nicht mehr gebraucht.
Wie oft geht es Menschen so?! Das passiert im Leben immer wieder! Nur glaubende Menschen meinen manchmal, solche Erfahrungen müsste ihnen der „liebe Gott“ ersparen. Er müsste sie vor schlimmen Handlungen bewahren – und wenn er es nicht tut, sind sie ihm böse. Dann können sie nicht mehr „dem Herrn frohlocken und jauchzen“.
Aber wenn Gott seine Gläubigen vor allen Niederlagen bewahren, ihnen alle Ungerechtigkeit ersparen und alles zum Guten wenden würde, wo bliebe dann die Freiheit? Freiheit beinhaltet immer auch die Entscheidung gegen etwas. Die würde dann durch eine höhere Macht ausgehebelt.
Ich weiß nicht, wozu mir meine Niederlage dienen soll, aber ich will mir von den Menschen, die sie mir beigebracht haben, nicht das Gotteslob ersticken lassen. Das wäre denn doch zu viel der Ehre für sie.
Darum: Lob und Preis dem Gott, der mich ins Leben gerufen hat und zu seiner Ewigkeit geleiten wird. Er soll mich den Weg führen, den er bestimmt hat. Ich werde mit ihm gehen und ihn loben – nicht immer aus vollem Herzen, aber doch!
24. Mai
Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Dieser klare Satz aus dem vierten Buch Mose ist die Losung für den heutigen 24. Mai 2019.
So klar der Satz ist, so falsch ist zumindest sein zweiter Teil. Zwar lügt Gott nicht – aber gereut hat ihn einiges in seiner langen Geschichte mit den Menschen.
Hier ein paar Beispiele:
1. Mose 6: Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden …, da reute es den Herrn, dass er die Menschen gemacht hatte.
2. Mose 32,14: Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk angedroht hatte.
1. Samuel 15, 11: Gott sagt: Es reut mich, dass ich Saul zum König gemacht habe.
Mir hat immer gefallen, dass wir einen lebendigen Gott haben und keinen „unbewegten Beweger“ wie bei den alten Griechen. Daran will ich festhalten, auch wenn in einer einzelnen Bibelstelle etwas anders gesagt wird. Wenn nämlich selbst Gott etwas reut, dann dürfen auch wir Menschen Fehler machen – vorausgesetzt, wir wollen es danach auch wieder gut machen.
Das gilt – auch wenn wir Menschen niemals die Kraft Gottes haben werden, der sich für die Menschen schließlich sogar ans Kreuz schlagen ließ.
21. Mai
Ein Schluck Wasser oder Bier vertreibt den Durst, ein Stück Brot Hunger, Christus vertreibt den Tod. – Dieser markante Satz von Martin Luther ist den Losungen vom 21. Mai beigegeben.
Der Reformator ist unübertroffen in seiner Fähigkeit, Dinge auf den Punkt zu bringen. Was Erlösung heißt, wie Freiheit vom Gesetz der Sünde ausschaut, das beschreibt er mit treffenden Bildern.
Luthers Gedankengang ist ein Dreischritt: Christus ist von den Toten auferstanden. Der Tod hat also offensichtlich seine unbeschränkte Macht verloren. In der Verbindung mit Christus stehe auch ich nicht mehr unter seinem Diktat. So die Überzeugung Luthers.
In der Praxis haben aber trotzdem viele Menschen große Schwierigkeiten, die Gewissheit des Glaubens in das tägliche Leben zu übernehmen. Sie verhungern trotz des Angebots des Lebens.
Hier gibt es noch viel zu tun - und dabei möchte ich mithelfen.
17. Mai
In den Losungen vom 17. Mai wird eine interessante Frage aus dem biblischen „Brief an die Hebräer“ aufgegriffen. Es heißt dort: Sind die Engel nicht alle dienende Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben werden (Hebr. 1,14)?
Bei den Menschen finden sich beide Gruppen: Solche, die an Engel glauben und solche, die das nicht tun. Das ist bei einem Phänomen nicht verwunderlich, das man nicht einfach „herzeigen“ kann.
Aber auch die „Nicht-Gläubigen“ können über diese Aufgabenbeschreibung für die Engel staunen: Engel sollen für die tätig werden, die das Heil erben werden. Das ist ein faszinierender und einleuchtender Arbeitsauftrag – auch wenn man nicht so einfach sagen kann, wer genau die Zielgruppe ist!
Und zur Frage, ob es Engel nun gibt oder nicht, zitiert das Losungsbuch den bekannten englischen Baptistenprediger Spurgeon (1834 – 1892): Wir können die Engel nicht sehen. Aber es ist genug, dass sie uns sehen können.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
14. Mai 2019
Von der Sorge um Schutz und Hilfe erzählen die heutigen Losungstexte. Die Bedürftigkeit von Menschen wird hier wahrgenommen und in unterschiedlicher Weise beantwortet. Menschen kümmern sich.
Wie wohltuend ist das!
In unserer Zeit spüre ich zunehmend das Bedürfnis, alles selber bestimmen zu können, autonom zu sein, nicht auf andere Menschen angewiesen zu sein. Das geht vom Individualverkehr, dem kaum beizukommen ist, über menschliche Beziehungen bis hin zu Krankheit und Tod. Kaum ein Mensch ist noch bereit, sich anderen Menschen anzuvertrauen.
Vielleicht kann die Bereitschaft der Menschen aus den Losungen, sich um andere zu kümmern, uns ermutigen, ebenfalls mehr zu vertrauen. Das würde uns sicher gut tun.
10. Mai 2019
Kommt, Kinder, lasst uns wandern, wir gehen Hand in Hand;
eins freuet sich am andern in diesem wilden Land.
Kommt, lasst uns kindlich sein,
uns auf dem Weg nicht streiten; die Engel selbst begleiten
als Brüder unsre Reihn, als Brüder unsre Reihn.
Dieser Liedvers von Gerhard Tersteegen ist als Gebet der heutigen Tageslosung zugeordnet. Das Lied, abgedruckt im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 393,7, beschreibt das Leben von Christenmenschen als einen Weg durch raue Verhältnisse. Aber an der Hand Gottes und im Vertrauen auf seine Verheißungen führt es zum Ziel.
Auch wer die Bundesrepublik im 21. Jahrhundert nicht als "wildes Land" empfindet, ahnt doch, was gemeint ist. Und kindliches Vertrauen haben und Gemeinschaft suchen sind auch in unserer Zeit noch erstrebenswerte Tugenden. Schön, dass sie so eine Verheißung haben.
Die zeitliche Lücke in den Gebetsfrüchten ist der großen Pause geschuldet, die die homepage aus verschiedenen Gründen erfahren musste. Ich hoffe, in der Zukunft wieder mehr Zeit für solche Besinnung zu haben.
Gebetsfrüchte, 22. Januar 2019
Ich habe wieder eine neue Krankheit – und sie macht mir ganz schön zu schaffen. Die Beweglichkeit ist eingeschränkt, ich muss auf Behandlungstermine warten, die Schmerzen sind nicht wenig.
Ist das gerecht? Habe ich nicht schon so viel aushalten müssen? Muss das jetzt auch noch sein?
Ich weiß nicht, was Gott sich dabei gedacht hat. Ich glaube nicht an eine Strafe. Ich glaube nicht an eine erzieherische Maßnahme. Ich glaube nicht an ein Versehen. Die Krankheit gefällt mir nicht, aber ich zweifle nicht an Gottes Liebe – von manchen dunklen Stunden einmal abgesehen.
Krankheit gehört zu unserem Leben. Aber sie trennt nicht von Gott. Die Verheißung ewigen Lebens gilt mir immer noch, auch wenn ich krank bin. Der Weg dahin ist halt etwas mühsamer. Aber meine Vorfahren hatten ein viel schwierigeres Leben als ich und in vielen Teilen der Welt gilt das heute noch. Ich habe keinen Anspruch auf Einfachheit.
Darum: Danke, Gott, für Deine Verheißung, Gott. Sie steht über allem.
Gebetsfrüchte, 17. Januar 2019
„Warum hat Hansen während seines ganzen Lebens kaum etwas von der großen Kraft in sich gespürt? Vielleicht, weil er sich allzu sehr auf die Welt eingelassen hatte? Weil er zu stark verstrickt gewesen war in die Geschehnisse des äußeren Lebens? Weil er seine Klugheit zu ernst genommen hatte? Denn mit Klugheit kann man Brücken und Hochhäuser bauen, man kann Professor werden oder ein erfolgreicher Filmemacher – Liebe und Mitgefühl aber brauchen keine Klugheit, und ist nicht ein gutes Herz viel wertvoller als ein brillanter Kopf?“
Das ist ein kurzer Abschnitt vom Ende des Buches „Dämonen“ von Jürgen Domian. Der Held, Hansen, gerät in große Gefahr. Fast hätte er sich selbst umgebracht. Aber er besteht seine Gefährdungen. Er setzt sich gegen seine Dämonen durch und findet in das Leben zurück.
Dass das Buch trotzdem tragisch endet mag der Dramaturgie geschuldet sein. Ein Ende mit Schrecken ist eben doch eindrücklicher und verkaufsfördernder, als eine gelernte Lebenslektion. Mich aber hat es fasziniert, dass ein Gegenwartsautor zum selben Ergebnis kommt, wie das 2000 Jahre alte Buch der der Bücher, die Bibel: „Die Liebe aber ist die größte unter ihnen“ (1. Kor. 13,13). Der Liebe zu vertrauen und ihr entsprechend zu leben ist eine Herausforderung für jeden Tag.
16. Januar 2019
Ein Mann will sterben. Er ist nicht krank, weder am Körper noch an der Seele, er hat keine wirklichen Probleme, weder mit sich noch mit anderen Menschen, er hat das Leben einfach satt. Er erwartet sich nichts mehr davon. Weder die gute Beziehung zu seinem Sohn noch das wahrhaftige Verhältnis zu einem Freund halten ihn von seinem Entschluss ab – und mit Frauen hat er auch abgeschlossen. Also beschließt er, in sein Lieblingsland nach Nordschweden zu fahren und am 21. Dezember, an seinem 60. Geburtstag, eine Flasche Whisky zu trinken und sich dann nackt in den Schnee zu legen…
So beginnt das Buch „Dämonen“ von Jürgen Domian, das ich heute Nacht angefangen habe zu lesen.
Der Mann kann mit Gott und Glauben nichts anfangen. Er sieht das Leben von einer anderen Seite. Darum würde ihm auch die heutige Losung nichts sagen. Aber zu mir haben die Worte an diesem Morgen gesprochen. „Wenn dich dein Bruder oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau in deinen Armen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein Leben, heimlich überreden würde und sagen: Lass uns hingehen und anderen Göttern dienen, so willige dich nicht ein“ (5. Mose 13, 7.9).
Es kann sein, dass einen die nächsten Menschen in die Irre führen wollen. Unbedingt gehören aber in die obige Aufzählung noch die eigenen Dämonen hinein… Martin Luther hatte schon Recht: Die Hölle ist in der eigenen Brust.
30. Dezember 2018
Ich sitze in diesen Tagen zum Gebet oft vor der Krippe. Noch sind alle da: Maria, Josef, das Kind in der Krippe, die Hirten. Die Waisen sind bereits auf dem Weg durch das Wohnzimmer. Bald werden sie an der Krippe eintreffen und sich mit den Anderen versammeln.
Dann aber wird es blitzschnell gehen: Der Engel wird Joseph erscheinen und ihn von den Mordplänen des Herodes unterrichten – und noch in derselben Nacht wird Joseph aufstehen, das Kind und seine Mutter nehmen und nach Ägypten fliehen. Dann hat es mit der Beschaulichkeit ein Ende. Dann kommt es darauf an, schnell und entschlossen zu handeln. Die Familie muss überleben. Alles andere muss zurückstehen.
Wie unterschiedliche Phasen es doch im Leben von uns Menschen gibt. Manchmal haben wir Zeit ohne Ende, können den Dingen in allen Richtungen nachsinnen. Dann wieder kommt es nur auf den nächsten Schritt an. Allein das nackte Überleben ist wichtig.
Beides, Herr, kommt offensichtlich aus Deiner Hand. Lass mich mein Leben als Ganzes annehmen und tun, was Dir jeweils wohl gefällt.
20. Dezember 2018
Eigentlich wollte ich meinen Hausarzt und seine Verordnung kritisieren. Mein Physiotherapeut hielt das Schmerzmittel, das er mir verschrieben hatte, für viel zu stark und hatte ein deutlich schwächeres Mittel empfohlen.
Das könne ich schon auch nehmen, meinte mein Hausarzt. Es habe nur eine Nebenwirkung, die sich mit einem anderen meiner Medikamente nicht gut vertrage. Deshalb habe er sich für das stärkere, aber in diesem Fall gefahrlosere Mittel entschieden.
Ich war beschämt und erfreut zugleich. Ich erkannte nicht nur das höhere Wissen meines Arztes – ich spürte auch seine stille Fürsorge für meine Gesundheit.
Wie oft tun Menschen etwas, dessen Bedeutung man gar nicht gleich erkennt... Sagen wir nicht auch, dass Gott im Himmel so verborgen wirkt???
13. Dezember 2018
Fast 35 Jahre war ich Pfarrer in der evangelischen Kirche, über 20 Jahre benutze ich das neue Gesangbuch – und immer noch gibt es sogar Adventslieder, die ich nicht kenne. Aus einem davon, aus dem Lied „Gott sei Dank durch alle Welt“ (Evang. Gesangbuch, Lied Nr. 12), stammt das heutige Gebet in den Losungen.
Beim Nachsinnen über die Worte ahne ich, warum das Lied eher unbekannt geblieben ist. Jesus wird darin als Herr der Welt gesehen, der kommt um die Menschen und die Welt zu erlösen – und nicht als kleines Kind in der Krippe, das so unbegreiflich süß ist.
Entsprechend auch die Bitte an ihn am Ende: „Richte du auch eine Bahn, dir in meinem Herzen an.“
Ich bitte einen Starken mich zu stärken – schade, dass solches Verhalten so ungewöhnlich geworden ist.
5. Dezember 2018
Albert Einstein schreibt in seinem sogenannten Gottesbrief, dass das Wort "Gott" ein Zeichen für die Schwäche des Menschen ist.
Diese Erkenntnis war einem Bieter fast 3 Millionen Dollar wert. Für diesen Betrag wurde der Brief am 4. Dezember versteigert.
Aber wer ist stärker: Einer, der seine Schwäche erkennt und Hilfe sucht - oder einer, die seine Schwäche leugnet und ignoriert?
Wenn ich schwach bin, bin ich stark, sagt der Apostel Paulus dazu.
Auch wenn es paradox klingt: Mir ist diese Form von Schwäche lieber, als eine eingebildete Stärke.